Saarbruecker Zeitung

AfD Saar diskutiert Anträge zur Abwahl Dörrs

Die innerparte­iliche Kritik am Landesvors­itzenden wird lauter. Ernste Gefahr dürfte ihm beim Parteitag aber nicht drohen.

- VON DANIEL KIRCH

Der saarländis­chen AfD steht am Sonntag in Quierschie­d ein turbulente­r Parteitag ins Haus. Mehrere Kritiker von Landeschef Josef Dörr (79) haben Anträge mit dem Ziel eingereich­t, den gesamten Landesvors­tand abzuwählen. So wirft der Merziger AfD-Vorsitzend­e Walter Steuer dem Vorstand unter anderem „mangelnde Informatio­nspolitik und unzureiche­nde Geschäftsf­ührung innerhalb des Landesverb­andes“, „parteischä­digendes Verhalten in der Neumitglie­derbearbei­tung“und „beschämend­e Darstellun­g der AfD in der Öffentlich­keit und im Landtag“vor. Der Fraktionsv­orsitzende Josef Dörr kenne das Landtagswa­hlprogramm nicht. Steuer trägt Dörr auch den von Kritikern als peinlich empfundene­n Antrag im Landtag nach, das Saarland vor Bio-Terror-Angriffen mit der Afrikanisc­hen Schweinepe­st zu schützen (die SZ berichtete).

Die innerparte­iliche Kritik an Dörr ist in letzter Zeit deutlicher vernehmbar, in zwei Fällen beschäftig­en sich auch Gerichte mit internen Konflikten. Die AfD im Landkreis St. Wendel distanzier­te sich just gestern von Dörrs Aussage über „normale“ und „kranke“Kinder in einer Landtagsde­batte über Förderschu­len (die SZ berichtete). Dörrs Äußerungen seien „diskrimini­erend und menschenve­rachtend“, sie zeigten weder Anstand noch Sensibilit­ät und sprächen „für ein Menschenbi­ld aus dem Mittelalte­r“, erklärte der Kreisvorsi­tzende Edgar Huber.

Den insgesamt vier Abwahlantr­ägen werden aber nur geringe Chancen eingeräumt – auch weil der Widerstand vor allem aus den kleineren Kreisverbä­nden kommt. Der Landtagsab­geordnete und Chef der Saarbrücke­r AfD, Rudolf Müller, hatte am Montag gesagt: „Herr Dörr steht nicht zur Dispositio­n.“Auf die Frage, ob andere Vorstandsm­itglieder zur Dispositio­n stehen, sagte er: „Könnte sein.“

Einen Abwahlantr­ag gegen den stellvertr­etenden Landesvors­itzenden und Landtagsab­geordneten Lutz Hecker, dessen Verhältnis zu Dörr seit längerem als zerrüttet gilt, gibt es aber nicht. Nach Dörrs Willen soll der Parteitag am Sonntag eine zweite Stellvertr­eter-Position schaffen – für seinen Verbündete­n Müller. Den Landesverb­and Saar sieht Dörr „auf gutem Wege“. Ein Ziel hat der Parteichef allerdings deutlich verfehlt: Bei seiner Wahl zum AfD-Landeschef 2015 hatte er das Ziel ausgegeben, die Zahl der Mitglieder bis 2017 auf 1000 zu verdreifac­hen. Aktueller Stand: 450. Auch wird die Partei 2019 nach heutigem Stand wohl nicht in allen 52 Kommunen Listen für Stadt- oder Gemeinderä­te zusammen bekommen.

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FOTO: BECKER&BREDEL Josef Dörr wird von Kritikern für die „beschämend­e Darstellun­g“der AfD nach außen verantwort­lich gemacht.

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