Saarbruecker Zeitung

Frau wegen versuchten Totschlags verurteilt

Die 52-Jährige hatte einen Fußgänger in Saarlouis angefahren, schwer verletzt – und Fahrerfluc­ht begangen.

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SAARLOUIS/SAARBRÜCKE­N (wi) Das Landgerich­t hat eine Autofahrer­in wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung, Unfallfluc­ht und versuchten Totschlags zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Die 52-Jährige hatte am Morgen des 3. November 2016 im Berufsverk­ehr in Saarlouis kurz nicht aufgepasst und einen Fußgänger angefahren.

Anschließe­nd fuhr sie weiter, ohne sich um den schwer verletzten Mann zu kümmern. Damit hat sie nach Feststellu­ng der Richter den möglichen Tod des Mannes in Kauf genommen. Es habe die Gefahr bestanden, dass er an seinen Verletzung­en ohne sofortige ärztliche Hilfe stirbt. Es habe zudem die Gefahr bestanden, dass ein anderer Autofahrer den Liegenden auf der Straße übersieht und überfährt. Diese Gefahr habe die Angeklagte durch den Unfall verursacht. Deshalb hätte sie alles zur Rettung des Mannes tun müssen. Dies habe sie pflichtwid­rig unterlasse­n. Das sei nicht nur Unfallfluc­ht, sondern auch versuchter Totschlag durch Unterlasse­n.

Die Angeklagte hatte an jenem Morgen ihren Ehemann zur Arbeit gefahren. Sie war mit ihrem Auto auf dem Rückweg nach Hause und wollte sich vor einer Kreuzung mit Fußgängera­mpel links einordnen. Sie fuhr nach Feststellu­ng eines Gutachters höchstens 50 Kilometer pro Stunde. Bis zu jenem Morgen gegen 5.55 Uhr hatte sie sich nie etwas zu Schulden kommen lassen.

In unmittelba­rer Nähe war zu diesem Zeitpunkt ein 51-jähriger Saarländer auf dem Weg zur Arbeit. Wie jeden Morgen stellte er sein Auto auf einem Parkplatz ab und überquerte die an dieser Stelle dreispurig­e Straße von rechts nach links. Er wählte den direkten Weg und nutzte nicht den etwa 25 Meter entfernten Fußgängerü­berweg mit Ampel. Eigentlich hätten der Fußgänger und die Autofahrer­in sich deutlich sehen müssen. Nach der Unfall-Rekonstruk­tion eines Gutachters war es zwar noch dunkel, aber dieser Bereich der Straße sei hell erleuchtet gewesen. Dennoch hielt die Frau nicht an und ihr Auto erfasste den dunkel gekleidete­n Fußgänger. Der 51-Jährige wurde schwer verletzt. Er erlitt unter anderem ein Schädel-Hirn-Trauma, Knochenbrü­che und einen Milzriss. Die Folgen sind bis heute spürbar und wahrschein­lich von Dauer. Er sagt: „Der Unfall hat mein Leben verändert.“

Wie es zu dem folgenschw­eren Unfall gekommen ist, das konnte die Frau vor Gericht nicht sagen: „Ich weiß überhaupt nicht, wie es passiert ist.“Das gelte auch mit Blick darauf, dass sie nach dem Zusammenpr­all nicht angehalten habe, sich nicht um den Mann gekümmert habe und weitergefa­hren sei. Sie wisse einfach nicht, warum sie dies getan habe. Sie sei nach Hause gefahren, habe ihren Mann auf der Arbeit angerufen, und er habe die Polizei informiert.

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