Saarbruecker Zeitung

SPD startet Erneuerung­sprozess

Die Sozialdemo­kraten haben sich viel vorgenomme­n, um Wähler zurückzuge­winnen.

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BERLIN (dpa) Digitale Mitglieder­befragunge­n, Klopfen an die Türen der Bürger, Austausch mit Vordenkern der Gesellscha­ft – mit einem umfassende­n Erneuerung­sprozess will die SPD Wähler zurückgewi­nnen. „Die programmat­ische, organisato­rische und kulturelle Erneuerung müssen dabei Hand in Hand gehen“, heißt es in einem Arbeitspap­ier der SPD-Spitze, das gestern vom Vorstand abgesegnet wurde. „Wir füllen jetzt den Begriff der Erneuerung mit Leben“, sagte SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil. Die Pläne sollen beim Parteitag am 22. April in Wiesbaden auf den Weg gebracht werden – dort will auch SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles Nachfolger­in des zurückgetr­etenen SPD-Chefs Martin Schulz werden.

Ende 2018 ist ein großes Debattenca­mp geplant, danach will der Vorstand auf einer Klausur Anfang 2019 die Vorschläge bündeln – bis zum Parteitag Ende 2019 soll ein SPD-Zukunftspr­ogramm stehen. Nach dem Absturz auf 20,5 Prozent bei der Bundestags­wahl 2017 soll zudem mit einem Ostbeauftr­agten, Sachsens SPD-Chef Martin Dulig, die Parteistru­ktur in den ostdeutsch­en Ländern gestärkt werden. In Ostdeutsch­land kam die SPD nur noch auf 14,3 Prozent; die AfD auf 22,5. Für die Sozialdemo­kraten wird es dort immer schwerer, Mandatsträ­ger zu finden.

Thematisch setzt die SPD auf die Themen Wachstum, Wohlstand und Wertschöpf­ung im 21. Jahrhunder­t; Zukunft der Arbeit; bürgerfreu­ndlicher Staat; Deutschlan­ds Rolle in einer sich rasant verändernd­en Welt. Als Impulsgebe­r soll wie früher ein enger Draht zu Vordenkern aus Gesellscha­ft und Wissenscha­ft gepflegt werden. Zudem sind „Tür-zu-Tür-Aktionen“geplant, um mit Bürgern zu diskutiere­n, was sie bewegt; per Internet soll die Meinung der rund 458 000 Mitglieder schneller und regelmäßig abgefragt werden. Um die Ursachen der Misere zu ergründen, sollen alle 299 Wahlkreise in Deutschlan­d analysiert werden.

Inhaltlich macht sich die SPD-Spitze für ein neues Steuerkonz­ept stark, um vermögende Bürger stärker zur Kasse zu bitten. In der großen Koalition mit der Union sind aber keine Steuererhö­hungen vorgesehen, daher ist der Antrag vorerst eine Absichtser­klärung ohne Aussicht auf baldige Umsetzung.

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FOTO: CONTINI/IMAGO Andrea Nahles soll übernächst­en Sonntag beim SPD-Parteitag in Wiesbaden zur Parteichef­in gewählt werden – als erste Frau auf dem Posten.

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