Graffiti-Minijam an der Stadenmauer
Ein Passant hatte mehrere Bilder mit Parolen besudelt. Jetzt wollen die Sprüher etwas Neues schaffen.
zu Ratlosigkeit über den Täter und seine Zerstörungswut.
Vor ein paar Wochen dann saß der Künstler Alexander Karle, welcher auch hin und wieder an der Wand malt, vormittags am Staden und traute seinen Augen nicht. Am helllichten Tag beobachtete er, wie ein Jogger erneut Sprüche anbrachte. Er bat einen Passanten Fotos zu machen und fuhr mit dem Rad auf die andere Seite, um den Täter zur Rede zu stellen. Der weit über 65-jährige Schmierer berief sich laut Karle darauf, dass es nach Oberbürgermeisterin Charlotte Britz doch jedermann erlaubt sei, hier zu malen. Außerdem berichtete Karle, dass der Schmierer erklärte, er habe mit seinen Parolen doch Recht und die Graffiti an der Stadenwand sei „undeutsch“. Karle wies ihn auf die Herkunft seiner Parolen hin und riet ihm, seine Aktivität sofort einzustellen.
Mittlerweile waren im Internet massiv die Fotos der geschändeten Graffiti verbreitet worden. Und so entstand nach Einschätzung der Graffiti-Künstler im Netz ein sehr negatives Bild von Saarbrücken. Auch wenn der Täter sein Treiben bisher eingestellt hat.
Um das Saarbrücken-Bild aus den Internetforen der Graffiti-Sprüher zu korrigieren, organisiert die Szene selbst am kommenden Samstag, 21. April, eine Graffiti-Minijam an der Wand. Zirka 50 Künstler verschiedensten Alters aus der Region werden einen Teil der Stadenwand neu bemalen und dabei ihren Gedanken und Sichtweisen folgen. Sie wollen zeigen, dass Graffiti in einer internationalen Gemeinschaft für eine offene Gesellschaft steht.
Das saarländische Ministerium für Bildung und Kultur unterstützt die Aktion und finanziert einen Grundstock an Dosen, und der Regionalverband stellt Restfarben zur Verfügung. Besucher sind eingeladen den Künstlern bei der Arbeit zuzusehen, am besten ist dies von der gegenüberliegenden Saarseite aus möglich. Fahrradfahrer werden gebeten abzusteigen.