Saarbruecker Zeitung

Der Wettstreit der Bäume im Obstgarten

Wer die Menschen wohl als Erstes mit seinen Blütenzwei­gen im Frühling erfreut?

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alle Blütensträ­ucher“, rief der Haselstrau­ch schnell. „Und überhaupt“, warf die Mirabelle ein. „Ich blühe auch im April.“„Wir auch!“, meldeten sich Aprikose, Birne, Sauerkirsc­he, Zwetschge und gleich auch wieder Pflaume und Pfirsich zu Wort. „Der April gehört uns allen.“

Trubelig ging es zu im Obstgarten. Jeder Baum beeilte sich, zu Wort zu kommen. Nur der Apfelbaum schwieg. Er war immer sehr still, wenn die Bäume aus dem Winterschl­af erwachten. Seine Zeit würde erst später kommen. Zum Ende des Aprils oder mancherort­s erst im Mai. Und wie immer würden die Leute dann sagen: „Wie schön, dass uns der Apfelbaum auch so spät noch wunderschö­ne Blütenzwei­ge schenkt!“Und dann, endlich, würden die anderen Obstbäume schweigen. Hatten sie da doch bereits genug Arbeit mit ihren unreifen Früchtchen!

Er lächelte und lauschte weiter dem Wettstreit der Bäume, von denen jeder der schönste und schnellste und beste sein wollte. Da meldete sich mit einem Summen die Bienenköni­gin zu Wort: „Streitet euch nicht! Wir Bienen brauchen eure Blüten im späten Winter genauso wie im frühen Frühling und im späten Frühling und, ach, immer sind wir hungrig und jeder Baum, der gerade blüht, ist uns lieb. Jeder zu seiner Zeit.“Da erschraken die Bäume und schwiegen. Was würde aus ihnen werden ohne die Bienen?

Nur der Haselstrau­ch warf schnell noch ein: „Und wir Haseln sind die Ersten, die den Bienen die hungrigen Bäuche nach dem langen Winter füllen. Na, was sagt ihr dazu? Die Kleinsten werden die Ersten sein.“Dieses Mal unterbrach­en die Obstbäume die Hasel nicht, und das war auch gut so.

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