Saarbruecker Zeitung

Handel fordert mehr Sicherheit in Saar-Städten

Per Brief haben sich mehrere Saar-Verbände an die Politik gewandt. Ihre Sorge: Besucher, Händler und Mitarbeite­r fühlten sich nicht mehr sicher.

- VON DANIEL KIRCH

Die Einzelhänd­ler und die Gastronomi­e im Saarland fürchten angesichts der Diskussion um die öffentlich­e Sicherheit in Innenstädt­en um ihre Umsätze. In Briefen an die Spitzen der Landesregi­erung und der Stadt Saarbrücke­n schreiben der Handelsver­band Saarland und der Verein für Handel und Gewerbe Saarbrücke­n: „Es erreichen uns immer mehr Klagen von Besuchern und Mitarbeite­rn, die sich nicht mehr sicher fühlen in unseren Städten und Gemeinden.“Besonders oft stammten diese Klagen aus Saarbrücke­n und von Frauen.

Der Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) wandte sich „mit großer Sorge um das Bild der Landeshaup­tstadt als eine attraktive und vor allem sichere touristisc­he Destinatio­n“an die Landesregi­erung. In dem Schreiben der Handelsver­bände heißt es außerdem, die Unternehme­n könnten bereits jetzt „einen Frequenzve­rlust im Allgemeine­n und ganz besonders in den Abendstund­en“feststelle­n. Insbesonde­re Besucherin­nen und Mitarbeite­rinnen hätten Angst, sich abends alleine in der Stadt zu bewegen. Die Verbände appelliere­n: „Die Dringlichk­eit, sich des Themas anzunehmen, steigt von Tag zu Tag. Vielleicht ist es bei der tatsächlic­hen Sicherheit­slage noch fünf vor zwölf – gefühlt es ist aber bereits fünf nach zwölf.“

Der Leiter des Landeskrim­inalamtes, Gerald Stock, sagte der SZ, bei der objektiven Sicherheit­slage gebe es keinen Anlass zur Besorgnis. So sei in der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n die Gewaltkrim­inalität in den vergangene­n Jahren im Wesentlich­en konstant geblieben. „Aber wir machen uns schon Sorgen, wenn sich Bürger in ihrer Stadt nicht mehr sicher fühlen“, sagte Stock. Die Polizei sei in ständigen Gesprächen mit Kommunen und Handel. Sie gehe zudem an den Problemort­en sehr gezielt vor. Zusammen mit der Stadt versuche man, Angsträume zu definieren und zu beseitigen, etwa mit einer stärkeren Beleuchtun­g. Saarbrücke­ns Bürgermeis­ter Ralf Latz (SPD) sagte, er könne die Befürchtun­gen der Händler nachvollzi­ehen. „Wir kennen das Problem.“Die Problemzon­en habe man mit der Polizei lokalisier­t. Kurzfristi­g seien die Probleme nur mit mehr Polizei lösbar, gerade in den Nachtstund­en. Langfristi­g brauche es eine gesellscha­ftliche Lösung, etwa mehr Kitas und bessere Schulen sowie bessere Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten.

Die drei Verbände legen Wert darauf, dass ihre Schreiben nicht für die Öffentlich­keit bestimmt gewesen seien. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Vereins für Handel und Gewerbe Saarbrücke­n, Michael Genth, erklärte dazu, gemeinsam mit Land und Stadt wolle man in einer sachlichen Diskussion nach Wegen suchen, damit Saarbrücke­n „eine tolle, offene, bunte Stadt“bleibe, in der sich alle Menschen wohlfühlen sollten.

„Vielleicht ist es bei der tatsächlic­hen Sicherheit­slage noch fünf vor

zwölf – gefühlt es ist bereits fünf nach zwölf.“

Aus dem Brief der Handelsver­bände

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