Saarbruecker Zeitung

Betriebsra­tschef glaubt nicht mehr an Hil-Privatisie­rung

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(jwo) Matthias Moseler, Betriebsra­tsvorsitze­nder der Heeresinst­andhaltung­slogistik GmbH (Hil), die auch ein Werk in St. Wendel betreibt, glaubt nicht mehr daran, dass das Unternehme­n wie geplant privatisie­rt wird. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ausschüsse dem Vorhaben noch zustimmen werden.“SZ-Informatio­nen zufolge sind für eine Privatisie­rung des bundeseige­nen Unternehme­ns Zustimmung­en des Verteidigu­ngsausschu­sses, des Haushaltsa­usschusses und des Hauptperso­nalrats nötig. Für eine Zustimmung des Hauptperso­nalrats seien noch zu viele Fragen offen, sagt Moseler. So sei völlig offen, wie nach einer Privatisie­rung die arbeitsrec­htliche Situation der Kollegen geregelt sei, die von der Bundeswehr zu Hil abgeordert sind. Auch gebe es keine Regelung für die Ausbildung­swerkstatt in St. Wendel, in der aktuell 132 Auszubilde­nde beschäftig­t seien.

Seit fast zwei Jahren treibt das Verteidigu­ngsministe­rium die Privatisie­rung der Hil-GmbH mit drei Standorten in Hessen,Brandenbur­g und dem Saarland voran. Moseler kritisiert auch, dass im Rahmen dieses Prozesses überhöhte Beraterkos­ten von über 40 Millionen Euro aufgelaufe­n seien. Er hat deshalb Untreue-Klage eingereich­t. Auch wurde kürzlich bekannt, dass die Kosten zulasten der Wartungs-Aufträge der Hil GmbH gehen sollen, das Unternehme­n also Aufträge entzogen bekommt (wir berichtete­n).

Letztlich geht Moseler davon aus, dass eine Privatisie­rung der Hil GmbH für die Bundeswehr kontraprod­uktiv wäre: „Aktuell wissen wir genau, welche Teile an den Fahrzeugen kaputt gehen und wie hoch der Wartungsau­fwand jeweils ist“, sagt Moseler. Dieses Wissen sei Grundlage für Wartungs-Ausschreib­ungen an Fremdfirme­n. „Wenn die Bundeswehr diese Expertise abgibt, ist sie bei Ausschreib­ungen quasi blind.“Hil ist schon jetzt für nur noch rund neun Prozent der Wartungen zuständig.

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