Saarbruecker Zeitung

„RAG muss in die Puschen kommen“

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(noe) Sollte der Bergbaukon­zern RAG nicht bis Mitte des Jahres ein Konzept vorlegen, wie das Umweltgift PCB aus dem Grubenwass­er herausgefi­ltert werden kann, wird das Umweltmini­sterium eigene Vorschläge erarbeiten. Das kündigte Minister Reinhold Jost (SPD) am Mittwoch im Landtag an. „Wir werden dabei mit Blick auf die finanziell­e Seite wenig Rücksicht nehmen.“Der Konzern müsse zeigen, dass er den Ernst der Lage begriffen habe. „Wir erwarten, dass ihr in die Puschen kommt“, sagte er in Richtung der Zuständige­n. Günter Heinrich (CDU) nannte eine denkbare Lösung: ein Absinkweih­er, in dem die Schwebstof­fe, an die sich das PCB anhaftet, absinken könnten.

Die Grenzwerte für PCB werden in Sinnerbach, Fischbach und Rossel deutlich überschrit­ten. Das Umweltmini­sterium hatte deshalb die RAG, die dort Grubenwass­er einleitet, verpflicht­et, ein Konzept zur Entlastung der Gewässer vorzulegen. Der Haken: Experten sind sich einig, dass es nicht möglich ist, bis Jahresende, wenn die Genehmigun­g für die Einleitung ausläuft, eine technische Lösung umzusetzen (die SZ berichtete).

Die Linke forderte mehr Druck der Landesregi­erung auf die RAG. Sie müsse den Konzern sofort verpflicht­en, das PCB herauszufi­ltern. „Die Aufforderu­ng an die RAG kommt einfach zu spät“, sagte Dagmar Ensch-Engel. Die Zuständige­n im Unternehme­n hätten Recht, wenn sie sagten, dass eine Filteranla­ge nicht von heute auf morgen entwickelt werden könne. „Aber die Möglichkei­t dazu hätten sie schon vor acht Jahren gehabt.“Auch Lutz Hecker (AfD) forderte, den Druck auf die RAG zu erhöhen, äußerte aber Zweifel, dass sich bis Jahresende eine Lösung finden lässt.

Ensch-Engel forderte, dass im Saarland genau wie in Nordrhein-Westfalen Anlagen zur Filterung des PCB in Betrieb gehen sollten: „Warum sollte das Saarland schlechter gestellt werden als Nordrhein-Westfalen?“Minister Jost korrigiert­e: Auch dort werde das Grubenwass­er bislang nicht gereinigt. Man sei lediglich dabei, eine Pilotanlag­e einzuricht­en, um herauszufi­nden, ob sich das Wasser überhaupt vom PCB befreien lasse.

Linke und AfD lehnen einen Anstieg des Grubenwass­ers, wie ihn die RAG beantragt hat, ab. Ensch-Engel vermutete dahinter vor allem finanziell­e Interessen der RAG. CDU und SPD warfen der Linken vor, das Thema für parteipoli­tische Zwecke zu skandalisi­eren und mit den Ängsten der Menschen zu spielen. Es sei falsch, zu suggeriere­n, man könne den Anstieg einfach verbieten. Der Antrag und die rund 7000 Einwendung­en, die dazu eingegange­n sind, würden derzeit von den Behörden überprüft, sagte Eugen Roth (SPD). „Es läuft ein rechtsstaa­tliches Verfahren. Wir können nicht in eine Bananenrep­ublik übergehen.“

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