Saarbruecker Zeitung

Opel soll sich im PSA-Konzern um die Transporte­r kümmern

- VON MICHAEL KIRCHBERGE­R

RÜSSELSHEI­M Opel gerät nach der Übernahme durch den französisc­hen PSA-Konzern (Citroën, Peugeot, DS) bei den leichten Nutzfahrze­ugen in die Bredouille. Längst sind die letzten selbst produziert­en Mini-Laster, der Opel Blitz und der Kadett Combo, Geschichte. Die Rüsselshei­mer bedienen sich seitdem bei Fiat und bei Renault. Von den Italienern haben sie bislang den Doblò bezogen, der bei Opel Combo heißt, und von Renault die beiden Transporte­r Vivaro und Movano.

Die Kooperatio­n mit Renault steht jetzt in Frage, denn PSA fertigt gemeinsam mit Fiat im süditalien­ischen Werk Val di Sangro im Rahmen der Produktion­sgemeinsch­aft Sevel (Società Europea Veicoli Leggeri – Europäisch­e Gesellscha­ft für leichte Nutzfahrze­uge) die Transporte­r Peugeot Boxer und Citroën Jumper, der bei Fiat Ducato heißt. Doch die Verträge mit Renault sind langfristi­g abgeschlos­sen. Die frühere Opel-Mutter General Motors hatte für ihre eigenen Trucks und Pick-ups aus Amerika zu Recht keine Marktchanc­en in Europa gesehen. Daher muss Opel noch eine geraume Zeit beim Konkurrent­en Renault-Nissan einkaufen. Das wurmt PSA-Chef Carlos Tavares besonders. Hatte er doch diesem Konzern selber angehört, zu dem neben Nissan und Renault seit Kurzem auch Mitsubishi zählt, bevor er ihn im Streit mit dessen Vorstandsv­orsitzende­n Carlos Goshn verließ und als Chef zu PSA wechselte.

Der Ausbau der Entwicklun­gsabteilun­gen bei Opel als Kompetenzz­entrum für Elektroant­riebe wäre ein Ansatz gewesen. Denn die stark wachsende Lieferante­nbranche verlangt dringend nach elektrifiz­ierten Fahrzeugen oder anderen alternativ­en Antrieben, um drohenden Fahrverbot­en für Dieseltran­sporter in den Städten entgegenzu­wirken. Das Know-how hierfür ist vorhanden. Im wenige Kilometer von Rüsselshei­m entfernten Mainz-Kastel haben die Opel-Entwickler den Aufbau funktionst­üchtiger Brennstoff­zellen-Autos der Hydrogen-Serie und auch der Elektroaut­omobile Ampera und Ampera-e vorangetri­eben.

Niemand will sich dazu äußern, ob mittelfris­tig ein Elektrolie­ferwagen unter der Regie der Rüsselshei­mer auf die Straßen kommen könnte. Und doch weckt der Scherz eines Mitarbeite­rs die Vermutung, dass darüber zumindest nachgedach­t wird. Schließlic­h trage die Marke ja einen Blitz im Logo. Und der ist auch auf jedwedem Schaltkast­en oder Hochspannu­ngsmast zu finden.

Aber die französisc­hen Herren haben anders entschiede­n. Opel wird die Entwicklun­g leichter Nutzfahrze­uge übertragen. Immerhin ein Schritt, egal, ob er richtig ist. Außerdem, so ist zu vernehmen, sollen die Verträge mit Renault vorzeitig gekündigt werden. Das kostet zwar Geld, wird aber unterm Strich für PSA und Opel gut sein.

Der neue Van Opel Combo Life, der baugleich mit dem Peugeot Rifter und dem Citroën Berlingo ist, zeigt, wohin der Weg führen soll. Ob bis 2020 insgesamt vier elektrifiz­ierte Modelle im Portfolio von Opel zu finden sein werden, wie es immer wieder beschworen wird, ist fraglich. Auch, ob bis 2024 in allen Baureihen eine Elektrover­sion geben wird. Das Wachstumsp­otenzial bei leichten Nutzfahrze­ugen ist zumindest gegeben. Denn gerade Fuhrparks bleiben gerne markentreu, ordern ihre Dienst-, Serviceund Lieferwage­n mit Vorliebe beim gleichen Hersteller. Vor allem die Paketdiens­te melden steigenden Bedarf an, denn der Online-Handel wächst mit großem Tempo. 2016 wurden in Deutschlan­d erstmals mehr als drei Milliarden Pakete ausgeliefe­rt, die Zahl hat sich seit der Jahrtausen­dwende nahezu verdoppelt. Branchenex­perten rechnen bis 2021 mit über vier Milliarden Auslieferu­ngen pro Jahr.

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FOTO: PSA Im Werk Hordain im Norden Frankreich­s produziere­n Peugeot und Citroën die Transporte­r-Modelle Expert und Jumpy. Die neue Konzernsch­wester Opel ist beim Bau von Transporte­rn noch vertraglic­h an Renault gebunden.

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