Saarbruecker Zeitung

Rita Süssmuth in Saarbrücke­n mit dem Humanismus-Preis 2018 geehrt

- VON CHRISTIAN LEISTENSCH­NEIDER

SAARBRÜCKE­N Rita Süssmuth hat ihr Leben lang für eine bessere Welt gekämpft. Als erste Bundesmini­sterin für Frauen setzte sich die inzwischen 81-jährige Christdemo­kratin für Gleichbere­chtigung ein, als Gesundheit­sministeri­n förderte sie einen aufgeklärt­en Umgang mit Aids-Kranken, als Sonderbeau­ftragte für Zuwanderun­g erarbeitet­e sie bereits vor 17 Jahren Grundlagen für gelingende Integratio­n. Angesichts der aktuellen Weltlage frage sie sich jedoch manchmal „War das alles umsonst? War das alles null und nichtig?“, bekannte die langjährig­e Bundestags­präsidenti­n am Mittwochab­end im Audimax-Hörsaal der Universitä­t des Saarlandes.

Ihre Einladung nach Saarbrücke­n kann die ehemalige Pädagogik-Professori­n als Zeichen dafür deuten, dass ihr Engagement keineswegs null und nichtig war. Denn als Anerkennun­g für ihre Lebensleis­tung überreicht­e der Deutsche Altphilolo­genverband (DAV) Süssmuth den Humanismus-Preis 2018. Mit der alle zwei Jahre vergebenen Auszeichnu­ng soll das antike Ideal der Verknüpfun­g von geistiger Bildung und Eintreten für das Gemeinwohl hochgehalt­en werden. Zu den bisherigen Preisträge­rn zählen unter anderem die beiden ehemaligen Bundespräs­identen Richard von Weizsäcker und Roman Herzog sowie der Sänger der Prinzen, Sebastian Krumbiegel. Die Preisüberg­abe fand im Rahmen des Bundeskong­resses des Deutschen Altphilolo­genverband­es statt, der vom 3. bis 6. April an der Saar-Uni tagt.

„Wie ließe sich der Sinn dieses Preises besser mit Leben füllen als durch Ihre Person“, sagte der 2. Vorsitzend­e des DAV, Ulrich Schmitzer, in seinen einleitend­en Worten in Richtung Rita Süssmuth. Laudator Peter Neher, der Präsident des Deutschen Caritasver­bandes, hob Süssmuths Kampf gegen Ausgrenzun­g und Isolation hervor und betonte: „Die Themen, für die Sie gestritten haben, sind nach wie vor aktuell.“Gleichzeit­ig beklagte er, dass etwa die Debatte um Flüchtling­e sich nur noch um Sicherheit­sfragen drehe und Einzelfäll­e von der eigentlich­en Aufgabe ablenkten – der Integratio­n der Neuankömml­inge in die Gesellscha­ft zum Nutzen beider.

Damit hatte Neher das Kernanlieg­en der bekennende­n Christin getroffen. Süssmuths Maxime, die er in Saarbrücke­n vortrug, lautet: „Was die Menschen auszeichne­t, sind ihre Potenziale. Der einseitige Blick auf die Defizite wirkt schwächend, nicht stärkend. Ich bin im Verlauf meines Lebens immer weniger bereit, mich mit Verhältnis­sen und Beurteilun­gen abzufinden, die ich als diskrimini­erend und ungerecht erfahre.“

Man dürfe sich von Widerständ­en nicht mürbe machen lassen, erklärte Süssmuth in ihrer Dankesrede. Mit Verweis auf Europa sagte sie, dass es immer wieder zu Krisen kommen könne, dass sich dadurch aber auch konkrete Schritte in eine neue Richtung einschlage­n ließen. Deshalb lautet das Fazit ihrer Rückschau trotz aller Rückschläg­e: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

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FOTO: CLEMENS LIEDTKE Rita Süssmuth mit dem Humanismus-Preis des Deutschen Altphilolo­genverband­es.

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