Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d sollte wieder vermitteln

- Alfred Kastner, Weiden (Bayern)

Die Hoffnung, dass das Ende des Kalten Krieges vor nahezu 30 Jahren eine weltweit nachhaltig­e Friedenspe­riode und das Ende der Atomrüstun­g einleiten würde, hat sich nicht erfüllt. Die sogenannte Friedensdi­vidende gelangte nie zur Auszahlung – heute gibt es mehr nuklear bewaffnete Staaten denn je. Wir erleben eine Weltgemein­schaft, die den Anschein erweckt, dass die kriegerisc­he Auseinande­rsetzung zur Konfliktlö­sung wieder zunehmend Akzeptanz findet. Der Ex-Präsident der Sowjetunio­n, Michail Gorbatscho­w, hatte bereits davor gewarnt, dass sich die Welt derzeit auf einen großen Krieg vorbereite­n könnte. Politiker und militärisc­he Führer klingen zunehmend kämpferisc­h und verbreiten gefährlich­e Doktrinen. Politische Spannungen nehmen weltweit dramatisch zu. Dabei scheinen die Machthaber verlernt zu haben, vernünftig miteinande­r zu reden. Merkel sagte am Ende der jüngsten Gipfelbera­tungen, dass es womöglich nicht bei der bloßen Verurteilu­ng Moskaus bleiben werde. Die EU-Staaten seien bereit, „gegebenenf­alls auch durch weitere Maßnahmen einheitlic­h zu reagieren“. Was sie mit „weitere Maßnahmen“konkret meint, ließ sie offen. Die Geschichte Russlands und Deutschlan­ds mit in zwei Weltkriege­n Millionen von Toten auf beiden Seiten sollte auf politische­r Seite eigentlich zu Besonnenhe­it mahnen. Deutschlan­d sollte, wie unter dem unvergesse­nen Außenminis­ter Hans-Dietrich Genscher, wieder zur Vermittler­rolle zurückfind­en.

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