100 Festnahmen bei Rekord-Razzia im Rotlichtmilieu
Mit einer bislang beispiellosen Großrazzia ist die Bundespolizei gegen eine Rotlichtbande vorgegangen. Im Saarland wurde ein Mann verhaftet.
(dpa/SZ) Mit ihrer bisher größten Razzia hat die Bundespolizei ein illegal agierendes Bordell-Netzwerk zerschlagen, dessen Drahtzieher hunderte Menschen aus Thailand nach Deutschland geholt haben sollen. Mehr als 1500 Beamte durchsuchten gestern 62 Bordelle und Wohnungen in zwölf Bundesländern. In Saarbrücken wurde ein 34-jähriger Thailänder verhaftet. Er sei einer von sieben Personen, gegen die Haftbefehle wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Einschleusung von Prostituierten vorlagen, erklärte ein Sprecher der Bundespolizei. In der Landeshauptstadt hatten die Beamten seit dem frühen Morgen eine Einrichtung im Rotlichtmilieu durchsucht. „Wir haben mehrere Prostituierte mit illegalem Aufenthalt festgestellt“, sagte der Sprecher. Zudem sei in dem Etablissement Beweismaterial sichergestellt worden.
Deutschlandweit wurden mehr als 100 Personen vorläufig festgenommen und insgesamt sieben Haftbefehle vollstreckt. Unter Beteiligung der Spezialeinheit GSG 9 nahmen Polizisten in Siegen die Hauptverdächtigen fest, eine 59-jährige thailändische Staatsangehörige und ihren 62-jährigen deutschen Lebensgefährten. Weitere regionale Schwerpunkte neben Nordrhein-Westfalen mit 17 durchsuchten Einrichtungen waren Hessen, Niedersachsen und Baden-Württemberg.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nannte die Großrazzia einen beispiellosen Schlag gegen ein bundesweit verzweigtes Netzwerk der Organisierten Kriminalität. „Viele hunderte Frauen und Männer waren der menschenverachtenden grenzenlosen Profitgier von Schleusern über Jahre und Landesgrenzen hinweg ausgeliefert. Diesem skrupellosen Vorgehen und der sexuellen Ausbeutung in einem abscheulichen Ausmaß konnte heute ein Ende gesetzt werden.“
Die Bande soll von Siegen aus vor allem Thailänder in das bundesweite Netzwerk geschickt haben. Im Fokus der Kriminellen standen nach Erkenntnissen der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt bevorzugt Transsexuelle, die mit hohen Verdienstmöglichkeiten als Prostituierte nach Deutschland gelockt worden seien. Die Betroffenen hätten dann zumeist in Wohnungsbordellen – beispielsweise in Gewerbegebieten oder auch im ländlichen Raum – gearbeitet. Die mutmaßlichen Täter hätten so ein spezielles Segment im Rotlichtmilieu besetzen wollen. Die Generalstaatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 59-jährige Hauptbeschuldigte mit Helfern in Thailand Prostituierte angeworben und mit erschlichenen Touristen-Visa ausgestattet hat. In Deutschland angekommen, sollen sie zunächst überwiegend in drei Bordellen in Siegen gearbeitet haben. Nach einer gewissen Verweildauer, so die Staatsanwaltschaft, wurden die Prostituierten in einer Art Rotationsprinzip auf andere Bordelle verteilt.