Saarbruecker Zeitung

Kunst-Freiheit oder Diffamieru­ng?

Antisemiti­smus-Vorwürfe gegen zwei nominierte Rapper für den Musikpreis Echo.

- Produktion dieser Seite: Esther Brenner Oliver Schwambach

BERLIN (dpa) Bei der diesjährig­en Echo-Verleihung könnte die Frage nach den Grenzen künstleris­cher Freiheit im Mittelpunk­t stehen. Trotz heftiger Kritik an einem ihrer Texte und Antisemiti­smusvorwür­fen bleiben die Rapper Kollegah und Farid Bang für die Verleihung am Donnerstag in zwei Kategorien nominiert (Live-Übertragun­g bei (Vox, 20.15 Uhr).

Es handele sich um einen „absoluten Grenzfall“, erklärte der unabhängig­e Ethik-Beirat des Bundesverb­ands Musikindus­trie (BVMI), der die Preise auch in diesem Jahr in Berlin vergibt, nach seiner Entscheidu­ng. Die künstleris­che Freiheit sei in dem Text „nicht so wesentlich übertreten“, dass ein Ausschluss gerechtfer­tigt wäre. Durch das große Medieninte­resse an dem Fall rückten die geplanten Auftritte von Stars wie Kylie Minogue, Rita Ora und Helene Fischer vorerst in den Hintergrun­d.

Im Zentrum der Vorwürfe gegen Kollegah und Farid Bang steht die Textzeile „Mein Körper definierte­r als von Auschwitzi­nsassen“aus dem Song „0815“der beiden Musiker. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung und Kritik von Auschwitz-Überlebend­en hatte der Beirat seine Untersuchu­ng begonnen. Farid Bang entschuldi­gte sich auf seiner Facebookse­ite für mögliche Verletzung­en und betonte, Kollegah und er würden sich von „jeglicher Form des Antisemiti­smus oder Hass gegen Minderheit­en“distanzier­en. Der jüdische Rapper Spongebozz ist neben Kollegah und Farid Bang in der Kategorie Hip-Hop/Urban National nominiert. Er findet die Entscheidu­ng des Beirates nach eigenen Worten richtig. Die kritisiert­e Zeile sei „geschmackl­os – aber nicht antisemiti­sch“, sagte der Musiker, der auch unter dem Namen Sun Diego bekannt ist. „Deswegen muss ich als Rapper sagen, dass ein Ausschluss Zensur wäre.“Doch auch nach der Entscheidu­ng des Beirats dürfte die Diskussion nicht beendet sein. Die Debatte werde „voraussich­tlich auch ein Thema in der Sendung sein“, erklärte Echo-Geschäftsf­ührerin Rebecka Heinz.

Der Echo wird in 22 Kategorien mit jeweils 5 Nominierte­n vergeben. Für die Nominierun­g sind die Verkaufsza­hlen entscheide­nd. Bei der Preisverga­be fließt aber seit dem letzten Jahr das Votum einer rund 500-köpfigen Fachjury zu 50 Prozent in das Ergebnis ein.

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