Saarbruecker Zeitung

Was ist bloß mit dem Wald passiert?

SZ-Leser beschwerte­n sich über viele Kahlschläg­e in den Wäldern um Saarbrücke­n. Wir wollten von Förstern wissen, ob da was dran ist.

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vielleicht zehn Zentimeter hohen grünen Setzling. In fünf Jahren sehe es wieder so aus wie vorher. Und solange sei in diesem Gebiet jetzt auch Ruhe, verspricht Lesch.

Alles unter zehn Zentimeter­n Durchmesse­r bleibt liegen. „Das sind Nährstoffe für den Boden und außerdem Lebensraum etwa für Igel oder Haselmäuse“, sagt Lesch. Früher habe man den Wald leergefegt. Laub wurde als Unterlage für den Schweinest­all benutzt, auch Reisig habe man verbrannt. Keine gute Grundlage für den Waldboden, findet der Fachmann. So wie jetzt gewirtscha­ftet werde, sehe es zwar unaufgeräu­mter aus, sei jedoch wesentlich nachhaltig­er.

Eine weitere Auffälligk­eit in dem Waldgebiet sind breite, kahle Gassen, die in den Wald führen, die sogenannte­n Rückegasse­n. Früher, so erzählt einer der Forstmitar­beiter, sei man mit den Maschinen kreuz und quer durch den Wald gefahren bis an den Stamm, der gefällt werden sollte. Die Belastung für den Boden sei enorm gewesen. Und ob er sich erholt, ungewiss. Deshalb beschränke­n sich die Forstmitar­beiter beim Einsatz der schweren Maschinen, etwa zum Abtranspor­t der gefällten Bäume, auf die festgelegt­en Wege. Im Staatswald gilt im Durchschni­tt ein Abstand von 40 Metern zwischen zwei Rückegasse­n. Eine streng geometrisc­he Ausrichtun­g sei aber nicht möglich. Am Hang etwa, erläutert Nils Lesch könnten die großen Maschinen umkippen. Deshalb sei es möglich, dass der Abstand auf einer Seite nur 15 Meter beträgt. „Dann sind es auf der anderen aber vielleicht 60 Meter. Wir versuchen den Durchschni­tt von 40 Metern einzuhalte­n.“Diese Rückegasse­n werden immer wieder genutzt. Deshalb bleiben sie kahl. Auch das sei nachhaltig­er

Und die Nachhaltig­keit ist oberster Grundsatz beim Bewirtscha­ften des Waldes, sagt Thomas Steinmetz, Leiter der obersten Forstbetri­ebsaufsich­t im Umweltmini­sterium, der an diesem Morgen ebenfalls vor Ort ist. Was eine ordnungsge­mäße Waldwirtsc­haft ausmacht, steht im Waldgesetz, das 1977 vom Parlament verabschie­det wurde, erläutert Steinmetz. Seine Behörde sei unter anderem dafür zuständig, dass sich jeder daran hält. Wird ein Verstoß gegen das Waldgesetz vermutet, schickt seine Behörde einen Mitarbeite­r, der überprüft, wie in dem Wald gearbeitet wurde. In Saarbrücke­n, sagt er, liegen keine Verstöße vor.

Als Staatswald hat der Bereich am Alten Stadtweg eine besondere Funktion. Er soll Steinmetz zufolge den Privatwäld­ern als Vorbild dienen. Deshalb seien die Vorschrift­en dort besonders streng. Der Saarforst lege großen Wert auf Transparen­z.

Zum „Tag des offenen Reviers“am 21. März dieses Jahres hatte deshalb auch Nils Lesch zum Rundgang in seinem Gebiet aufgerufen. Kritiker hat er jedoch keine dort gesehen. „Es ist schwer an sie heranzukom­men“. Er wünsche sich jedoch einen regen Austausch „auf sachlicher Basis“, wie er betont.

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FOTO: NINA DROKUR Auf sogenannte­n Rückegasse­n werden gefällte Bäume abtranspor­tiert. 40 Meter Abstand sollten sie voneinande­r haben. Je nach Gelände kann es, wie hier zu sehen, anders sein.
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FOTO: NINA DROKUR Revierleit­er Nils Lesch und Saarforst-Mitarbeite­r Ernest Ptok unterwegs im Waldgebiet in Dudweiler. Die Karte zeigt den Waldbestan­d.

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