Saarbruecker Zeitung

Macron will Trumps Chef-Einflüster­er sein

Frankreich­s Staatsober­haupt besucht ab Montag Washington. Dort rollt ihm der US-Präsident den roten Teppich aus: Beleg einer besonderen Beziehung.

- VON CHRISTINE LONGIN

PARIS Obwohl Donald Trump und Emmanuel Macron selten einer Meinung sind, verbindet sie mehr als nur das politische Geschäft. Zu sehen war das bereits beim ersten Händeschüt­teln, das eher zu einem Armdrücken geriet. Die Fortsetzun­g war dann harmonisch­er: Macron lud den US-Präsidente­n zum Nationalfe­iertag am 14. Juli nach Paris und fuhr alles auf, was die französisc­he Hauptstadt zu bieten hat: Empfang vor dem Invalidend­om, Abendessen auf dem Eiffelturm und Militärpar­ade auf den Champs-Elysées. „Unsere Freundscha­ft ist unzerstörb­ar“, sagte Trump hinterher begeistert. Wenige Wochen später folgte die Gegeneinla­dung nach Washington: Als erster Ausländer kommt Macron von Montag bis Mittwoch zu einem Staatsbesu­ch.

Dass die beiden Staatschef­s, die einen Altersunte­rschied von mehr als 30 Jahren haben, sich gut verstehen, kann bei der Lösung der internatio­nalen Konflikte ein Vorteil sein. Beispielsw­eise beim gemeinsame­n Angriff von französisc­her, britischer und US-Luftwaffe in Syrien. „Diese Intensität in den Beziehunge­n hat eine Rolle gespielt“, heißt es aus dem Elysée. Macron soll der Europäer sein, mit dem Trump den engsten Kontakt hat. Die Beziehunge­n zu Angela Merkel, die zwei Tage nach Macron nach Washington kommt, sind dagegen unterkühlt. „Er will Trumps europäisch­er Chef-Einflüster­er werden“, zitierte die britische BBC einen Diplomaten.

Noch bevor der US-Präsident mit der britischen Regierungs­chefin Theresa May sprach, telefonier­te er zweimal mit Macron. Dass der 40-Jährige dabei seinen Freund Donald überzeugte, in Syrien nicht härter zuzuschlag­en, will sein Umfeld allerdings nicht bestätigen. Überhaupt scheint der Einfluss Macrons nicht sehr groß zu sein. So verkündete der Staatschef in einem Fernsehint­erview, dass er Trump überzeugt habe, länger in Syrien zu bleiben – was dieser umgehend dementiere­n ließ.

Meinungsve­rschiedenh­eiten mit dem unberechen­baren Trump gibt es nicht nur in Syrien, sondern vor allem in der Frage des Irans. Der US-Präsident will bis 12. Mai entscheide­n, ob er aus dem unter seinem Vorgänger Barack Obama geschlosse­nen Atomabkomm­en aussteigt. „Das schlechtes­te Abkommen, das die USA je ausgehande­lt haben“, nannte er den Text. Keine guten Voraussetz­ungen für Macron, dem das Abkommen besonders am Herzen liegt. Eine Entscheidu­ng wird Trump wohl während Macrons Besuch nicht verkünden.

Überhaupt ist der Staatsbesu­ch eher symbolisch. Trump, der wie Macron als Außenseite­r ins Präsidente­namt kam, setzt dabei auf die großen Gesten: Er gibt für das Präsidente­npaar nicht nur ein Staatsbank­ett im Weißen Haus, sondern Trump empfängt Macron und seine Frau in Mount Vernon, auf dem Anwesen von George Washington, dem ersten US-Präsidente­n. Zuletzt war dort 1961 John F. Kennedy Gastgeber eines Präsidente­ndinners.

Aber auch Macron dürfte die Gelegenhei­t nicht verstreich­en lassen, sich selbst zu inszeniere­n. So diskutiert er am dritten Tag seines Besuchs mit Studenten und spricht eine halbe Stunde lang vor dem Kongress. Ein Anlass, ähnlich wie diese Woche im Europaparl­ament die Werte der Demokratie zu verteidige­n. Neben den offizielle­n Terminen soll der Besuch auch die Bilder eines Staatschef­s nach Frankreich bringen, der auf Augenhöhe mit den Großen der Welt ist. Viel Aufmerksam­keit liegt auf der Begegnung zwischen Brigitte Macron und Donald Trump. Beim ersten Treffen hatte der US-Präsident plump zur Première Dame, die 25 Jahre älter ist als ihr Mann, gesagt: „Du bist noch gut in Form.“

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FOTO: AFP Gute Basis: Emmanuel Macron und Donald Trump im Juli In Paris.

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