Saarbruecker Zeitung

Manfred König war stets hilfsberei­t

Wie ist das, von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen? Die SZ spricht mit Angehörige­n und Freunden und stellt in einer Serie Lebenswege Verstorben­er vor. Heute: Manfred König.

- VON CAROLIN MERKEL

EPPELBORN-HIERSCHEID „Mein Vater hat bis zum Ende an ein Wunder geglaubt, erst, als er im Hospiz war, denke ich, hat er sich eingestand­en, wohin sein Weg führt“, erzählt Carsten König, Sohn des im Februar verstorben­en Manfred König, Jahrgang 1940. Der Elektromei­ster war ein waschechte­r Hierscheid­er, wie alle am Tisch betonen. „Mein Mann hat zwar manchmal gesagt, er könne sich vorstellen, mit mir nach Saarwellin­gen zu ziehen. Doch am Ende war er einfach viel zu stark mit seiner Heimat und seinem Haus verwurzelt“, erzählt Elisabeth König. Sie ist nun zum zweiten Mal Witwe geworden, findet Unterstütz­ung im gemeinsame­n Sohn Carsten, aber auch bei ihrem ältesten Sohn aus erster Ehe, Christian Conrad. Stolze 17 Jahre trennen die beiden Männer, es verbindet sie das überaus gute Verhältnis zu Vater und Stiefvater Manfred König.

„Mein Stiefvater Manfred hat mir immer und überall geholfen, es war ihm nichts zu viel“, berichtet Christian Conrad vom freundscha­ftlichen Verhältnis. Er machte ihn vor 22 Jahren zum ersten Mal zum Großvater, der leibliche Sohn Carsten bekam mit seiner Frau Bianca vor anderthalb Jahren Söhnchen Luan. „Meine Frau hat zwei Kinder in die Ehe mitgebrach­t, auch die hat er wie seine Enkel behandelt“, sagt der Sohn. Beide Männer beschreibe­n ihn als sehr guten Opa, „und er hätte sicherlich noch gerne ein paar Jahre mit den Enkeln verbracht“, sind sie sich einig. Freude macht der Nachwuchs auch Elisabeth König, die gerne viele Kinder gehabt hätte. „Als Christian drei Jahre alt war, ist mein erster Mann in Saarwellin­gen tödlich verunglück­t“, erinnert sie sich an ihr Schicksals­jahr 1965.

Es dauerte einige Jahre, bis sie sich erholt hatte, sie arbeitete in einem Schuhgesch­äft in Saarlouis, sorgte für ihren Sohn. Dann lernte sie

Elisabeth König über ihren verstorben­en Ehemann

Manfred König schließlic­h Manfred König kennen. Schließlic­h zog sie der Liebe wegen nach Hierscheid, Sohn Christian blieb in Saarwellin­gen bei der Oma.

Manfred König stammt aus einer alteingese­ssenen Hierscheid­er Familie, hat noch zwei Geschwiste­r, die ebenfalls bis heute in engem Kontakt zur Familie stehen. „Vor allem sein Bruder Franz-Josef hat sich während der Krankheit sehr intensiv um ihn gekümmert, ist oft mit ihm zur Chemo-Therapie gefahren“, sagt Carsten König.

Manfred Königs Vater war Elektriker, der Sohn trat in seine Fußstapfen, hat nach der Volksschul­e ebenfalls eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, im Jahr 1968 seinen Meisterbri­ef erworben. Bis zum Eintritt in die Rente im Jahr 2000 hat er bei der RWE gearbeitet. „Aber auch neben dem Elektrisch­en konnte mein Vater alles am Bau, hat drei Häuser mitgebaut“, erzählt der Sohn.

Im September 1978 haben Manfred und Elisabeth beschlosse­n, zu heiraten, das Glück machte Carsten im Juli 1979 komplett. Das Wohnhaus der Familie ist einen Steinwurf vom Elternhaus entfernt, „mein Mann wollte damals nicht weit weg von seiner Mutter“, verrät die Witwe. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie niemals richtig heimisch geworden ist. Ihr Mann hingegen war viele Jahre im Ortsrat aktiv, seine größte Leidenscha­ft waren seine Motorräder. „Mein Papa ist lange gefahren, erst, als er Probleme mit dem Knie bekam, hat er es aufgegeben“, erzählt Carsten König. Danach schraubte der Vater an Oldtimern, ist immer sehr gerne Auto gefahren, war sogar mehrfach beim Formel-1-Rennen in Spanien als Zuschauer dabei.

„Auch in den Urlaub, zunächst nach Spanien, später an die Nordsee, sind wir viele Jahre gefahren. Mein Papa hatte Angst vorm Fliegen, er wäre nie in ein Flugzeug gestiegen, Fernziele schieden also aus“, sagt der Sohn. Ab dem Frühjahr 2016, erinnert er sich, sei ihm aufgefalle­n, dass sein Vater deutlich abgenommen hat. „Doch zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht, erst nach einem halben Jahr konnten wir ihn dazu bewegen, zum Arzt zu gehen“, sagt Carsten König. Die Diagnose war niederschm­etternd – ein Karzinom an der Bauspeiche­ldrüse – inoperabel. „Ich weiß noch gut, Manfred hat sich alles angehört, was ihm die Ärzte erklärten, doch wahrhaben wollte er es nicht“, erinnert sich Christian Conrad. Dennoch hat er sich für den Weg der Chemo-Therapie entschiede­n. Anfangs konnte König noch Auto fahren, hat mir seiner Frau noch so einiges unternomme­n. Doch das Leben, sagt sie, wurde beschwerli­cher, schließlic­h hat ein Sturz im April vergangene­n Jahres vieles verändert. „An der Taufe unseres Sohnes Luan wollte er zum ersten Mal nicht mehr mitfeiern“, erinnert sich Sohn Carsten König. Nach der dritten Therapie kam König nur noch kurz nach Hause, gemeinsam hat sich die Familie für das Hospiz in St. Wendel entschiede­n. „Dort war mein Mann sehr gut aufgehoben“, erklärt Elisabeth König. Sonntags war die Familie noch vereint am Krankenbet­t, am frühen Mittwochmo­rgen kam der Anruf. „Ich habe alle zusammenge­trommelt, und wir haben uns von meinem Papa verabschie­det“, sagt Carsten König. „Mein Mann hat bis zum Ende immer gesagt, er will leben. Er hat viele Behandlung­en auf sich genommen, davon, dass der Krebs unheilbar war, wollte er nichts hören“, sagt seine Witwe. .............................................

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stellt die SZ im Wechsel Kirchen in der Region und Lebenswege Verstorben­er vor. Im Internet zu finden unter www.saarbrueck­erzeitung.de/lebenswege

„Mein Mann hat bis zum Ende immer gesagt, er will leben.“

Michaela Heinze Ulrich Brenner

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FOTO: FAMILIE KÖNIG/CONRAD Manfred König stand stets an der Seite seiner Frau Elisabeth.

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