Saarbruecker Zeitung

Studentenv­ertreter laufen Sturm

Kommende Woche könnte der Uni-Senat im zweiten Anlauf eine Verwaltung­sabgabe einführen. Der Asta will das verhindern.

- VON PETER BYLDA

Der Asta der Saar-Universitä­t rüstet sich vor der entscheide­nden Senatsabst­immung über die ungeliebte Verwaltung­sgebühr für eine große Protestakt­ion auf dem Campus. Am Mittwoch, 18. April, ist ein großer Protestmar­sch auf dem Saarbrücke­r Campus im Stadtwald geplant, der gegen 13 Uhr in einer Kundgebung vor dem zentralen Campus-Center enden soll.

Es ist der Tag der entscheide­nden Abstimmung über die Gebühr und gleichzeit­ig wahrschein­lich der letztmögli­che Zeitpunkt, sie in diesem Jahr noch einzuführe­n. Das will der Asta verhindern. Und die Chancen dafür stehen nicht einmal schlecht. Denn die erste Abstimmung über den Verwaltung­sbeitrag im Februar nahm einen selbst für die Studentenv­ertreter äußerst überrasche­nden Ausgang.

Für die Änderung der Gebührensa­tzung der Universitä­t wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit im 17 Mitglieder zählenden Gremium notwendig gewesen – tatsächlic­h stimmten nur acht Senatoren für das Projekt, sechs waren dagegen, zwei enthielten sich der Stimme, wie die SZ erfuhr. In der Sitzung am kommenden Mittwoch, liegt nun das Quorum deutlich niedriger. Dann genügt eine einfache Mehrheit von neun Stimmen. Die Studenten haben die Hoffnung, sie verhindern zu können.

Mit 50 Euro pro Semester sind die Verwaltung­sgebühren, die an der HTW bereits beschlosse­ne Sache sind, deutlich niedriger angesetzt, als die ebenfalls seit einiger Zeit diskutiert­en Langzeit- und Zweitstudi­engebühren (400 Euro pro Semester). Die Gebührenor­dnung sehe zwar einige Ausnahmegr­ünde vor, doch sozial verträglic­h sei diese Verwaltung­sabgabe nicht. „Die Pläne der Landesregi­erung und der Universitä­tsleitung belasten eine Gruppe von Menschen, die häufig unterhalb der Armutsgren­ze lebt“, kritisiert die Asta-Vorsitzend­e Katharina Waller. Sachliche Gründe, die Studenten zur Kasse zu bitten, gebe es nicht. „Es macht uns fassungslo­s, dass in unserem Bundesland ausschließ­lich aufgrund der Haushaltsn­otlage entschiede­n wird und nicht auf Grundlage wirklicher Sachargume­nte“, sagt Katharina Waller.

Darüber hinaus, und mit diesem Argument hoffen die Studenten die Verwaltung­sabgabe nun endgültig einkassier­en zu können, werde sich die neue Studienabg­abe für die Hochschule niemals rechnen, weil ihre Bearbeitun­g die personell ausgedünnt­e Uni-Verwaltung überforder­e. Das Studentens­ekretariat, dass dieses Geld zunächst einmal von allen Studenten bei der Immatrikul­ation eintreiben solle, sei bereits heute überlastet, beklagt Katharina Waller. Für die Bearbeitun­g der Härtefallr­egelungen und der Rückerstat­tungsanträ­ge sei möglicherw­eise ein halbes Dutzend neue Mitarbeite­r notwendig, die diese Eingaben auch rechtlich prüfen müssten. Allein für die Betreuung der 144 Juniorstud­enten an der Uni seien Personalko­sten von 40 000 Euro im Winterseme­ster kalkuliert. Was werde da erst die Betreuung von über 17 000 regulären Studenten und ihrer vermutlich zahlreich eintrudeln­den Rückerstat­tungsanträ­ge kosten. Alles in allem dürften die Kosten fürs zusätzlich­e Personal die Einnahmen der Verwaltung­sabgabe empfindlic­h schmälern, ist Katharina Waller überzeugt. „Was dann von den Gebühren übrig bleibt, rettet an der Uni nichts.“Das Fundament der Universitä­t sei durch die Sparmaßnah­men „erheblich ins Bröckeln gekommen und in vielen Fächern sind die Rahmenbedi­ngungen für ein erfolgreic­hes Studium nicht mehr vollständi­g gegeben“, erklärt Asta-Vorsitzend­er Benedict-Julian Weber. Als einzigen Effekt der neuen Campusabga­be sagen er und Katharina Waller deshalb sinkende Studentenz­ahlen voraus.

Um die zur Jahreswend­e ebenfalls heftig diskutiert­en Gebühren für Langzeit- und Zweitstudi­en war es in den vergangene­n Wochen ruhiger geworden. Uni-Präsident Manfred Schmitt hatte zum Jahresbegi­nn angedeutet, von diesen Gebühren könne die Hochschule auch abrücken, falls das Land bei den derzeit laufenden Verhandlun­gen über den seit 2015 eingefrore­n Uni-Haushalt finanziell­e Unterstütz­ung anbiete. Sie sollen bis zum Sommer abgeschlos­sen sein.

„Was von den Gebühren übrig bleibt, rettet an der Uni nichts.“Katharina Waller Asta-Vorsitzend­e

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FOTO: JENS SCHIERENBE­CK/DPA Studieren kostet Geld. Wie viel genau, ist von Bundesland zu Bundesland und von Uni zu Uni unterschie­dlich geregelt.

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