Deutschland sollte wieder vermitteln
Die Hoffnung, dass das Ende des Kalten Krieges vor nahezu 30 Jahren eine weltweit nachhaltige Friedensperiode und das Ende der Atomrüstung einleiten würde, hat sich nicht erfüllt. Die sogenannte Friedensdividende gelangte nie zur Auszahlung – heute gibt es mehr nuklear bewaffnete Staaten denn je. Wir erleben eine Weltgemeinschaft, die den Anschein erweckt, dass die kriegerische Auseinandersetzung zur Konfliktlösung wieder zunehmend Akzeptanz findet. Der Ex-Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, hatte bereits davor gewarnt, dass sich die Welt derzeit auf einen großen Krieg vorbereiten könnte. Politiker und militärische Führer klingen zunehmend kämpferisch und verbreiten gefährliche Doktrinen. Politische Spannungen nehmen weltweit dramatisch zu. Dabei scheinen die Machthaber verlernt zu haben, vernünftig miteinander zu reden. Merkel sagte am Ende der jüngsten Gipfelberatungen, dass es womöglich nicht bei der bloßen Verurteilung Moskaus bleiben werde. Die EU-Staaten seien bereit, „gegebenenfalls auch durch weitere Maßnahmen einheitlich zu reagieren“. Was sie mit „weitere Maßnahmen“konkret meint, ließ sie offen. Die Geschichte Russlands und Deutschlands mit in zwei Weltkriegen Millionen von Toten auf beiden Seiten sollte auf politischer Seite eigentlich zu Besonnenheit mahnen. Deutschland sollte, wie unter dem unvergessenen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, wieder zur Vermittlerrolle zurückfinden.