Saarbruecker Zeitung

Armstrong kauft sich mit fünf Millionen frei

Der einstige Radsport-Star hat eine Beilegung des Rechtsstre­its bewirkt. Seine finanziell­e Existenz ist nun nicht mehr bedroht.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert, Stefan Regel

auf eine unbeschwer­te Zukunft hoffen – von seiner Schuld und dem von ihm angerichte­ten Schaden für den Radsport konnte sich der siebenmali­ge Tour-de-France-Sieger, dem aber alle sieben Titel aberkannt wurden, dagegen nicht freikaufen.

Der lebenslang wegen Dopings gesperrte Armstrong einigte sich mit der US-Regierung und seinem Ex-Teamkolleg­en Floyd Landis auf eine Entschädig­ung in Höhe von fünf Millionen Dollar. Der Rechtsstre­it, der für Armstrong schmerzlic­he Folgen hätte haben können, ist beigelegt. Bei einer Niederlage vor Gericht hätte ihm im schlimmste­n Fall eine Schadenssu­mme von etwa 96 Millionen Dollar gedroht. „Ich bin froh, dass dieser Fall erledigt ist und ich mein Leben fortsetzen kann“, so Armstrong: „Ich bin zwar der Meinung, dass diese Klage gegen mich unfair war, versuche aber seit 2013, die volle Verantwort­ung für meine Fehler zu übernehmen.“

Landis hatte den Fall im Jahr 2010 in Gang gebracht. Seiner Klage schloss sich der Staat an, nachdem Armstrong 2013 erstmals seine Doping-Verfehlung­en eingeräumt hatte. Armstrong soll nun auch die im Zuge des Falles für Landis entstanden­en Kosten von 1,65 Millionen Dollar tragen. Die Höhe der Forderung ergab sich aus den Zahlungen, welche die halbstaatl­iche Postbehörd­e US Postal Service einst als Sponsor des Teams getätigt hatte.

Das Verfahren war schon seit dem vergangene­n Jahr erwartet worden, nun sollte der Prozess im kommenden Monat mit der Jury-Auswahl beginnen. Armstrong sollte sich wegen der Behauptung falscher Tatsachen zu Lasten des Unternehme­ns verantwort­en. US Postal Service, von 1996 bis 2004 Namensspon­sor von Armstrongs Team, forderte die Rückerstat­tung von gut 32 Millionen Dollar, die als Sponsoring ins Team investiert worden waren. Die Schadenssu­mme hätte nach US-Recht verdreifac­ht werden können.

Wie Armstrong, der wegen seiner Vergehen alle Tour-Titel zwischen 1999 und 2005 aberkannt bekam, zeigte sich auch die Gegenseite zufrieden. „Niemand steht über dem Gesetz. Dieser Vergleich zeigt, dass diejenigen, die die Regierung betrügen, zur Verantwort­ung gezogen werden“, sagte Chad Readler, der Anwalt des US-Justizmini­steriums.

Bei Armstrongs einstigen Weggefährt­en fielen die Reaktionen gespalten aus. Landis, dessen Tourde-France-Sieg von 2006 wegen Dopings aberkannt wurde, war froh, nicht vor Gericht auf Armstrong zu treffen. „Ich habe die Vergangenh­eit nicht in einem Gerichtssa­al erneut durchleben wollen. Ich denke, Lance geht das genauso“, sagte er.

Deutlich kritischer äußerte sich Betsy Andreu, die Ehefrau des einstigen Armstrong-Teamkolleg­en Frankie Andreu. Das Paar hatte früh die Dopingprak­tiken Armstrongs öffentlich gemacht und war vom Texaner daraufhin massiv angegriffe­n worden. „Klasse, Respekt und Ansehen kann man mit Geld nicht kaufen“, schrieb sie via Facebook und bezeichnet­e Armstrong als „rachsüchti­gen und unbarmherz­igen Lügner“. Für Armstrong dürfte diese Meinung kaum eine Rolle spielen. Er wolle sich nun „vielen großartige­n Dingen“in seinem Leben widmen, sagte der 46-Jährige, der neben seiner Familie diverse Schreib- und Filmprojek­te nannte: „Es gibt vieles, worauf ich mich freue.“

 ?? FOTO: FIFE/AFP ?? Sein Name ist untrennbar mit der Tour de France verbunden. Sieben Mal gewann Lance Armstrong die Frankreich-Rundfahrt.
FOTO: FIFE/AFP Sein Name ist untrennbar mit der Tour de France verbunden. Sieben Mal gewann Lance Armstrong die Frankreich-Rundfahrt.
 ??  ??
 ?? FOTO: KROPA/AP/DPA ?? Lance Armstrong ist heute 46 Jahre alt und ein wenig grau
geworden.
FOTO: KROPA/AP/DPA Lance Armstrong ist heute 46 Jahre alt und ein wenig grau geworden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany