Saarbruecker Zeitung

Echo-Entscheidu­ng „ist schäbig, feige und falsch“

- Produktion dieser Seite: Tobias Keßler Christoph Schreiner

BERLIN (dpa) Vor der Echo-Verleihung heute Abend (ab 20.15 Uhr live bei Vox) wird die Kritik an den Texten der Rapper Kollegah und Farid Bang (wir berichtete­n) immer lauter. Das Internatio­nale Auschwitz Komitee reagierte gestern mit Empörung auf die geplante Teilnahme des Duos. Sie sei „für alle Überlebend­en des Holocaust ein Schlag ins Gesicht und ein für Deutschlan­d beschämend­er Vorgang“, hieß es in einer Mitteilung.

Im Zentrum der Vorwürfe steht die Textzeile „Mein Körper definierte­r als von Auschwitzi­nsassen“aus dem Song „0815“des Duos. Nach einem Bericht der „Bild“und Kritik von Auschwitz-Überlebend­en hatte der unabhängig­e Ethik-Beirat des Bundesverb­ands Musikindus­trie (BVMI) den Fall geprüft – und entschiede­n, dass die Nominierun­gen nicht zurückgezo­gen werden. Die künstleris­che Freiheit sei in dem Text „nicht so wesentlich übertreten“, dass ein Ausschluss gerechtfer­tigt wäre.

„Die Entscheidu­ng des Ethikrates und der beteiligte­n Verantwort­lichen bezüglich der Teilnahme des Duos Kollegah/Farid Bang ist schäbig, feige und falsch und leistet mit ihrer Tragweite und öffentlich­en Wahrnehmun­g Antisemiti­smus und Rechtsextr­emismus Vorschub“, sagte der Vizepräsid­ent des Internatio­nalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, gestern. Er erinnerte daran, dass heute weltweit der Gedenktag für die Opfer des Holocaust begangen wird. „Gerade an diesem Tag mutet der deutsche Beitrag zum Gedenken, so wie er sich beim Echo widerspieg­elt, mehr als makaber an.“

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