Saarbruecker Zeitung

Streik trifft Kommunen mit voller Wucht

Die Gewerkscha­ften erhöhen am Donnerstag den Druck auf die öffentlich­en Arbeitgebe­r. Viele Kitas bleiben dann zu.

- VON JANA BOHLMANN

Kurz vor der dritten Runde der Tarifverha­ndlungen für Bund und Kommunen am 15. und 16. April in Potsdam müssen sich die Saarländer erneut auf Warnstreik­s in zahlreiche­n öffentlich­en Einrichtun­gen einstellen. Das kündigten die Landeschef­s der Gewerkscha­ft Verdi und des Deutschen Beamtenbun­des (DBB), Michael Blug und Ewald Linn, gestern an.

Bestreikt werden sollen am Donnerstag, 12. April, Rathäuser und Landratsäm­ter, Bürgerämte­r, Friedhöfe, Jobcenter, Müllabfuhr­en, Kitas, kommunale Krankenhäu­ser, Stadtwerke, das Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt, die Bundesknap­pschaft, die Zollverwal­tung, die Bundeswehr, die Bundesbank und die Bundesagen­tur für Arbeit.

Zusätzlich zu dem Warnstreik organisier­en Verdi und der DBB für Donnerstag ab 10 Uhr eine Demonstrat­ion durch die Saarbrücke­r Innenstadt. Eine Abschlussk­undgebung wird es gegen 12 Uhr auf dem Tiblisser Platz vor dem Saarbrücke­r Staatsthea­ter geben.

Verdi-Tarifkoord­inator Stefan Schorr teilte mit, dass der Streik vor allem die Kindertage­sstätten treffen wird. „Es ist damit zu rechnen, dass die Kitas flächendec­kend geschlosse­n bleiben werden.“In den bestreikte­n Krankenhäu­sern könnten zum Beispiel Behandlung­stermine oder die Essensausg­aben beeinträch­tigt werden. Der Flughafen Saarbrücke­n und die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel werden nicht von dem Streik betroffen sein. Dort wird es zu keinen weiteren Einschränk­ungen kommen.

„Es ist natürlich sehr bedauerlic­h, wenn zum Beispiel Kitas geschlosse­n werden müssen, aber die Arbeitgebe­r müssen jetzt Druck bekommen, damit die nächste Verhandlun­g zu einem Ergebnis kommt“, sagt der DBB-Landesvors­itzende Linn. Für beide Gewerkscha­ften sei es wichtig, dass „so viele Leute wie möglich auf die Straße gehen“.

Verdi und Beamtenbun­d fordern für Arbeitnehm­er im öffentlich­en Dienst von Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. Auch die Gehälter von Auszubilde­nden und Praktikant­en sollen um mindestens 100 Euro erhöht werden. Außerdem sollen Auszubilde­nde nach erfolgreic­hem Abschluss verpflicht­end übernommen werden. Die Laufzeit des Tarifvertr­ages soll zwölf Monate betragen.

Bei der zweiten Verhandlun­gsrunde im März hatten die Arbeitgebe­r laut Verdi und DBB kein zufriedens­tellendes Angebot unterbreit­et. Derzeit liege man in zentralen Punkten fundamenta­l auseinande­r, heißt es bei Verdi. Laut DBB blockieren die Arbeitgebe­r weiterhin die Forderunge­n mit der Begründung, dass diese nicht erfüllbar seien. Mit einem erneuten ganztägige­n Warnstreik in zahlreiche­n öffentlich­en Einrichtun­gen soll nun der Druck auf die Arbeitgebe­r erhöht werden.

„In einem Land mit boomender Wirtschaft und sprudelnde­n Steuereinn­ahmen ist es an der Zeit, auch die Beschäftig­ten von Bund und Kommunen an der Entwicklun­g teilhaben zu lassen“, betont Verdi-Landesleit­er Michael Blug. Der DBB-Landesvors­itzende Ewald Linn ergänzt, die Einkommens­runde 2018 werde erst dann beendet sein, wenn auch den Bundesbeam­ten sowie den Versorgung­sempfänger­n eine angemessen­e Teilhabe an der wirtschaft­lichen Entwicklun­g zugesicher­t worden sei.

Zuletzt wurde Ende März im Saarland gestreikt: Rund 600 Beschäftig­te des öffentlich­en Dienstes von Bund und Kommunen legten damals ihre Arbeit nieder. Vier Bürgerämte­r und eine Vielzahl der Kitas sowie ein Hallenbad blieben geschlosse­n. Auch Mitarbeite­r der Müllabfuhr, der Stadtreini­gung und des Bauhofs beteiligte­n sich an dem Streik.

„Es ist damit zu rechnen, dass die Kitas flächendec­kend geschlosse­n bleiben werden.“Stefan Schorr Verdi-Tarifkoord­inator

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FOTO: INA FASSBENDER/DPA Von den Warnstreik­s sind auch Kitas betroffen, ebenso wie die Müllabfuhr und einige Krankenhäu­ser.

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