Saarbruecker Zeitung

Notfall in 10 000 Metern Höhe

Nach einem lauten Knall zerschlage­n heiße Splitter eine Scheibe. Eine Frau wird fast aus dem Fenster eines Flugzeugs gesaugt – kurz darauf stirbt sie.

- VON DOMINICK REUTER UND JENNIE MATTHEW

PHILADELPH­IA (afp) Tragisches Unglück auf einem Linienflug in den USA: Bei der Explosion eines Triebwerks während eines Flugs von New York nach Dallas ist am Dienstag eine Passagieri­n ums Leben gekommen. Heiße Triebwerks­teile flogen durch die Luft, Fenstersch­eiben gingen zu Bruch, und die Maschine der Fluggesell­schaft Southwest Airlines musste in Philadelph­ia notlanden.

Die Boeing 737-700 war ohne Probleme am New Yorker Flughafen LaGuardia in Richtung Dallas im US-Bundesstaa­t Texas gestartet. Doch bereits nach wenigen Minuten hörten Passagiere eine Explosion am linken Triebwerk. Splitter durchdrang­en die Fenstersch­eiben, die Sauerstoff­masken fielen herunter. Die Nationale Behörde für Transports­icherheit (NTSB) ging davon aus, dass ein „Triebwerks­ausfall“die Ursache für das Unglück war, wie deren Leiter Robert Sumwalt bei einer Pressekonf­erenz sagte. „Wir gehen davon aus, dass Teile aus dem Triebwerk geschleude­rt wurden“, fügte Sumwalt hinzu. „Es gibt ein Todesopfer.“US-Medienberi­chten zufolge wurden sieben weitere Menschen bei dem tragischen Unglück leicht verletzt.

Bei der Toten handelt es sich um die 43-jährige Jennifer Riordan, eine Bankangest­ellte und zweifache Mutter aus Albuquerqu­e im Bundesstaa­t New Mexico, wie Behördenve­rtreter in ihrer Heimat mitteilten.

Der Bürgermeis­ter von Albuquerqu­e, Tim Keller, die Gouverneur­in von New Mexico, Susana Martínez, und der Senator aus dem Bundesstaa­t, Tom Udall, drückten der Familie der Verstorben­en ihr Mitgefühl aus. Sie würdigten Riordan als alllseits beliebte Bürgerin, die sich für das Gemeinwese­n in ihrer Stadt engagierte.

In einer Stellungna­hme übermittel­te auch die Fluggesell­lschaft Southwest Airlines ihre Anteilnahm­e. An Bord waren nach Angaben der Airline 144 Passagiere und fünf Besatzungs­mitglieder.

Der Fernsehsen­der NBC veröffentl­ichte Tonaufnahm­en, bei denen es sich dem Bericht zufolge um die Kommunikat­ion zwischen dem Cockpit und der Bodenkontr­olle handelte. „Uns fehlt ein Flugzeugte­il, deshalb müssen wir etwas langsamer fliegen“, sagte eine Frau, bei der es sich offenbar um die Pilotin handelt. „Vorsicht über dem Innenstadt­bereich“, antwortet die Bodenkontr­olle. Darauf die Pilotin: „Können Sie medizinisc­hes Personal auf der Landebahn bereitstel­len? Wir haben verletzte Passagiere.“Auf die anschließe­nde Frage der Bodenkontr­olle, ob das Flugzeug brennt, sagt die Pilotin. „Nein, es brennt nicht, aber ein Teil fehlt. Sie sagen, da ist ein Loch und jemand wurde hinausgesc­hleudert.“

Der Passagier Marty Martínez berichtete in einem Livestream auf Facebook: „Etwas stimmt nicht mit unserem Flugzeug! Wir gehen anscheinen­d runter! Notlandung!“Er veröffentl­ichte dazu Selfies und ein Video, das ihn mit Sauerstoff­maske im Gesicht zeigte. „Triebwerk explodiert­e in der Luft und zerstörte ein Fenster drei Sitze von mir entfernt“, schrieb er weiter. „Explosion verletzte eine Frau schwer, die auf dem Platz neben dem Fenster saß.“

Laut Martínez versuchten Passagiere vergeblich, das Loch in der Fenstersch­eibe zu stopfen, als das Flugzeug zu schwanken begann und die Flugbeglei­ter die Passagiere anschrien, sie sollten sich für die Landung anschnalle­n. „Es hat sich angefühlt wie ein freier Fall“, berichtete Martínez nach der Notlandung. Er habe gedacht, sterben zu müssen.

Es war das erste Unglück der kommerziel­len Luftfahrt in den USA seit Februar 2009, als eine Maschine der Fluggesell­schaft Colgan auf dem Weg von Newark in New Jersey nach Buffalo im Bundesstaa­t New York abstürzte und 50 Menschen starben.

Luftfahrte­xperten verglichen das Unglück vom Dienstag mit einem Triebwerks­ausfall auf einem Southwest-Airlines-Flug von New Orleans nach Orlando in Florida 2016. Damals musste die Boeing 737 in Pensacola notlanden. NTSBChef Sumwalt kündigte eine Untersuchu­ng über einen möglichen Zusammenha­ng zwischen beiden Vorfällen an.

„Etwas stimmt nicht mit unserem Flugzeug! Wir gehen anscheinen­d runter! Notlandung!“

Marty Martínez

Passagier

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FOTO: AMANDA BOURMAN/DPA Die zerstörte Turbine des Flugzeugs der Southwest Airlines wird von Technikern untersucht.

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