Wenn Autos nur elektrisch fahren
Die Hälfte der Fahrzeugfabriken sei dann überflüssig, sagt Ford-Manager Herrmann.
SAARBRÜCKEN (low) Unter dem Druck sinkender Grenzwerte bei Autoabgasen wird der klassische Verbrennungsmotor zwar noch lange gebraucht. Auf der anderen Seite werden Hybrid-Fahrzeuge und die Elektromobilität stark nach vorne drängen. Das sagte Gunnar Herrmann, Geschäftsführungs-Chef der Fordwerke (Köln), gestern auf dem Kongress des Autozuliefer-Netzwerks AKJ, der traditionell in Saarbrücken stattfindet. „Dieser Wandel wird erhebliche Auswirkungen auf die Produktion, aber auch auf die Nutzung von Autos haben“, sagte der Ford-Manager. Wenn nur noch E-Autos gebaut würden, könnte die Anzahl der Fabriken halbiert werden. „Auch die Fertigungsstunden werden sich dramatisch reduzieren“, ist er überzeugt. Die Mitarbeiter müssten sich auf neue Tätigkeiten einstellen.
Bei VW gibt es bereits entsprechende, dreistufig aufgebaute Fortbildungsmaßnahmen, wie André Kleb, Leiter der Standortplanung bei VW, erläuterte. In Tagesund Wochenseminaren lernen die Beschäftigten beispielsweise, wie die Spannungsfreiheit von Autoteilen festgestellt wird. In Stufe drei beschäftigen sie sich mit dem Auswechseln von Bauteilen unter Spannung und werden in der Fehlersuche geschult.
Die neuen Antriebsarten werden auch erhebliche Auswirkungen auf die Zulieferer haben. Diese Ansicht vertrat Felix Kuhnert, der für die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC die Automobilindustrie betreut. Schlechte Karten hätten unter anderem die Anbieter von Hydraulik-Komponenten oder die Hersteller von Diesel-Einspritzdüsen.
Diskutiert wurde auf dem Kongress auch, wem künftig das Auto gehört. Ford-Manager Herrmann meinte, dass die hochtechnisierten Autos der Zukunft, die zudem autonom fahren könnten, so teuer würden, dass für Privatmenschen ihre Anschaffung unerschwinglich werde. Dennoch müsse auch deren Mobilität gesichert bleiben. Dies führe dazu, dass Autos auf Abruf zur Verfügung stehen würden.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) zeigte sich überzeugt, dass die Autobauer und -zulieferer an der Saar die neuen Herausforderungen annehmen. Das Land werde sie dabei unterstützen.