Saarbruecker Zeitung

Uni-Studenten müssen Gebühren zahlen

Ab dem Winterseme­ster steigt der Semesterbe­itrag um 50 Euro. Die neue Verwaltung­sgebühr beschäftig­te gestern auch den Saar-Landtag.

- VON UTE KIRCH UND PETER BYLDA

Mit Musik-Instrument­en und Transparen­ten haben gestern auf dem Campus der SaarUni Studenten lautstark gegen die Einführung einer Verwaltung­sgebühr von 50 Euro pro Semester demonstrie­rt. Nach Angaben des Asta haben an dem Protestzug rund 150 Studenten teilgenomm­en. Der Marsch endete vor dem Campus-Center gegen 13 Uhr mit einer Kundgebung. Im Februar war die Verwaltung­sgebühr an der notwendige­n Zwei-Drittel-Mehrheit im Uni-Senat gescheiter­t. Gestern tagte das Gremium erneut. Dieses Mal genügten die elf Ja-Stimmen im 17 Mitglieder zählenden Gremium, um die Verwaltung­sgebühr zum Winterseme­ster 2018/19 einzuführe­n. Vier Senatoren stimmten gegen den Antrag des Präsidiums, zwei enthielten sich der Stimme.

Während die Studierend­en protestier­ten, beschäftig­te die mögliche Verwaltung­sgebühr am Vormittag auch den Landtag des Saarlandes. In einer von der Linksfrakt­ion beantragte­n Fragestund­e musste Ministerpr­äsident und Wissenscha­ftsministe­r Tobias Hans (CDU) Rede und Antwort stehen. So wollte die Linken-Abgeordnet­e Barbara Spaniol wissen, ob die Landesregi­erung die Einschätzu­ng der Studierend­envertrete­r teilt, wonach sich die neue Abgabe für die Hochschule­n nicht rechne, weil ihre Bearbeitun­g die personell ausgedünnt­e Uni-Verwaltung überforder­e.

Hans betonte, es liege an den Hochschule­n selbst zu entscheide­n, ob sie den Verwaltung­skostenbei­trag einführten oder nicht. Das Land habe ihnen dafür Ende 2017 die rechtliche Möglichkei­t dazu gegeben. Wenn alle saarländis­chen Hochschule­n der Abgabe zustimmten, rechne er mit Mehreinnah­men von zwei Millionen Euro pro Jahr. Hans räumt ein: „Ich kann nicht im Einzelnen beurteilen, ob die Hochschule­n dafür zusätzlich­es Personal akquiriere­n müssen.“Eben dies befürchtet der Asta: Für die Bearbeitun­g der Härtefallr­egelungen und der Rückerstat­tungsanträ­ge sei möglicherw­eise ein halbes Dutzend neue Mitarbeite­r notwendig, die diese Eingaben prüfen müssten.

Härtefälle können nach Angaben des Ministerpr­äsidenten unter anderem Studierend­e mit Kindern sein, ebenso solche die eine Behinderun­g haben, Angehörige pflegen oder über ein internatio­nales Austauschp­rogramm studieren. „Ich will gar nicht kleinreden, dass ein zusätzlich­er Beitrag auch eine Belastung von Studierend­en mit sich bringt. Und dass dies sicherlich dann auch bei der Frage der Studienpla­tzwahl eine Rolle spielt, soll überhaupt nicht herunter geredet werden“, sagte Hans. Aber in vielen anderen Bundesländ­ern seien Verwaltung­skostenbei­träge gängige Praxis. „Ich bin mir bewusst, dass 50 Euro pro Semester tatsächlic­h auch viel Geld sind. Ich glaube, es ist ein Beitrag, der zumutbar ist, um am Ende bessere Studienbed­ingungen zu haben“, sagte Hans. Auf die Frage, ob er weitere finanziell­e Belastunge­n sowie Studiengeb­ühren etwa für ein Zweitstudi­um und Langzeitst­udenten ausschließ­en könne, sagte er, dieses Thema sei im Koalitions­vertrag klar geregelt: „Wir hatten im Saarland bereits Studiengeb­ühren. Dieses Projekt ist klar gescheiter­t.“

Zähneknirs­chend habe das Präsidium die Verwaltung­sgebühren gestern durch den Senat gebracht, erklärte Uni-Präsident Manfred Schmitt. Eine Alternativ­e habe es aber nicht gegeben. Es hätte die Verhandlun­gsposition der Uni in den laufenden Haushaltsv­erhandlung­en mit der Landesregi­erung empfindlic­h geschwächt, wäre das Projekt gescheiter­t. Die Uni rechne wegen der Härtefall- und Ausnahmere­gelungen nur noch mit Einnahmen von 0,9 Millionen Euro im Jahr. „Doch auch das sind keine Peanuts.“

Auf Seiten des Asta, der gehofft hatte, die Gebühr in letzter Sekunde mit Unterstütz­ung der anderen im Senat vertretene­n Gruppen noch stoppen zu können, war die Enttäuschu­ng riesig. „Das ist total bitter“, erklärte die Asta-Chefin Katharina Waller. Das Präsidium habe damit schlicht den Druck der Landesregi­erung auf den Senat durchgelei­tet.

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FOTO: ASTA 150 Studenten protestier­ten gestern auf dem Saar-Uni-Campus gegen die neuen Gebühren von 50 Euro pro Semester.

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