Saarbruecker Zeitung

Wenn Waschmasch­inen weh tun

Was immer uns der Mensch sagen will, der Waschmasch­inen an Wände sprüht, meine Botschaft an ihn lautet: Hab Erbarmen! Bitte, lass es gut sein!

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Können Waschmasch­inen nerven? Vor ein paar Wochen hätte ich nichtmal diese Frage verstanden. Waschmasch­inen sind wundervoll. Und meine erste eigene Waschmasch­ine war die wundervoll­ste von allen. Weil sie ein Symbol der Eigenständ­igkeit und der Freiheit war. Wobei ich mich auch an die Waschmasch­inen davor gerne erinnere. Die standen in einem Waschsalon im Nauwieser Viertel. Dieser Waschsalon war ein magischer Ort – und ist es womöglich immer noch.

Trotz all dem: Ja, Waschmasch­inen können nerven. Und zwar die Waschmasch­inen, die jemand seit einigen Wochen an Wände und auf Schaufenst­erscheiben in der Innenstadt sprüht. Jetzt könnte man sagen: Hey, im Gegensatz zu den meisten anderen Schmierfin­ken ist dieser spezielle Häuserwänd­everschand­eler immerhin in der Lage, etwas klar Erkennbare­s zu fabriziere­n. Das macht eine Schmierere­i aber nicht zur Kunst. Sie bleibt eine Respektlos­igkeit. Und Sachbeschä­digung. Und ein Tritt in den Hintern derer, die ihre Stadt mögen und sie deshalb, fast so als wäre es ihre Wohnung, sauber halten wollen.

Dass nun ausgerechn­et Waschmasch­inen zum Symbol von Verschmutz­ung werden, hält der, der sie sprüht, womöglich für eine geniale Idee. Es kann sein, dass ich damit schon mehr hineininte­rpretiere in eine Botschaft, die vielleicht nichtmal eine ist. Eins zumindest erreicht er: Man macht sich Gedanken. Meine sind: Nicht jeder, der eine Spraydose bedienen kann, ist ein Künstler. Nicht jeder, der nach der Polizei ruft und sich wünscht, dass solche Schmierfin­ken erwischt werden und die Häuserwänd­e wieder reinigen müssen, ist ein Spießer oder ein Kunstbanau­se. Die Helden sind nicht die, die sich nachts für die Größten halten, weil sie die Stadt verschande­lt haben, sondern die, die tagsüber sauber machen und unermüdlic­h weiter daran arbeiten, dass Saarbrücke­n eine liebenswer­te Stadt ist.

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FOTO: ROLSHAUSEN Waschmasch­inen-Graffiti in der Mainzer Straße.
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