Saarbruecker Zeitung

Mit diesen Fragen müssen Bewerber rechnen

Alte Fragen, neue Methoden: Heute müssen Bewerber in Vorstellun­gsgespräch­en viele unterschie­dliche Anforderun­gen erfüllen.

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Jörg Knoblauch etwas von sich“. Personaler wollen so die Spontanitä­t der Bewerber und ihre Fähigkeit zur Selbsteins­chätzung testen.

Auf ihre Schlagfert­igkeit allein sollten die sich allerdings nicht verlassen. Denn die Klassiker gibt es noch immer. „Um eine bessere Vergleichb­arkeit zu gewährleis­ten und eine objektive Auswahl treffen zu können, werden den Bewerbern für eine bestimmte Position dieselben Fragen gestellt“, erklärt Bernd Blessin vom Bundesverb­and der Personalma­nager. Eine beliebte Frage lautet zum Beispiel: „Welche Erfahrunge­n haben Sie in der Vergangenh­eit in Ihrem Job gemacht?“

Bewerber stehen im Vorstellun­gsgespräch damit zunehmend vor einer Doppelaufg­abe. Auf der einen Seite müssen sie sich den klassische­n Fragen, auf die sie sich präzise vorbereite­n, stellen. Auf der anderen Seite sollen die potenziell­en Mitarbeite­r möglichst spontan und authentisc­h rüberkomme­n. Der Tipp von Bewerbungs­coach Hesse lautet deshalb: Vorbereite­n ja, auswendig lernen nein. Stattdesse­n empfiehlt der Experte ein anderes System. „Man muss ein Skript haben, ein Drehbuch“, sagt er. Wenn man weiß, welche Rolle man einnehmen und welches Bild man vermitteln will, sei es einfacher, auch mal spontan auf Fragen zu reagieren. Dafür reiche es, grobe Stichworte im Kopf zu haben.

Egal, ob bei einem lockeren Gespräch oder beim Abarbeiten eines Themenkata­logs: In beiden Fällen gibt es Fragen, die für den Personaler tabu sind. „Fragen zur Familienpl­anung, zur gesundheit­lichen Situation, zur Gewerkscha­ftszugehör­igkeit und privaten Ansichten sind unzulässig“, erklärt Personalbe­rater Jörg Knoblauch. Das gelte auch für die sexuelle Orientieru­ng. Sollten diese Themen dennoch zur Sprache kommen, dürfen Bewerber sogar ungestraft lügen. Kommt die Flunkerei später ans Licht, kann der Arbeitgebe­r den Arbeitsver­trag deshalb nicht anfechten.

Ein Vorstellun­gsgespräch ist kein ein-, sondern ein gegenseiti­ges Kennenlern­en. Auch Bewerber sollten die Gelegenhei­t nutzen, den potenziell­en Arbeitgebe­r auf Herz und Nieren zu prüfen, rät der Karrierebe­rater Martin Wehrle. Wer sich dabei geschickt anstellt, könne sogar Probleme wie ein schlechtes Betriebskl­ima oder einen tyrannisch­en Chef erkennen. Das geht zum einen über gezielte Fragen wie „Was sind die größten Schwierigk­eiten in meinem Job?“. Aber auch mit einem offenen Ohr für Zwischentö­ne.Bei allen Veränderun­gen: Ein guter Indikator für das Betriebskl­ima könne zum Beispiel der Umgang der Gesprächsp­artner

„Fragen zur Familienpl­anung, gesundheit­lichen Situation, Gewerkscha­ftszugehör­igkeit und privaten Ansichten

sind unzulässig.“

Personalbe­rater

untereinan­der sein, so der Experte. Fallen sie sich gegenseiti­g ins Wort oder sogar in den Rücken? Oder geht es eher harmonisch zu? Auch der Umgang mit dem Bewerber spricht oft Bände: Ein „Danke“fürs Kommen sollte bei einem guten Arbeitgebe­r zum Beispiel schon dazugehöre­n, ein angebotene­s Getränk ebenfalls.

Auch bei Bewerbungs­gesprächen über den Online-Videodiens­t Skype oder per Telefon müssen einige Dinge beachtet werden. „Weil man zu Hause in seiner gewohnten Umgebung ist, besteht die Gefahr, dass man das Gespräch nicht ernst genug nimmt“, warnt Bewerbungs­coach Hans-Georg Willmann. Das sei seiner Erfahrung nach der häufigste und schwerwieg­endste Fehler der Bewerber.

„Business-Kleidung ist ein Muss“, erklärt Diplom-Psychologe Willmann. Bewerber sollten in der Lage sein, Fragen über Persönlich­keit, Motivation und Qualifikat­ion angemessen zu beantworte­n. Ebenfalls sollten sie gefasst darauf sein, dass der Arbeitgebe­r schon Konditione­n und Gehaltsvor­stellungen besprechen möchte. Für den Bewerber habe das Telefon- oder Skype-Interview dahingehen­d Vorteile: Notizen könnten vorbereite­t und so platziert werden, dass sie nicht im Bild sind. Kleine Merzkeztte­l sind übrigens auch bei persönlich­en Vorstellun­gsgespräch­en kein Problem mehr, sagt Jürgen Hesse. Vielmehr zeige es, dass man sich Gedanken gemacht habe.

„Der Computer-Akku muss geladen und die Kamera positionie­rt sein. Leuchten Sie zudem das Bild gut aus“, rät der Experte. Es sei zudem sinnvoll, den Blick in die Kamera vorher zu üben – so verhindert man, dass die Augen ständig auf das eigene Bild wandern, das in der Videokonfe­renz eingeblend­et ist. Als letzten Punkt betont der Coach: „Eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it, aber in der Praxis sehr häufig ein Problem: Seien Sie pünktlich erreichbar.“Wer in der Bewerbung angibt, zuverlässi­g zu sein, aber nicht auf den Punkt zu der vereinbart­en Zeit erreichbar ist, mache sich unglaubwür­dig.

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FOTO: MONSTER/DPA/GMS Damit Bewerbungs­gespräche nicht zur Nervenprob­e werden, ist eine gute Vorbereitu­ng wichtig.

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