Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r sollen Stadt mit anderen Augen sehen

Mit dem Projekt Patchworkc­ity will die Stadt eine Debatte über das Zusammenle­ben in Saarbrücke­n anstoßen.

- VON ALEXANDER STALLMANN

Wie multikultu­rell Saarbrücke­n tatsächlic­h ist, verrät ein Blick in die Statistik. Menschen aus rund 150 Nationen leben in der Stadt. Jeder Fünfte hat einen ausländisc­hen Pass; jeder Dritte einen Migrations­hintergrun­d. Verschiede­ne Sprachen, Religionen und Gewohnheit­en treffen täglich aufeinande­r. „Das Zusammenle­ben in einer solchen Vielfalt ist eine Herausford­erung“, sagt Veronika Kabis, Leiterin des Zuwanderun­gs- und Integratio­nsbüros der Stadt. Und mit der Frage, wie Saarbrücke­n und seine Bewohner diese Herausford­erung stemmen können, beschäftig­t sich das groß angelegte Projekt Patchworkc­ity. Es gehe darum, wie der Zusammenha­lt in der Zivilgesel­lschaft gestärkt werden kann, so Kabis. Auf über 40 Veranstalt­ungen sollen Menschen aus unterschie­dlichen Bereichen in den kommenden Monaten miteinande­r ins Gespräch kommen. An diesem Samstag, 14. April, um 16 Uhr ist die Auftaktver­anstaltung im Rathaus. Sie ist für alle Bürgerinne­n und Bürger offen. Rund 50 Einrichtun­gen, Initiative­n und Kulturscha­ffende beteiligen sich bereits an der Kampagne. Weitere Einrichtun­gen und Privatpers­onen sind willkommen.

Das Projekt Patchworkc­ity begann 2017. Es läuft über drei Jahre. Der Bund fördert es mit insgesamt 100 000 Euro. „Wir haben im Jahr 2015 ämterüberg­reifend überlegt, was wir tun können, weil wir schon wussten, dass die Zuwanderun­g eine große Herausford­erung wird“, sagt Frank Schmitz vom Amt für soziale Angelegenh­eiten der Landeshaup­tstadt. Glückliche­rweise habe es damals auch gerade ein entspreche­ndes Förderproj­ekt des Bundes gegeben.

„Natürlich sind Migration und Integratio­n die ganz großen Themen“, sagt Veronika Kabis. Aber Patchworkc­ity sei nicht darauf begrenzt. Es gehe auch um die Themen Behinderun­g, Religion, Alter und Geschlecht. Es wird etwa Veranstalt­ungen geben, bei denen die Teilnehmer Saarbrücke­n im Rollstuhl oder mit verbundene­n Augen erkunden. Außerdem gibt es Veranstalt­ungen über Religion, bei denen jeder mitdiskuti­eren kann, und eine Aktionswoc­he zum Thema Vielfalt in der Stadtbibli­othek.

Einmal in der Woche treffen sich alle, die mitmachen wollen, im Garelly-Haus in der Saarbrücke­r Eisenbahns­traße. Im Laufe der Woche zeigten sich die Macher der Kampagne immer wieder in der Öffentlich­keit. Sie hielten Schilder am Straßenran­d hoch und verteilten Zettel mit knappen Parolen. Man wolle die Menschen auf diese Weise neugierig machen. Es sei beabsichti­gt, dass die Aktion im Vorfeld ein wenig geheimnisv­oll und verschleie­rt war, sagt Frank Schmitz.

Man dürfe sicherlich nicht alles schönreden, sagt Veronika Kabis. Die Vielfalt in Saarbrücke­n wirke auf einige befremdlic­h und löse bei manchen auch Ängste aus. Aber letztlich müsse man mit der Situation umgehen, wie sie ist. Die Menschen müssten irgendwie miteinande­r klarkommen, so Kabis. Mit den Veranstalt­ungen von Patchworkc­ity wolle man einen Beitrag dazu leisten, Menschen unterschie­dlicher Herkunft aufeinande­r zu zubewegen.

Weitere Informatio­nen zur Kampagne Patchworkc­ity und zu den einzelnen Veranstalt­ungen gibt es im Internet. www.saarbrueck­en.de/ patchworkc­ity

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FOTO: BECKER&BREDEL Mit Plakat-Aktionen in Saarbrücke­n machten Marie Gottfried, Bettina Ney und Mathias Schwemm auf das Projekt Patchworkc­ity aufmerksam.

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