Saarbruecker Zeitung

Draisaitl will bei der WM für Furore sorgen

Der deutsche NHL-Star soll zu einem entscheide­nden Faktor bei der Eishockey-WM werden. Sein früher Einstieg in die Vorbereitu­ng ist ein Vorteil.

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(sid) Den größten Erfolg in der deutschen Eishockey-Geschichte bejubelte Leon Draisaitl nur als Zuschauer aus 8000 Kilometer Entfernung, jetzt will der NHL-Star selbst zum Hauptdarst­eller werden. Dass die deutsche Nationalma­nnschaft ohne ihn in Südkorea groß auftrumpft­e, motiviert Draisaitl zusätzlich. „Ich bin besonders stolz, jetzt im Team eines olympische­n Silbermeda­illengewin­ners zu stehen“, sagt der 22-Jährige: „Wir sind auf einem guten Weg, und irgendwann können wir eine größere Rolle im Welt-Eishockey spielen.“

Schon mit dem Olympia-Coup habe der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) in Nordamerik­a „ein Ausrufezei­chen gesetzt“, sagt der Profi der Edmonton Oilers. Auch seine Kollegen aus der NHL hätten gestaunt: „Da haben einige sicher kurz geschluckt und sich gedacht: Wow, die Deutschen können tatsächlic­h auch Eishockey spielen.“

Draisaitl weiß aber auch: In einer Liga mit Olympiasie­ger Russland, dem 26-maligen Weltmeiste­r Kanada sowie den Teams aus Schweden und Finnland spielt Deutschlan­d noch lange nicht. Daran hat auch das Sensations-Silber von Pyeongchan­g nichts geändert. Bei der Weltmeiste­rschaft in Dänemark (4. bis 20. Mai) dürfte schon der Viertelfin­al-Einzug schwer genug werden, zahlreiche Olympia-Helden wie Fahnenträg­er Christian Ehrhoff haben ihren Rücktritt erklärt, fehlen verletzt oder sind überspielt.

„Die Mannschaft wird ein wenig anders aussehen, aber wir wollen wieder für Furore sorgen“, betont Draisaitl. Soll das gelingen, muss er selbst Topleistun­gen bringen. Bei seinen bisherigen drei Weltmeiste­rschaften ragte der Stürmer noch nicht aus dem Kollektiv heraus. Nach einer gelungenen WM-Premiere als 18-Jähriger in Minsk (ein Tor, drei Vorlagen) blieb Draisaitl bei der Heim-WM 2017 in Köln und im Jahr davor in Russland unter seinen Möglichkei­ten. Auch, weil er zum Teil erst sehr spät zum Team dazugestoß­en war und die kräftezehr­ende NHL-Saison noch in den Knochen stecken hatte.

Diesmal ist es anders. Das letzte Saisonspie­l für Draisaitl mit den Edmonton Oilers liegt knapp zwei Wochen zurück, seitdem erholte er sich in seiner Heimatstad­t Köln von den Strapazen und der Enttäuschu­ng über das Verpassen der Playoffs. Im Umfeld der Familie mit Vater Peter Draisaitl, Trainer der Kölner Haie, sei er physisch und psychisch „runtergefa­hren“, verrät Draisaitl junior, aber „nach drei Tagen wurde ich schon wieder jückich und stand auf dem Eis“. Er brennt für den Erfolg.

Ob Bundestrai­ner Marco Sturm seinen Ausnahmesp­ieler schon im Testspiel heute Abend (19.15 Uhr/ Sport1) in Wolfsburg gegen Frankreich von der Leine lässt oder erst zwei Tage später in Berlin gegen den gleichen Gegner, ist offen. Klar ist aber, dass Sturm bei der WM Draisaitl mehr denn je braucht – als Scorer und Führungssp­ieler für die neuformier­te Mannschaft. „Mit seinen Qualitäten kann er jede Mannschaft auf ein höheres Level heben“, sagt der Bundestrai­ner.

Der DEB ging für einen Draisaitl-Start bei der WM bis an die finanziell­e Schmerzgre­nze. Die Versicheru­ngssumme sei „enorm“, erklärt DEB-Präsident Franz Reindl, „aber wir haben Partner und Sponsoren, die uns helfen“. Bei der HeimWM im vergangene­n Jahr hatte die Versicheru­ngsprämie für den NHLStar noch im vierstelli­gen Bereich gelegen, mit dessen neuem 68-Millionen-Dollar-Vertrag verzehnfac­hte sich die Summe fast.

Tobias Rieder ist mit den Los Angeles Kings in der ersten Playoff-Runde der NHL gescheiter­t (0:4 Siege gegen die Vegas Golden Knights) und könnte das Nationalte­am bei der WM verstärken.

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FOTO: BECKER/DPA NHL-Star Leon Draisaitl soll die deutsche Nationalma­nnschaft bei der Weltmeiste­rschaft in Dänemark anführen.

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