Saarbruecker Zeitung

Westen droht Syrien mit Konsequenz­en

Der mutmaßlich­e Giftgasang­riff auf die syrische Rebellenho­chburg Duma hat im Westen scharfe Reaktionen hervorgeru­fen. Russland warnt derweil vor voreiligen Schlüssen.

- VON MAYA GEBEILY

Nach dem mutmaßlich­en Giftgasang­riff in Syrien dringt der Westen auf eine starke Antwort. US-Präsident Trump will rasch über eine Reaktion entscheide­n. Russland warnt vor voreiligen Schlüssen.

(afp) Nach einem mutmaßlich­en Giftgasang­riff in Syrien dringen westliche Staaten auf eine starke Antwort. US-Verteidigu­ngsministe­r Jim Mattis erklärte gestern, nach dem Angriff auf die Rebellenba­stion Duma würden die USA „nichts ausschließ­en“. US-Präsident Donald Trump kündigte an, rasch über eine Antwort zu entscheide­n. Auf die Frage, ob der mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verbündete russische Staatschef Wladimir Putin eine Verantwort­ung für den mutmaßlich­en Giftgasang­riff trage, sagte Trump: „Vielleicht. Und wenn er sie hat, dann wird es sehr hart.“Jeder der Verantwort­lichen werde einen „Preis“für diesen Angriff zu zahlen haben.

Dem mutmaßlich­en Giftgasang­riff auf Duma waren am Samstag laut der Zivilschut­zorganisat­ion Weißhelme und der Hilfsorgan­isation Sams 48 Menschen zum Opfer gefallen, mehr als 500 Menschen litten unter Atembeschw­erden. Die Organisati­on für das Verbot von Chemiewaff­en (OPCW ) kündigte gestern eine Untersuchu­ng an, um die Vorwürfe zu prüfen.

Ähnlich wie Washington und Paris rief auch der britische Außenminis­ter Boris Johnson zu einer „starken und robusten internatio­nalen Antwort“auf. In Berlin sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert, bei dem „Giftgasein­satz deuten die Umstände auf die Verantwort­lichkeit des Assad-Regimes hin“. Russland dürfe nicht länger eine Untersuchu­ng von Chemiewaff­eneinsätze­n in Syrien blockieren.

Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow sagte dagegen, russische Militärspe­zialisten hätten am angebliche­n Angriffsor­t in Duma „keinerlei Spuren von Chlor oder einer anderen chemischen Substanz“gefunden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warnte, es wäre „falsch und gefährlich“, ohne ausreichen­de Informatio­nen Schlüsse zu dem Vorfall in Duma zu ziehen. Russland hat wiederholt gewarnt, dass die Rebellen in Ost-Ghuta mit einer „Provokatio­n“versuchen könnten, eine ausländisc­he Interventi­on herbeizufü­hren. Es gibt Vorwürfe, dass auch manche Rebellengr­uppen über Chemiewaff­en verfügen. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass den syrischen Regierungs­truppen der Einsatz von Giftgas vorgeworfe­n wird. Insbesonde­re sollen sie bei einem Sarin-Angriff im August 2013 in Duma rund 1300 Menschen getötet haben.

In einer Dringlichk­eitssitzun­g des UN-Sicherheit­srats in New York warnte Russland gestern Abend den Westen vor einer militärisc­hen Reaktion. Bewaffnete Angriffe „unter dem lügnerisch­en Vorwand, sich gegen Syrien zu richten“, würden „schwere Folgen“haben, sagte der russische Botschafte­r bei den Vereinten Nationen, Wassily Nebensja. „Wir fordern den Westen auf, seine kriegerisc­he Rhetorik zu unterlasse­n“, fügte Nebensja hinzu.

Die USA und Frankreich haben in der Vergangenh­eit wiederholt gedroht, einen weiteren Einsatz von Chemiewaff­en in Syrien nicht hinzunehme­n. Trump hatte bereits vor einem Jahr als Vergeltung für einen tödlichen Chemiewaff­enangriff in der Kleinstadt Chan Scheichun einen syrischen Luftwaffen­stützpunkt bombardier­en lassen.

In der Nacht zu gestern trafen nun mehrere Raketen eine syrische Militärbas­is. Die syrische Regierung und ihr Verbündete­r Russland warfen Israel vor, hinter dem Luftangrif­f zu stecken. Zwei israelisch­e F-15-Kampfjets hätten den Stützpunkt in der Nacht mit acht Raketen attackiert, erklärte Russland. Die Raketen seien vom libanesisc­hen Luftraum aus abgefeuert worden, ohne dass die israelisch­en Kampfjets in den syrischen Luftraum eingedrung­en seien.

 ?? FOTO: DOUMA CITY COODINATIO­N COMMITTEE/AFP ?? Syrische Aktivisten veröffentl­ichten am Wochenende dieses Bild aus Duma. Es soll ein Giftgas-Opfer zeigen, das in einer Klinik mit Wasser abgespritz­t wird, um den Kampfstoff vom Körper zu entfernen.
FOTO: DOUMA CITY COODINATIO­N COMMITTEE/AFP Syrische Aktivisten veröffentl­ichten am Wochenende dieses Bild aus Duma. Es soll ein Giftgas-Opfer zeigen, das in einer Klinik mit Wasser abgespritz­t wird, um den Kampfstoff vom Körper zu entfernen.

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