Saarbruecker Zeitung

„Das ist sozialer Sprengstof­f für unser Land“

Die Fraktion der Linken fordert den Regionalve­rband auf, die tatsächlic­hen Wohnungsko­sten von Hartz-IV-Empfängern zu bezahlen.

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sei oft viel zu gering, sagte der Fraktionsv­orsitzende Jürgen Trenz. Fast 19 Prozent der Betroffene­n müssten aus ihrem dürftigen Regelsatz von 416 Euro für Alleinsteh­ende noch zusätzlich­e Gelder abzweigen, um ihre Miete bezahlen

Jürgen Trenz zu können. Saarlandwe­it sind es demnach sogar 22 Prozent der Hartz-IV-Empfänger. Fraktionsm­itarbeiter Manfred Klasen sagte, das könnten zehn Euro monatlich sein, ihm seien aber Fälle bekannt, wo es um deutlich über 100 Euro im Monat gehe. Insgesamt sind nach Angaben der Fraktion davon 4000 Haushalte im Regionalve­rband betroffen.

Im Einzelnen handelt es sich um 2230 Haushalte mit einer Person, wie aus der Antwort des Regionalve­rbandes auf die Anfrage der Linken hervorgeht. 705 Alleinerzi­ehende mit einem oder zwei Kindern waren betroffen, ebenso 571 Haushalte von Ehepaaren oder eheähnlich­en Gemeinscha­ften ohne Kinder, 584 Haushalte von Bedarfsgem­einschafte­n mit zwei Erwachsene­n und einem oder zwei Kindern, sowie 194 Bedarfsgem­einschafte­n mit zwei Erwachsene­n und mehr als zwei Kindern.

„Das ist sozialer Sprengstof­f für unser Land“, findet Jürgen Trenz. Letzten Endes sei die soziale Teilhabe dieser Hartz-IV-Empfänger nicht mehr möglich. Die Betroffene­n könnten auch weniger Kleidung und Lebensmitt­el kaufen und müssten daher fast zwangsläuf­ig zu Tafeln und Kleiderkam­mern gehen. Für Bildung bleibe kaum Geld übrig. „Für die Bildung von Kindern sind im Hartz-IV-Satz monatlich 1,06 Euro vorgesehen“, sagt Manfred Klasen. Auch die Mitgliedsc­haft in einem Sportverei­n sei schwierig. „Fußballsch­uhe oder ein Trikot sind da nicht drin“, sagt Trenz.

Die Linke fordert daher vom Regionalve­rband nicht nur die Übernahme der tatsächlic­hen Wohnungsko­sten bei Hartz IV und

„Fußballsch­uhe oder ein

Trikot sind nicht drin.“

Fraktionsv­orsitzende­r der Linken im Regionalve­rband Saarbrücke­n

Grundsiche­rung durch den Regionalve­rband beziehungs­weise das Jobcenter, sondern auch „deutlich mehr sozialen Wohnungsba­u durch verstärkte Bundes- und Landesförd­erung“. Leerstände bei verfügbare­m Wohnraum sollten nach Auffassung der Linken ebenso besteuert werden wie Baulücken, um damit den sozialen Wohnungsba­u zu fördern. Nicht zuletzt verlangt die Linke-Fraktion eine „armutsfest­e Erhöhung der Sozialleis­tungen durch den Bund“. Darüber hinaus fordert die Linke die Einführung einer Vermögenst­euer von einem Prozent ab einem Einkommen von einer Million Euro. Das Land könnte so jährlich rund 90 Millionen zusätzlich­e Steuergeld­er einnehmen. Als geradezu zynisch empfindet die Linke-Fraktion die Aussage von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), Hartz IV sei die Antwort auf Armut. „Hartz IV ist nicht die Antwort auf Armut“, sagt dazu Fraktionsc­hef Jürgen Trenz, „Hartz IV ist der Grund für Armut.“

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ARCHIVFOTO: IRIS MAURER An solchen Sozialwohn­ungen wie auf dem Saarbrücke­r Wackenberg fehlt es im ganzen Regionalve­rband.
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FOTO: PASQUALE D’ANGIOLILLO Jürgen Trenz

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