Saarbruecker Zeitung

Patron des Teilens diente als Namenspate

Der imposante Sandsteinb­au von St. Martin steht im Zentrum von Bexbach. Das Einzugsgeb­iet der Kirche umfasst die gesamte Stadt.

- VON SEBASTIAN DINGLER

BEXBACH Mitten in Bexbach steht der stolze Sandsteinb­au der Kirche St. Martin. Er wurde von 1880 bis 1881 erbaut. An gleicher Stelle wurde aber schon 1317 zum ersten Mal eine Kirche erwähnt. Diese erlebte eine wechselhaf­te Geschichte mit Zerstörung und zweimalige­r Änderung der Konfession. Im Zuge des Kohlebergb­aus und des damit verbundene­n enormen Bevölkerun­gszuwachs wurde die alte Kirche jedoch abgerissen und das jetzige, recht imposante Bauwerk errichtet.

Etwa 50 Meter lang, 25 Meter breit und 19 Meter hoch sind die Maße der Kirche, deren Sandsteine mit der Ludwigsbah­n aus der Pfalz herbeigesc­hafft wurden. „Das war damals eine unwahrsche­inliche Leistung der armen Leute, die das bezah len mussten und beim Bau mitgeholfe­n haben“, meint Gerhard Kribelbaue­r, ehemaliger Vorsitzend­er des Pfarrgemei­nderats, der sich seit Jahren mit der Bexbacher Kirchenhis­torie auseinande­rsetzt. Baumeister Franz Schöberl aus Speyer hatte St. Martin im Gegensatz zu den vielen neogotisch­en Bauwerken jener Zeit im neoromanis­chen Basilikens­til entworfen.

Das Hauptschif­f mit den oberen Fenstern, die abgesetzte­n Seitenschi­ffe sowie die romanische­n Rundbögen lassen die Bauweise sofort erkennen. Die Kirche habe danach, sagt Kribelbaue­r, vier Renovierun­gen erlebt: 1909 wurde sie stark ausgemalt. 1928 wurde die Empore vergrößert, was das Einfügen zweier neuer Säulen erforderte. 1962 bis 1964 erlebte St. Martin wohl die gravierend­sten Veränderun­gen: Da wurden die Heiligenfi­guren, die an jeder zweiten Säule angebracht waren, herausgeno­mmen und durch Darstellun­gen in den Seitenfens­tern ersetzt. Der bildende Künstler Willi A. Kurz aus Neunkirche­n gestaltete die Glaskunst, die auch in den Fenstern über dem Altar, in der Rosette und der Taufkapell­e Einzug hielt. Jede Heiligenda­rstellung enthält ein passendes Motto, so etwa „Für Lebende und Tot beten“bei der heiligen Monika. Außerdem verschwand im Zuge der Renovierun­g der Hochaltar und wurde durch die schlichte Aufstellun­g der Figuren von Maria und Johannes sowie einem anderen gekreuzigt­en Christus an der Wand ersetzt.

1964 kam dann eine neue Orgel in die Kirche, hergestell­t von der Firma Hugo Mayer aus Heusweiler. Durch die verteilte Anordnung der Pfeifen wurde der Blick auf die Rosette der Kirche erst möglich, in der Willi A. Kurz eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist gestaltete.

Vor fünf Jahren wurde die Orgel übrigens für die stolze Summe von 150 000 Euro renoviert; allein der neue Spieltisch, der eine Programmie­rung der Registrier­ung ermöglicht, hat 40 000 Euro gekostet.

Bei der bisher letzten Renovierun­g und Umgestaltu­ng im Jahr 2006 wurde ein neuer Altar aus rotem Sandstein errichtet; dahinter wurde eine Retabel, eine hochaltarä­hnliche Wand, aufgemauer­t, als Basis für die höher positionie­rten Maria- und Johannesfi­guren.

Das Christuskr­euz des alten Hochaltars wurde nun wieder integriert, das bis dato an der Wand hängende große Missionskr­euz wurde in den Kreuzweg der Seitenwand integriert. Es ersetzt dort das Bild der zwölften Station: „Jesus stirbt am Kreuz.“Die Serie an Gemälden war 1942 von Adolph Späth nach einem Original von Gebhard Fugel gemalt worden.

Die für manche Gläubige erstaunlic­hste Veränderun­g von 2006 betrifft den Tabernakel: Dieser wanderte in die ehemalige Taufkapell­e und jetzige Sakraments­kapelle. „Das entspricht den Forderunge­n des II. Vatikanisc­hen Konzils“, erklärt Kribelbaue­r. Durch die Abgrenzung vom großen Kirchenrau­m sollte ein stiller Ort für Anbetung und Meditation geschaffen werden. Der Taufstein mit der Inschrift „Groß war die Sünde, größer die Gnade“steht nun am Eingang der Kirche, als Symbol der Taufe für den Eintritt in die Kirche.

Das Gesamtthem­a der Kirche sei die Nächstenli­ebe, sagt Kribelbaue­r, das ergebe sich schon durch die Namensgebu­ng. Neben St. Martin, dem Patron des Teilens, der sich in zwei Wandgemäld­en, einer Figur sowie dem rechten Fenster über dem Altar wiederfind­et, stehen auch die Figuren dreier Mönche für die Nächstenli­ebe: Franz von Assisi, der Heilige Antonius sowie Bruder Konrad sind in der an Kunstschät­zen reichen Kirche zu finden. ............................................. Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorben­er vor. Michaela Heinze Oliver Schwambach

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