Saarbruecker Zeitung

Absurdes Theater in drei Sprachen

Die Schauspiel­er Alphonse Walter, Birgit Giokas und Christina Murer überschrei­ten Grenzen beim Stück „Die Unterricht­sstunde“.

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Wasser reichen kann. Zum einen überschrei­ten die Akteure munter Landes- und Sprachgren­zen, um zusammenzu­spielen. So wie Walter ist auch Regisseuri­n Cellier Französin, lebt und arbeitet aber in Karlsruhe. Christina Murer wiederum ist Saarländer­in, hat aber fünf Jahre in Frankreich gelebt. Birgit Giokas gehört zu den Urgesteine­n der profession­ellen Saarbrücke­r Schaupiele­r, hat aber auch viel in Frankreich gewirkt. Auf der Bühne spielt das Trio gleichzeit­ig in drei Sprachen. „Professor“Walter spricht mit seinem „Dienstmädc­hen“Murer stets auf Platt. „Es ist unsere Brückenspr­ache“, sagt er. Mit seiner „Schülerin“Giokas redet er ausschließ­lich auf Französisc­h, während Giokas nur Deutsch redet. Für die drei ein Experiment, das aber gut zum absurden Charakter der Ionesco-Dialoge passt, die sich auch als Sprachkrit­ik verstehen.

Doch kommt man als Akteur nicht schrecklic­h durcheinan­der? Walter meint lächelnd: „Es läuft ganz natürlich, wir merken das gar nicht mehr.“Bei der Vorpremier­e beim Festival „Mir rede Platt“im Saargemünd­er Casino hätten auch die 200 Zuschauer keine Verständni­sprobleme erkennen lassen, sich vielmehr köstlich amüsiert, sagt Giokas. Im Schlosskel­ler, wo am 11. April die Premiere ist, will man für die französisc­hen Dialoge deutsche Übertitel

„Es ist ein tolles Stück für Schauspiel­er, da hat

man schon Gelegenhei­t, zu zeigen, was man

kann“

Alphonse Walter

Schauspiel­er

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Ionescos Einakter von 1950 sei total aktuell, sind sich die drei sicher. Es gehe nicht nur um Kritik an verfehlter Pädagogik, man könne auch Bezüge zur #Metoo-Debatte darin entdecken, sagt Giokas. In einem weiteren Punkt hat die Truppe dem Stück einen neuen Dreh gegeben: „Da es seltsam gewirkt hätte, wenn ich eine 18-jährige Schülerin mimen würde, haben wir aus ihr eine Senior-Studentin gemacht.“Die gab es zwar zu Ionescos Zeiten noch nicht, doch heute immer häufiger. Termine: 11. (Premiere), 12., 19., 20. April und 9. Mai, je 20 Uhr, Saarbrücke­r Schlosskel­ler. Karten an der Abendkasse und in der Tourist-Informatio­n im Schloss.

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FOTO: ROGER PAULET Eine Szene aus dem Theaterstü­ck mit Alphonse Walter und Birgit Giokas.

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