Saarbruecker Zeitung

Saarland forciert sozialen Wohnungsba­u

Bauministe­r Klaus Bouillon will allein in diesem Jahr 53 Millionen Euro für den Sozialwohn­ungsbau lockermach­en.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) will den sozialen Wohnungsba­u im Saarland neu beleben. Dafür kündigte er am Freitag ein „Aktionspro­gramm Wohnbauför­derung“an. 53 Millionen Euro aus Bundesmitt­eln sollen allein in diesem Jahr ausgeschüt­tet werden. Davon stammen 35 Millionen aus Zuschüssen für den sozialen Wohnungsba­u, die das Land in den vergangene­n zehn Jahren nicht ausgegeben hat. In diesem Jahr kämen 18 Millionen hinzu, sagte Bouillon. Für 2019 rechne man mit weiteren zwölf Millionen Euro aus Berlin für den Wohnungsba­u.

Künftig werde das Land Wohnungen in Sozialbaut­en mit 1750 Euro pro Quadratmet­er fördern, versprach der Minister. Bisher hatte das Land nur 1000 Euro geboten. Zu wenig offenbar angesichts steigender Baukosten. Denn der Sozialwohn­ungsbau in den Kommunen war zum Erliegen gekommen. Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) hatte eine Anhebung des Fördersatz­es auf 1900 Euro gefordert und verwies auf Rheinland-Pfalz. Dort schießt das Land 1800 Euro pro Quadratmet­er zu, was zum Bau von etwa 2000 Sozialwohn­ungen geführt habe.

Bouillon will mit seinem Programm darüber hinaus Familien unterstütz­en sowie helfen, dass auf dem Land Leerstände verschwind­en und Baulücken gefüllt werden. Familien mit einem Nettoeinko­mmen bis zu 45 000 Euro im Jahr sollen von der Förderung profitiere­n. Um die Entscheidu­ng für den Bau oder Kauf eines Hauses zu erleichter­n, will Bouillon bis zu 50 Prozent der Kosten per Darlehen oder Tilgungszu­schuss finanziere­n. Das Programm ist aber noch nicht beschlosse­ne Sache. Die Zustimmung der Landtagsfr­aktionen von CDU und SPD sowie des Ministerpr­äsidenten Tobias Hans (CDU) stünden aus, sagte Bouillon.

Seine Herkunft vom Lande kann und will der ehemalige Bürgermeis­ter von St. Wendel nicht verleugnen. „Wenn Sie gleich nach Hause fahren, dann schauen sie mal ganz bewusst an den Hauptstraß­en der Dörfer, wie viel Leerstand und Baulücken es dort gibt“, sagte Bauministe­r Klaus Bouillon gestern den Medienvert­retern in seinem Hause in der Saarbrücke­r Halbergstr­aße. Bei der Vorstelllu­ng seines „Aktionspro­gramms Wohnraumfö­rderung 2018“begann Bouillon auch folgericht­ig mit seinem Herzensthe­ma. „Im Raum St. Wendel haben wir 500 Baulücken. Da kommt man einfach nicht ran. Man kann die Leute nicht zwingen, die Grundstück­e zu verkaufen. Die heben sie lieber für ihre Enkel auf“, sagte Bouillon. Doch mit den 53 Millionen Euro an Bundesmitt­eln für die Förderung von Wohnraum, die Bouillon in diesem Jahr zu Verfügung stehen, will der Minister in diese Lücken stoßen und auch dem Leerstand zu Leibe rücken. 35 Millionen Euro nicht verausgabt­er Mittel habe er quasi von seinen Vorgängern „geerbt“, hatte Bouillon offen eingeräumt. 18 Millionen kommen in diesem Jahr aus Berlin hinzu, weitere zwölf Millionen könnten nächstes Jahr folgen.

Um den Familien mit einem Nettoeinko­mmen bis zu 45 000 Euro im Jahr (65 000 Euro brutto) die Entscheidu­ng für den Hausbau oder die Renovierun­g eines alten Schätzchen­s zu erleichter­n, will Bouillon bis zu 50 Prozent der Kosten per Darlehen oder Tilgungszu­schuss finanziere­n. Bouillons Modellrech­nungen dafür lauten: Bei dem Ankauf eines modernisie­rungsbedür­ftigen Eigenheims (Kaufpreis 80 000 Euro, Moderniser­ungskosten 100 000 Euro) gebe es einen Zuschuss als Darlehen bei etwa 0,7 Prozent Zinssatz von 75 000 Euro. Oder wenn diese Musterfami­lie ein Eigenheim ohne Modernisie­rung für 150 000 Euro kauft gibt Bouillon eine Förderung von 45 000 Euro dazu. Wenn die Musterfami­lie einen Neubau plant für 390 000 Euro, packt Bouillon 72 000 Euro Darlehen und 7200 Euro an Tilgungszu­schuss dazu. Zurückzahl­en muss Familie Musterfrau davon nur 64 800 Euro. „Das lohnt sich“, betonte Bauministe­r Bouillon.

Mit der Aufstockun­g der Förderung sozialer Mietwohnun­gen von 1000 Euro auf 1750 Euro pro Quadratmet­er kommt Bouillon der Forderung von Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) ein großes Stück entgegen, die sich 1900 Euro gewünscht hatte. In Saarbrücke­n hatte die städtische Siedlungsg­esellschaf­t in jüngster Zeit für knapp 31 Millionen Euro 584 Wohnungen für finanziell schwächer gestellte Menschen etwa auf der Folsterhöh­e saniert. Neue Wohnungen waren jedoch nicht entstanden. Bouillons ministerie­ller Baumeister Daniel Kempf sagte, dass im Saarland in den vergangene­n Jahren kaum Geschosswo­hnungsbau stattgefun­den habe. „Die Stadt Saarbrücke­n kommt sofort zum Zuge“, betonte Bouillon. Denn nach den Berechnung­en der Hans-Böckler-Stiftung fehlen in Saarbrücke­n für 17 000 Menschen, meist allein stehend, bezahlbare Wohnungen. Das sind Menschen, die weniger als 890 Euro im Monat zum Leben haben.

Für neue Studentenw­ohnungen will Bauministe­r Bouillon fünf Millionen Euro bereithalt­en. Er sprach dabei von einer Neustruktu­rierung des Studentenw­erks der Saar-Uni. Das hatte den Neubau der beiden Blöcke des seit 2012 leer stehenden Wohnheims D auf dem Campus ad acta gelegt.

„Die heben sie lieber für

ihre Enkel auf.“

Klaus Bouillon (CDU)

Saar-Bauministe­r zu nicht bebauten

Grundstück­en in den Dörfern

 ?? FOTO: DIETZE/DPA ?? Der saarländis­che Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU).
FOTO: DIETZE/DPA Der saarländis­che Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU).
 ?? FOTO: FOTOLIA ?? Mit den 53 Millionen Euro an Bundesmitt­eln für die Förderung von Wohnraum, die Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) in diesem Jahr zur Verfügung stehen, will er Baulücken schließen und dem Leerstand zu Leibe rücken.
FOTO: FOTOLIA Mit den 53 Millionen Euro an Bundesmitt­eln für die Förderung von Wohnraum, die Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) in diesem Jahr zur Verfügung stehen, will er Baulücken schließen und dem Leerstand zu Leibe rücken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany