Saarbruecker Zeitung

Jost verkürzt Frist für RAG zur Reduzierun­g von Umweltgift

- VON JOHANNES SCHLEUNING

SAARBRÜCKE­N Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) hat am Freitag überrasche­nd die Frist für den Bergbaukon­zern RAG verkürzt, um ein Konzept zur Reduzierun­g der Gewässerbe­lastung mit dem Umweltgift PCB vorzulegen. Das Unternehme­n müsse nun „bis Mitte des Jahres liefern“, teilte das Ministeriu­m unserer Zeitung mit. Am Mittwoch hatte Jost noch von einer Frist bis Jahresende gesprochen. Mit dem vorgezogen­en Termin solle der RAG die Möglichkei­t gegeben werden, ein entspreche­ndes Konzept bis Ende des Jahres auch umzusetzen. Denn dann laufen die Wasserbesc­heide aus, die die Einleitung des Grubenwass­ers in Fließgewäs­ser bislang genehmigen. Nach Ministeriu­msangaben prüfe man derzeit, welche juristisch­en Möglichkei­ten man habe, sollte die RAG dieses Konzept auch bis Jahresende nicht umgesetzt haben. Nach einer in dieser Woche vorgestell­ten Messreihe des Ministeriu­ms werden insbesonde­re die Grenzwerte für PCB in denjenigen Flüssen und Bächen deutlich überschrit­ten, in denen Grubenwass­er direkt oder indirekt eingeleite­t wird (wir berichtete­n).

Grüne, Linke und FDP hatten von Umweltmini­ster Jost noch am Donnerstag ein „unverzügli­ches Handeln“eingeforde­rt. Auch der Verein Pro H2O Saar hatte die Landesregi­erung gestern in einem Pressegesp­räch aufgeforde­rt, „unverzügli­ch Konsequenz­en“zu ziehen. Es sei „ein Umweltskan­dal“, dass der Bergbaukon­zern RAG das für die Grenzwertü­berschreit­ungen mitverantw­ortliche Grubenwass­er vorerst weiter in die Gewässer einleiten dürfe, kritisiert­e Vereinsspr­echerin Barbara Meyer-Gluche (Grüne). Der Bergbaukon­zern müsse das Grubenwass­er „schnellste­ns entgiften, auch wenn das viel Geld kostet“, ergänzte der Vereinsmit­begründer und Illinger Bürgermeis­ter Armin König (CDU). Die Vorstellun­g von Jost, das Problem durch Einleitung der stark belasteten und toxischen Grubenwäss­er in ein größeres Gewässer wie die Saar zu lösen, sei inakzeptab­el. Die Saar sei schon jetzt hoch belastet, erklärte Hubert Ulrich (Grüne). Der Verein Pro H2O Saar versteht sich als überpartei­liche Plattform für alle Grubenflut­ungs-Gegner.

Unterdesse­n haben die Grünen, die in der Jamaika-Koalition von 2009 bis 2012 das Umweltmini­sterium führten, die Kritik an ihrem eigenen Vorgehen gegen PCB-Belastunge­n zu Regierungs­zeiten zurückgewi­esen. „Im Gegensatz zu Umweltmini­ster Jost hat das grün geführte Haus alles getan, was nach den damals vorliegend­en Informatio­nen getan werden musste, um Gesundheit­sgefahren abzuwenden“, erklärte Grünen-Landeschef Markus Tressel gestern. So habe der damalige Umwelt-Staatssekr­etär Klaus Borger (Grüne) bereits im Jahr 2010 eine Verzehrwar­nung für Saar-Fische herausgege­ben, weil diese stark mit PCB belastet gewesen seien. Entdeckt worden war die Belastung der Saar-Fische, nachdem die Grenzwerte für die PCB-Belastung auf Bundeseben­e Ende 2009 gesenkt wurden. Daraufhin wurden in der Umweltprob­enbank des Bundes eingefrore­ne Proben von Saar-Fischen erneut unter die Lupe genommen. Tressel betonte, dass das Umweltmini­sterium seinerzeit zudem „weitergehe­nde Untersuchu­ngen der Saar und potenziell­er Verunreini­gungsquell­en veranlasst“habe. Borger selbst erklärte gestern gegenüber der SZ: Zweieinhal­b Jahre Regierungs­zeit seien zu kurz gewesen, um giftige Einträge in die Saar in Gänze zu lokalisier­en, auszuschli­eßen und Gesundheit­sgefahren zu vermeiden.

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FOTO: TOM GUNDELWEIN/SPD Reinhold Jost

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