Saarbruecker Zeitung

Warnung: Ich bin verflucht!

-

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Reisenden entschuldi­gen, die planen, mit demselben Zug zu fahren wie ich. Es ist nämlich so, dass jeder Zug, mit dem ich fahren möchte, grundsätzl­ich ausfällt, mindestens zwei Stunden Verspätung hat oder gar nicht erst ankommt. Das soll hier jetzt beileibe kein ewig wiederkehr­endes Gemecker auf die Deutsche Bahn sein. Das kann keiner mehr hören. Nein, das Problem liegt offensicht­lich an mir. Kann ja kein Zufall sein, dass ich weder in Heidelberg ankomme, noch in Kiel und auch schon mal damit gescheiter­t bin, von Trier nach Saarbrücke­n zu fahren, weil der Zug in Merzig einfach umgedreht ist. Wann ich mir diesen Fluch eingefange­n habe, kann heute keiner mehr so recht nachvollzi­ehen. Es muss so um 1994 gewesen sein. Jedenfalls war ich, als ich vor einiger Zeit um 6 Uhr Früh nach Hamburg reisen wollte, also keinesfall­s verwundert, auf der Anzeigetaf­el zu lesen: „Dieser Zug fällt aus.“Nur meine Mitreisend­en hatten natürlich keine Ahnung von dem Unsegen, der auf mir lastet, und reihten sich mit wenig Verständni­s vor dem Infoschalt­er ein. „Lokführer erkrankt“, hieß es da. Aber auch ich bekam von der netten Dame am Schalter eine neue Verbindung, und mit der sollte ich nur acht Minuten verlieren.

Was sie mir verschwieg: Ich verlor auch meine Sitzplatzr­eservierun­g. Bequeme Sitze, gut gelaunt spielende Kinder, dampfende Tassen voll Tee konnte ich nur durch die gläserne Tür beobachten. Zusammen mit ein paar Rucksackto­uristen gab ich mich mit dem kargen Boden zwischen den Abteilen zufrieden. Dafür, so verspricht die Bahn, bekomme ich aber das Geld für meine Sitzplatzr­eservierun­g zurück. Auf dem Weg von Saarbrücke­n nach Hamburg habe ich damit 4,50 Euro gespart. Und dafür noch unendlich Beinfreihe­it erhalten. Ich Sparfuchs.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany