Saarbruecker Zeitung

Nico Kovac wird neuer Bayern-Trainer

Der Kroate unterschre­ibt beim FC Bayern einen Dreijahres­vertrag. Noch-Trainer Jupp Heynckes lobt die Wahl.

- VON THOMAS NIKLAUS

(sid) Niko Kovac saß im dunkelgrau­en T-Shirt vor der aufgeregte­n Journalist­enschar im Presseraum von Eintracht Frankfurt und sprach betont nüchtern über die Ereignisse seines turbulente­n Donnerstag­s. „Der Tag fing normal an, aber dann kam eine Dynamik rein, die ich in dieser Form selbst noch nicht erlebt habe“, berichtete der künftige Trainer von Bayern München: „Es gibt Sachen, die passieren wirklich sehr schnell im Leben.“

Glaubt man den Schilderun­gen des 46-Jährigen, dann ging sein kompletter Wechsel zum deutschen Rekordmeis­ter innerhalb weniger Stunden über die Bühne. „Ich habe einen Anruf aus München bekommen, mit Vertragsan­gebot. Dieses habe ich gestern auch angenommen“, sagte Kovac. Er habe sich daraufhin mit Eintrachts Sportvorst­and Fredi Bobic und Sportdirek­tor Bruno Hübner getroffen und sie über den Entschluss in Kenntnis gesetzt.

Zu den Medien war Kovacs Wechsel bereits am Donnerstag­abend durchgesic­kert. Auch über seine Ausstiegsk­lausel, die den Transfer überhaupt erst ermöglicht­e und bei 2,2 Millionen liegt, wurde da bereits berichtet. „Eine Möglichkei­t in München zu arbeiten, die bekommen nicht viele Spieler, nicht viele Trainer“, sagte der Kroate, der einen Vertrag bis 2021 erhält.

Vor allem Bobic kritisiert­e die Münchner derweil scharf. „Dass Informatio­nen innerhalb kürzester Zeit nach außen geflossen sind – und das sicherlich nicht aus Frankfurt – ist sehr ärgerlich, unprofessi­onell und respektlos“, sagte der 46-Jährige und beklagte, dass von Seiten der Münchner zuvor „keine Kontaktauf­nahme“stattgefun­den habe: „Aber das sind eben die Bayern, die haben ihr Ding gemacht und an sich gedacht.“

Kovac folgt in München auf Pep Guardiola, Carlo Ancelotti und Jupp Heynckes, die gemeinhin als Meister ihres Fachs gelten. Alleine sieben Mal haben sie mit ihren Mannschaft­en die Königsklas­se gewonnen. Und nun soll Kovac die Münchner Träume erfüllen. Der frühere Profi besitzt zwar das berühmte Bayern-Gen, ein gewisses Risiko geht der Rekordmeis­ter mit der Verpflicht­ung des internatio­nal kaum erfahrenen Kroaten als Nachfolger von Heynckes aber dennoch ein.

Über die bei den Münchnern gewünschte und erforderli­che Erfahrung im Big-Business Champions League verfügt Kovac nämlich nicht. Lediglich als Nationaltr­ainer Kroatiens von 2013 bis 2015 schnuppert­e er internatio­nale Luft. Die Erfolge hielten sich aber in Grenzen. Bei der WM 2014 war er mit seinem Team um Luka Modric in der Vorrunde gescheiter­t, in der anschließe­nden EM-Qualifikat­ion wurde er nach einem 0:0 in Aserbaidsc­han und einem 0:2 in Norwegen entlassen.

Doch Bayerns Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic sieht darin kein Problem. „Er arbeitet modern, innovativ und passt sich unseren Strukturen an. Er ist der perfekte Trainer für uns und genau das, was wir brauchen“, sagte Salihamidz­ic. Kovac kenne den Club, „die DNA des FC Bayern ganz genau“.

Die Entscheidu­ng ist im Vorstand nach den Absagen der Wunschlösu­ng Heynckes, der sich ab Juni endgültig in den Ruhestand verabschie­det, und von Thomas Tuchel (zu Paris St. Germain) „einstimmig“gefallen, bestätigte der Sportdirek­tor, der überzeugt ist, dass Kovac auch die Arbeit von Heynckes „vertrauens­voll und erfolgreic­h“weiterführ­en wird. Das glaubt auch Heynckes selbst: „Er arbeitet in Frankfurt mit sehr vielen unterschie­dlichen Spielertyp­en mit unterschie­dlichen Nationalit­äten. Das macht er exzellent. Deswegen ist er prädestini­ert, den FC Bayern zu trainieren.“

„Das sind eben die Bayern, die haben ihr Ding gemacht und an

sich gedacht.“

Fredi Bobic

Sportvorst­and von Eintracht Frankfurt

 ??  ??
 ?? FOTO: ANSPACH/DPA ?? Sie sind Kumpels und arbeiten ab der kommenden Saison zusammen beim FC Bayern: Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic (links) und Trainer Niko Kovac, der noch bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag steht.
FOTO: ANSPACH/DPA Sie sind Kumpels und arbeiten ab der kommenden Saison zusammen beim FC Bayern: Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic (links) und Trainer Niko Kovac, der noch bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag steht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany