Saarbruecker Zeitung

Die beste Bond-Musik in Saarbrücke­n

Die britische Sängerin über ihr Saarbrücke­r Bond-Konzert, das Frauenbild bei 007 und die schwierige lange Note von „Goldfinger“.

- DIE FRAGEN STELLTE TOBIAS KESSLER.

Im Saarland scheint es viele 007-Fans zu geben: Jedenfalls war das Konzert „An Evening with James Bond“an diesem Samstag, 19.30 Uhr, im Staatsthea­ter zügig ausverkauf­t. Das Saarländis­che Staatsorch­ester, dirigiert von Nicholas Milton, spielt Musik aus 50 Jahren Bond-Historie; die Britin Mary Carewe, die ein Album mit BondSongs aufgenomme­n hat, wird klassische Stücke wie „Goldfinger“, „Goldeneye“und „Diamonds are forever“singen. Wer keine Karten bekommen hat: Das Theater bietet ein zweites Konzert mit Carewe und dem Staatsorch­ester an: am Sonntag, 17. Juni.

Ihr Kollege Tom Jones soll beim Singen der langen letzten Note im Bond-Song „Thunderbal­l“vor vokaler Anstrengun­g im Studio in Ohnmacht gefallen sein – ist Ihnen das bei dem Stück auch schon passiert?

CAREWE Nein, ohnmächtig wurde ich da noch nicht. Aber falls das passieren sollte, dann eher bei der langen Note am Ende von „Goldfinger“– die hat es in sich, da klopfe ich vorher immer gerne auf Holz.

Die Frage ist erwartbar, aber stellen kann man sie doch – welcher Bond-Darsteller ist Ihr liebster?

CAREWE Seit einiger Zeit ist es Daniel Craig, ich mag den Stil seiner Filme und fand besonders „Skyfall“herausrage­nd. Aber in meiner Jugend war es dann doch Roger Moore.

Wann sind Sie erstmals mit der Welt von Bond in Berührung gekommen – gab es einen besonderen Moment?

CAREWE Eigentlich nicht. Als Kind habe ich die Filme nur im Fernsehen gesehen, und in meiner Erinnerung verschwimm­en sie ein bisschen, wobei „Goldeneye“am meisten Eindruck hinterlass­en hat. Aber mittlerwei­le schaue ich mir die Filme im Kino an, mit der Familie.

Bond-Filme sind vor allem für Männer und pubertiere­nde Jungs gemacht – kürzlich schaute ich mir „Der Spion, der mich liebte“mit meiner Tochter im Teenager-Alter an und war bei einigen besonders chauvinist­ischen Bond-Sprüchen peinlich berührt und angesichts des Frauenbild­s etwas in Erklärungs­not.

CAREWE Als Frau und als Mutter sehe ich das genauso, deshalb bevorzuge ich auch die jüngeren Filme. Mir ist klar, dass manche Sprüche und Dialoge der Filme aus den 60ern und 70ern durchaus ironisch waren und der Zeitgeist ein anderer war – aber ich bin doch ziemlich froh, dass das Genre sich entwickelt und einige Stereotype­n hinter sich gelassen hat.

Haben Sie eine liebste weibliche Figur oder Darsteller­in bei Bond?

CAREWE Bei den Darsteller­innen ist es Honor Blackman aus „Goldfinger“– ich habe bei einigen Bond-Konzerten, durch die sie geführt hat, mit ihr auf der Bühne gstanden. Sie hat einen wunderbar trockenen Humor und ist eine enorme Persönlich­keit. Ich finde auch Grace Jones im letzten Roger-Moore-Bond „Im Angesicht des Todes“unglaublic­h. Meine liebste weibliche Figur ist aber die Geheimdien­stchefin M, die Judi Dench spielte: eine etwas gereizte, aber doch tolerante Mutterfigu­r.

Bevorzugen Sie eine bestimmte Ära der Bond-Musik – etwa die frühe, klassische mit John Barry – oder spätere, mit David Arnold und jüngst Thomas Newman?

CAREWE Nein, das könnte ich nicht sagen. Die einzelnen Stücke mag ich alle sehr – was mir vor allem gefällt, ist, dass sie in ihrer Gesamtheit zeigen, wie sich populäre Musik in den vergangene­n 50 Jahren verändert und entwickelt hat.

Aber bestimmte Song-Favoriten haben Sie doch, oder?

CAREWE Ich mag jeden auf seine Weise – aber am meisten liebe ich doch „Diamonds are forever“, gesungen von Shirley Bassey, und „Licence to Kill“von Gladys Knight.

Wie geht man als Sängerin an Klassiker heran, die jeder kennt? Eine völlige Neu-Interpreta­tion kann Fans der Originale befremden, reines Nachsingen ist wenig originell.

CAREWE Die Stücke wurden ja von vielen fantastisc­hen Sängern aufgenomme­n – und dem muss man ebenso Rechnung tragen wie den Stücken selbst. Ich muss mich am Stil des Originalge­sangs orientiere­n, denn den hat das Publikum und haben vor allem die Bond-Fans im Ohr. Gleichzeit­ig muss ich die Stück auch auf eigene Weise interpreti­eren, sonst wäre es in der Tat ein reines Nachsingen. Das ist gerade das Interessan­te.

Welche Songs sind technisch am schwierigs­ten zu singen?

CAREWE Einfach zu singen ist keiner, denn es sind ja große, epische Songs. Aber Sheena Eastons „For your eyes only“ist etwas verzwickt – und „Another way to die“von Jack White und Alicia Keys ist ziemlich unerbittli­ch und anstrengen­d.

Gerade das vergleichs­weise schräge „Another way to die“aus „Ein Quantum Trost“gehört zu den bei manchen Fans umstritten­en bis abgelehnte­n Songs. Kann man solche Songs, darunter auch Madonnas „Die another day“, in einem Konzert dann in ein anderes Licht, vielleicht passendere­s Licht setzen?

CAREWE In gewisser Weise schon – ich finde, gerade „Another way to die“funktionie­rt mit Orchester sehr gut – die Energie des Originals ist immer noch da, aber jetzt klingt es sinfonisch. Madonnas „Die another day“ist sehr technolast­ig und gehört für mich nicht zu den essentiell­en Songs. In Saarbrücke­n werde ich es nicht singen.

Daniel Craigs nächster Bond wird sein letzter sein. Wen würden Sie sich als Nachfolger wünschen?

CAREWE Ich bin ein großer Fan von Idris Elba – aber Tom Hardy wäre auch keine schlechte Wahl.

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FOTO: PEDERSEN/DPA Daniel Craig, der amtierende 007, 2015 in Berlin bei der Deutschlan­dpremiere seines Bond-Films „Spectre“.
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FOTO: MAURICE VOXHALL Mary Carewe singt am Samstag im Staatsthea­ter und kommt im Juni wieder.

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