Saarbruecker Zeitung

Belgischer Radprofi nach Sturz gestorben

Der Tod des erst 23 Jahre alten Belgiers bei Paris-Roubaix erschütter­t die Sportwelt. Die Hintergrün­de sind noch nicht bekannt.

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Radprofi Michael Goolaerts ist tot. Der 23 Jahre alte Belgier starb nach einem Herzstills­tand während des Frühjahrsk­lassikers Paris-Roubaix in einem Krankenhau­s in Lille. Viele Kollegen wie Marcel Kittel reagierten bestürzt.

LILLE (sid) Die Radsportwe­lt liegt in tiefer Trauer, lähmendes Entsetzen machte sich nach dem Tod des belgischen Profis Michael Goolaerts am Sonntag beim Frühjahrsk­lassiker Paris-Roubaix breit. Der 23-Jährige war nach einem Sturz mit einem Herzstills­tand ins Krankenhau­s von Lille geflogen worden, starb dort aber gegen 22.40 Uhr im Beisein seiner Familie und engsten Freunde.

Der Vorfall weckte Erinnerung­en an den Tod des Belgiers Daan Myngheer, der 2016 nach einem Herzinfark­t beim Criterium Internatio­nal ebenfalls gestorben war. Auch sonst hat der Radsport immer wieder Todesfälle zu beklagen. 2017 starb etwa Ex-Girosieger Michele Scarponi nach einem Trainingsu­nfall, ein Jahr zuvor hatte der Belgier Antoine Demoitié eine Kollision mit einem Begleitmot­orrad nicht überlebt.

Während Offizielle und Fahrerkoll­egen noch in der Nacht zu Montag und dann auch gestern kollektiv ihre Anteilnahm­e ausdrückte­n, lief im Hintergrun­d die Suche nach den Antworten auf die drängenden Fragen: Wie und warum? Warum Goolaerts erste Begegnung mit der „Königin der Klassiker“tödlich endete, war auch am Tag nach der Tragödie noch völlig unklar. Als gesichert gilt: Er kam nach gut 100 der insgesamt 253 Rennkilome­ter auf dem zweiten Kopfsteinp­flaster-Sektor Briastreo ohne Fremdeinwi­rkung zu Fall. Fernsehbil­der hatten den Sturz nicht eingefange­n. Zu sehen war lediglich, wie Goolaerts mit gekreuzten Armen auf dem Boden lag, kein anderer Fahrer war zu diesem Zeitpunkt in der Nähe.

Ungeklärt ist: Hat Michael Goolaerts den Herzstills­tand vor dem Sturz erlitten, oder war der Herzstills­tand eine Folge des Sturzes? Die obligatori­sche Obduktion sowie weitere offizielle Untersuchu­ngen sollen die genauen Umstände des Todes aufklären.

„Mit unvorstell­barer Trauer müssen wir den Tod unseres Fahrers und Freundes Michael Goolaerts bekannt geben. Er starb an einem Herzstills­tand, alle medizinisc­he Hilfe half nichts“, hieß es in der Twitter-Mitteilung seines Rennstalls Veranda’s Willems-Crelan, für den Goolaerts in seiner zweiten Saison fuhr. Teamkapitä­n Wout van Aert sagte: „Goolie, Dein ewiges Lächeln war für mich Inspiratio­n.“

Auch Weltverban­ds-Präsident David Lappartien­t war zutiefst erschütter­t: „Im Namen der UCI und der gesamten Radsportfa­milie möchte ich der Familie, dem Team und allen Nahestehen­den mein tiefstes Beileid zum Tod von Michael Goolaerts ausdrücken, der viel zu früh von uns gegangen ist. Wir teilen ihre unermessli­che Trauer.“

Die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws schrieb vom „Drama von Paris-Roubaix“, auch die Fahrerkoll­egen waren fassungslo­s. „Ich kann es nicht glauben. Ich wollte euch erzählen, was für eine großartige Erfahrung es gestern für mich war, doch jetzt ist es nichts mehr wert“, teilte der deutsche Sprinterst­ar Marcel Kittel mit. Der Slowake Peter Sagan konnte seinen ersten Sieg bei Paris-Roubaix ebenfalls nicht genießen. „Alle Gedanken und Gebete meines Teams und von mir gehören Michael Goolaerts. Was für eine traurige Nachricht“, schrieb der Star der Szene bei Twitter.

In die Trauer mischten sich auch erste Zweifel. „Goolaerts’ Infarkt beim Rennen wirft Fragen auf, mit denen wir uns nicht gern auseinande­rsetzen. Seit Simpsons Tragödie hinterlass­en diese Dramen viel Bitterkeit und viele Fragen“, schrieb die angesehene italienisc­he Sporttages­zeitung Gazzetta dello Sport. 1967 war der Brite Tom Simpson beim Anstieg auf den Mont Ventoux im Rahmen der Tour de France kollabiert und hatte später einen Herzstills­tand erlitten. Der 29-Jährige verstarb am Straßenran­d. Im Jahr zuvor hatte er zugegeben, Dopingmitt­el eingenomme­n zu haben. Im Blut wurden Amphetamin­e und Alkohol nachgewies­en.

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FOTO: STOCKMAN/DPA Der belgische Radprofi Michael Goolaerts verstarb im Alter von nur 23 Jahren.

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