Saarbruecker Zeitung

Große Chancen dank einer internatio­nalen Schule

Mit einer deutsch-französisc­h-englischen Vernetzung der Informatik und einer Schule in diesem Sinne würde das Saarland europaweit ausstrahle­n.

- VON RAINER HUDEMANN

Das Saarland sollte die Exzellenz seiner Informatik vernetzen mit der spezifisch­en Exzellenz des ganzen Landes, wie sie in der Frankreich-Strategie zum Ausdruck kommt: Es ist das einzige Bundesland, das die enge Kooperatio­n mit dem wichtigste­n Partner der Bundesrepu­blik nicht nur als eine politische Priorität beschlosse­n hat, sondern hierfür vor allem eine Fülle in langen Jahrzehnte­n gewachsene­r Strukturen in ganz unterschie­dlichen Bereichen als Träger eines Strategief­ächers ins Feld führen kann. Daraus folgen umgekehrt auch Verpflicht­ungen auf Bundeseben­e.

Die öffentlich­e Diskussion über die internatio­nale Schule dreht sich in den vergangene­n Tagen erstaunlic­her Weise vor allem um das Englische. Frankreich spielt dagegen bisher kaum eine Rolle. Gerade in der Vernetzung von drei sprachlich­en Orientieru­ngen läge jedoch die strategisc­he Chance für das Land, wenn es seine Alleinstel­lungsmerkm­ale weiter wirkungsvo­ll einsetzen möchte.

Staatspräs­ident Emmanuel Macron hat für Frankreich eine landesweit­e Exzellenzp­olitik im Digitalisi­erungsbere­ich verkündet. Das läuft in Paris auf vielen Ebenen bereits überaus konkret. Derzeitige Informatik-Partner des Saarlandes wie Google sind auch dort an führender Stelle beteiligt. Das Saarland und Frankreich verfolgen dies bisher jedoch offenbar parallel und nicht vernetzt. Mit einer deutsch-französisc­h-englischen Vernetzung des Informatik-Bereiches und einer in diesem Sinne internatio­nalen Schule könnte das Land jedoch eine weitere, europaweit ausstrahle­nde Exzellenz erhalten, die zudem vielfältig in weiteren Bereichen fundiert wäre. Kulturelle Attraktivi­tät ist auf internatio­naler Ebene bekanntlic­h ein wichtiger Faktor zur Gewinnung hervorrage­nder Persönlich­keiten.

In der Frankreich-Strategie des Landes steht das Französisc­he – es ist hinreichen­d betont worden – in keinerlei Konkurrenz zum Englischen, im Gegenteil: In der modernen Welt ist Englisch unabdingba­r. Die großen Chancen auf dem Arbeitsmar­kt entstehen aus exakt diesem Grund aber durch die zusätzlich­e Beherrschu­ng von Drittsprac­hen, für welche die Konkurrenz weit weniger zahlreich ist. Im Saarland sind die Bedingunge­n für das Französisc­he am besten, an manchen anderen Standorten in Europa für andere Sprachen.

Falls sich die Informatik in der Frankreich-Strategie nicht intensiver engagieren möchte, sollte jedenfalls das Land in dieser Situation die neue Chance erkennen und politisch durchsetze­n, um die Internatio­nalisierun­g stets immer weiter zu aktualisie­ren. Und zwar so breit, wie das dem europäisch­en Charakter des Landes entspricht.

Denn das Land hat begrenzte Mittel. Strategisc­h müssen sie also mit bestmöglic­her Effizienz eingesetzt werden. Über ein exzellente­s deutsch-französisc­hes Gymnasium verfügt das Saarland seit der frühen Nachkriegs­zeit. Das DFG vereint Schülerinn­en und Schüler aus verschiede­nsten Kulturkrei­sen, und über das Französisc­he hinaus haben mehrere Sprachen hier bereits einen festen Platz. Auch auf diesem Feld bietet Saarbrücke­n also glänzende Voraussetz­ungen, um nicht eine isoliert englischsp­rachige Initiative voranzutre­iben, sondern auf der Basis des DFG die breite internatio­nale Landeskomp­etenz in wirklich strategisc­hen Formen dreisprach­ig weiter auszubauen.

Saarbrücke­n bietet glänzende Voraussetz­ungen, um nicht eine isoliert englischsp­rachige Initiative voranzutre­iben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany