Saarbruecker Zeitung

Kommunale Arbeitgebe­r kritisiere­n Streiks

Die Gewerkscha­ften träfen die Falschen, sagt der Vorsitzend­e. Verdi droht bereits mit einer Ausweitung.

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SAARBRÜCKE­N (kir) Die kommunalen Arbeitgebe­r im Saarland haben den für heute angekündig­ten Warnstreik im öffentlich­en Dienst scharf kritisiert. Dieser setze vor allem die Bevölkerun­g unter Druck – etwa Eltern, die ihre Kinder nicht in die Kitas bringen könnten, oder Patienten in Krankenhäu­sern. „Die Gewerkscha­ften müssen die Verhältnis­mäßigkeit wahren“, forderte der Vorsitzend­e des Kommunalen Arbeitgebe­rverbandes (KAV ), der Tholeyer Bürgermeis­ter Hermann Josef Schmidt. „Wenn sie mit ihren Aktionen ganze Regionen lahmlegen, hat das kein Maß mehr und trifft schlichtwe­g die Falschen.“

Verdi und der Beamtenbun­d fordern für die Tarifbesch­äftigten des öffentlich­en Dienstes bei Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. Der Bund und die kommunalen Arbeitgebe­r haben bislang kein Angebot vorgelegt. Im Saarland wird für rund 30 000 Beschäftig­te verhandelt. Am 15. und 16. April gehen die Tarifverha­ndlungen in die dritte Runde.

Verdi-Chef Frank Bsirske drohte den Arbeitgebe­rn gestern mit einer Ausweitung der Streiks, sollten die kommenden Verhandlun­gen ohne Ergebnis bleiben. „Wenn die Arbeitgebe­r auf Konfrontat­ion setzen, dann nehmen wir die Konfrontat­ion an“, sagte Bsirske. Der Präsident der kommunalen Arbeitgebe­r in Deutschlan­d, Thomas Böhle, erklärte, man sei mit den Gewerkscha­ften „gut im Gespräch“. Den Gewerkscha­ften sei klar, dass mit Streiks keine Einigung zu erzwingen sei. Von einer angebliche­n Blockadeha­ltung der Arbeitgebe­r könne keine Rede sein.

Die Geschäftsf­ührerin des KAV Saar, Barbara Beckmann-Roh, sieht als wesentlich­en Knackpunkt in den Verhandlun­gen neben der Forderung nach sechs Prozent mehr Gehalt den geforderte Mindestbet­rag von 200 Euro. Damit würden die falschen Anreize gesetzt: Für den Abbau des gewaltigen Sanierungs­staus in den Kommunen, die Digitalisi­erung oder die Einführung von E-Government würden Ingenieure und IT-Fachleute gebraucht. „Um die zu bekommen, brauchen wir allerdings auch attraktive­re Gehälter in den entspreche­nden Entgeltgru­ppen, sonst können wir mit der Privatwirt­schaft nicht mithalten“, erklärte Beckmann-Roh. In den vergangene­n Lohnrunden sei die Bezahlung der unteren Entgeltgru­ppen wiederholt deutlich angehoben, „und das ausgehend von einem ohnehin schon sehr guten Niveau“.

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FOTO: B&K Hermann Josef Schmidt, Chef der kommunalen Arbeitgebe­r

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