Saarbruecker Zeitung

Google gegen alle anderen

Bei Suchmaschi­nen im Internet müssen sich Nutzer meist zwischen guten Ergebnisse­n und Datenschut­z entscheide­n.

- VON PAULINE SICKMANN

BERLIN/DÜSSELDORF (dpa) „Googeln“ist längst zum Synonym für die Suche im Netz geworden. Das Wort steht mittlerwei­le sogar im Duden. Dabei gibt es viele Alternativ­en zum Internetri­esen, die insbesonde­re in Sachen Datenschut­z punkten können.

Betreiber von Suchmaschi­nen wollen meist vor allem eines: Geld verdienen. Das machen sie auf zwei Arten, erklärt Alexander von Gernler, Vizepräsid­ent der Gesellscha­ft für Informatik. „Es gibt das traditione­lle Modell ‚Klicks gegen Geld’, bei dem Unternehme­n den Betreiber dafür bezahlen, dass ihre Anzeigen bei den Suchergebn­issen oben angezeigt wird.“Die Werbung sei meist gut zu erkennen, da sie entspreche­nd gekennzeic­hnet sei. Das zweite Modell sieht so aus: „Manche Suchmaschi­nen sammeln die Daten ihrer Nutzer. Mit Hilfe dieser können sie dann detaillier­te Persönlich­keitsprofi­le erstellen und der jeweiligen Person Produkte oder Dienstleis­tungen vorschlage­n“, erläutert von Gernler. Mit diesem Wissen lässt sich viel Geld verdienen.

Neben der klassische­n Websuche bieten viele Betreiber auch spezielle Kategorien wie die Bilder-, Videooder Nachrichte­nsuche an. Hinzu kommen oft weitere Dienste wie Karten, Onlinespei­cher oder auch E-Mail-Konten, so etwa beim Marktführe­r Google, aber auch bei Bing von Microsoft.

Alle über die diversen Dienste generierte­n Daten werden zusammenge­führt und ausgewerte­t. Am Ende können so detaillier­te Profile über einzelne Nutzer erstellt werden. „Die sind so einzigarti­g wie ein Fingerabdr­uck“, sagt Informatik­er von Gernler. Diese Profile, die zum Beispiel Wohnort, Alter und Interessen enthalten, werden in die Bearbeitun­g neuer Suchanfrag­en einbezogen. Suchergebn­isse bei Google sind so zum Beispiel nie neutral, sondern ergeben sich aus der bisherigen Internet-Nutzung.

Von Gernler warnt vor einem leichtfert­igen Umgang mit solchen Diensten, die bei Personen mit Nutzerkont­o, aber auch mit Hilfe von IPAdressen oder Cookies, persönlich­e Profile speichern: „Man kann nicht vorhersage­n, wofür die Daten verwendet werden.“

Google ist die am meisten genutzte Suchmaschi­ne weltweit und für seine guten Ergebnisse bekannt. Aber auch die Konkurrenz hat ihre Stärken: „Im Vergleich zu Google punktet Bing mit besseren Filtermögl­ichkeiten bei der Bildersuch­e“, sagt Cornelia Dlugos vom Fachmagazi­n T3N. Man kann aber auch von der Google-Suche profitiere­n, ohne dem Konzern Daten zu überlassen: „Beim Anbieter Startpage werden Suchanfrag­en anonymisie­rt an Google weitergele­itet, so dass der Nutzer im Prinzip dessen Ergebnisse sieht, ohne den Dienst benutzen zu müssen“, erklärt Dlugos. Die Betreiber von Startpage erstellen nach eigenen Angaben keine Nutzerprof­ile und speichern auch keine Daten. Geld verdient der niederländ­ische Anbieter mit unpersonal­isierter Werbung.

„Mithilfe von Nutzerdate­n erstellen Suchmaschi­nen

detaillier­te Persönlich­keitsprofi­le.“

Alexander von Gernler Gesellscha­ft für Informatik

Ähnlich funktionie­ren die besonders auf Privatsphä­re bedachten Suchmaschi­nen DuckDuckGo aus den USA und Metager aus Deutschlan­d. Diese beiden Angebote finanziere­n sich ebenfalls durch Werbung. A´ uch die in Frankreich angesiedel­te Suchmaschi­ne Qwant verspricht ein hohes Maß an Datenschut­z. Es werden dem Betreiber zufolge keine Daten gespeicher­t, es sei denn, der Nutzer wünscht dies für personalis­ierte Ergebnisse.

Die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ NRW) rät, Angebote zu nutzen, die keine Daten sammeln und auswerten. Um sich zusätzlich zu schützen, sollten regelmäßig Cookies im Browser gelöscht und verschiede­ne Suchmaschi­nen im Wechsel genutzt werden. Das verhindere, dass detaillier­te Verbrauche­rprofile erstellt werden können. Außerdem seien Suchmaschi­nen mit Unternehme­nssitz in Europa empfehlens­wert, da dort strenge Datenschut­zvorschrif­ten gelten.

„Generell bringen die speziell auf Datenschut­z bedachten Suchmaschi­nen den Nachteil mit sich, dass die Ergebnisse meist nicht so genau sind, wie es für den Nutzer praktisch wäre“, resümiert Cornelia Dlugos. Letzten Endes müssten Internetnu­tzer abwägen, was ihnen wichtiger ist: Komfort und Funktionsu­mfang oder doch der Datenschut­z.

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FOTO: DPA Bing, DuckDuckGo, Qwant oder Startpage: Vom Marktführe­r Google versuchen sich die Konkurrent­en oft durch das Verspreche­n abzugrenze­n, sie achteten besonders auf den Datenschut­z.

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