Patron des Teilens diente als Namenspate
Der imposante Sandsteinbau von St. Martin steht im Zentrum von Bexbach. Das Einzugsgebiet der Kirche umfasst die gesamte Stadt.
BEXBACH Mitten in Bexbach steht der stolze Sandsteinbau der Kirche St. Martin. Er wurde von 1880 bis 1881 erbaut. An gleicher Stelle wurde aber schon 1317 zum ersten Mal eine Kirche erwähnt. Diese erlebte eine wechselhafte Geschichte mit Zerstörung und zweimaliger Änderung der Konfession. Im Zuge des Kohlebergbaus und des damit verbundenen enormen Bevölkerungszuwachs wurde die alte Kirche jedoch abgerissen und das jetzige, recht imposante Bauwerk errichtet.
Etwa 50 Meter lang, 25 Meter breit und 19 Meter hoch sind die Maße der Kirche, deren Sandsteine mit der Ludwigsbahn aus der Pfalz herbeigeschafft wurden. „Das war damals eine unwahrscheinliche Leistung der armen Leute, die das bezah len mussten und beim Bau mitgeholfen haben“, meint Gerhard Kribelbauer, ehemaliger Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, der sich seit Jahren mit der Bexbacher Kirchenhistorie auseinandersetzt. Baumeister Franz Schöberl aus Speyer hatte St. Martin im Gegensatz zu den vielen neogotischen Bauwerken jener Zeit im neoromanischen Basilikenstil entworfen.
Das Hauptschiff mit den oberen Fenstern, die abgesetzten Seitenschiffe sowie die romanischen Rundbögen lassen die Bauweise sofort erkennen. Die Kirche habe danach, sagt Kribelbauer, vier Renovierungen erlebt: 1909 wurde sie stark ausgemalt. 1928 wurde die Empore vergrößert, was das Einfügen zweier neuer Säulen erforderte. 1962 bis 1964 erlebte St. Martin wohl die gravierendsten Veränderungen: Da wurden die Heiligenfiguren, die an jeder zweiten Säule angebracht waren, herausgenommen und durch Darstellungen in den Seitenfenstern ersetzt. Der bildende Künstler Willi A. Kurz aus Neunkirchen gestaltete die Glaskunst, die auch in den Fenstern über dem Altar, in der Rosette und der Taufkapelle Einzug hielt. Jede Heiligendarstellung enthält ein passendes Motto, so etwa „Für Lebende und Tot beten“bei der heiligen Monika. Außerdem verschwand im Zuge der Renovierung der Hochaltar und wurde durch die schlichte Aufstellung der Figuren von Maria und Johannes sowie einem anderen gekreuzigten Christus an der Wand ersetzt.
1964 kam dann eine neue Orgel in die Kirche, hergestellt von der Firma Hugo Mayer aus Heusweiler. Durch die verteilte Anordnung der Pfeifen wurde der Blick auf die Rosette der Kirche erst möglich, in der Willi A. Kurz eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist gestaltete.
Vor fünf Jahren wurde die Orgel übrigens für die stolze Summe von 150 000 Euro renoviert; allein der neue Spieltisch, der eine Programmierung der Registrierung ermöglicht, hat 40 000 Euro gekostet.
Bei der bisher letzten Renovierung und Umgestaltung im Jahr 2006 wurde ein neuer Altar aus rotem Sandstein errichtet; dahinter wurde eine Retabel, eine hochaltarähnliche Wand, aufgemauert, als Basis für die höher positionierten Maria- und Johannesfiguren.
Das Christuskreuz des alten Hochaltars wurde nun wieder integriert, das bis dato an der Wand hängende große Missionskreuz wurde in den Kreuzweg der Seitenwand integriert. Es ersetzt dort das Bild der zwölften Station: „Jesus stirbt am Kreuz.“Die Serie an Gemälden war 1942 von Adolph Späth nach einem Original von Gebhard Fugel gemalt worden.
Die für manche Gläubige erstaunlichste Veränderung von 2006 betrifft den Tabernakel: Dieser wanderte in die ehemalige Taufkapelle und jetzige Sakramentskapelle. „Das entspricht den Forderungen des II. Vatikanischen Konzils“, erklärt Kribelbauer. Durch die Abgrenzung vom großen Kirchenraum sollte ein stiller Ort für Anbetung und Meditation geschaffen werden. Der Taufstein mit der Inschrift „Groß war die Sünde, größer die Gnade“steht nun am Eingang der Kirche, als Symbol der Taufe für den Eintritt in die Kirche.
Das Gesamtthema der Kirche sei die Nächstenliebe, sagt Kribelbauer, das ergebe sich schon durch die Namensgebung. Neben St. Martin, dem Patron des Teilens, der sich in zwei Wandgemälden, einer Figur sowie dem rechten Fenster über dem Altar wiederfindet, stehen auch die Figuren dreier Mönche für die Nächstenliebe: Franz von Assisi, der Heilige Antonius sowie Bruder Konrad sind in der an Kunstschätzen reichen Kirche zu finden. ............................................. Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor. Michaela Heinze Oliver Schwambach