Saarbruecker Zeitung

Autobahnge­sellschaft bekommt Außenstell­e

Der Bund wird 2021 für das Autobahnne­tz zuständig. Was bedeutet das für die Mitarbeite­r des Landesbetr­iebs für Straßenbau?

- VON DANIEL KIRCH

Von der „größten Reform in der Geschichte der Autobahnen“und von geradezu „historisch­en“Beschlüsse­n spricht Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU). Die 16 Landesregi­erungen sehen die Neuordnung der Straßenbau­verwaltung naturgemäß weniger euphorisch, denn sie müssen künftig auf Kompetenze­n verzichten. Bislang kümmern sich die Bundesländ­er um Planung, Bau, Betrieb und Erhaltung der Autobahnen, der Bund als Auftraggeb­er zahlt das Meiste davon. Im Saarland sind die Autobahnen Aufgabe des Landesbetr­ieb für Straßenbau (LfS) in Neunkirche­n.

Im Jahr 2021 wird der Bund sämtliche Aufgaben im Zusammenha­ng mit Autobahnen übernehmen. Genauer gesagt eine bundeseige­ne Gesellscha­ft (GmbH) mit Sitz in Berlin. Sie wird in Neunkirche­n, wo der LfS seinen Sitz hat, in Zukunft eine von bundesweit 30 Außenstell­en betreiben. Das Bundeskabi­nett muss aber noch über das Standortko­nzept entscheide­n, voraussich­tlich im Mai. Das neue Fernstraße­nbundesamt, das die Aufsicht über die Autobahnge­sellschaft führen soll, wird wahrschein­lich nach Leipzig kommen.

Der Bund verspricht sich mehr Effizienz davon, wenn anstelle der 16 Landesstra­ßenbauverw­altungen er selbst künftig für die Autobahnen zuständig wird. Die nötige Grundgeset­zänderung hatten Bundestag und Bundesrat 2017 beschlosse­n. Sie war Teil eines Pakets, zu dem auch die Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbezi­ehungen gehörte. Weil das Saarland davon profitiert, hielt sich der Widerstand gegen die Straßenbau-Reform in engen Grenzen, schließlic­h wollte man die Gesamteini­gung nicht gefährden.

Was bedeutet die Reform nun für den LfS? Von den rund 550 Mitarbeite­rn des LfS kümmert sich grob geschätzt ein Drittel um die Autobahnen. Wie viele von ihnen zur neuen Autobahnge­sellschaft wechseln, ist aber noch unklar. Das Bundesverk­ehrsminist­erium verspricht den Beschäftig­ten, dass niemand gegen seinen Willen versetzt wird. Alle wechselber­eiten Mitarbeite­r der Länder würden „unter Wahrung ihrer Besitzstän­de“übernommen, sprich: Niemand wird sich durch den Wechsel verschlech­tern. Wer nicht zum Bund wechseln will, kann Beschäftig­ter des Landes bleiben. Darauf hatte auch Saar-Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD) gedrängt.

Das Bundesverk­ehrsminist­erium hatte zuletzt bei der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz in Nürnberg über seine Pläne zur künftigen Autobahnge­sellschaft – offiziell „Infrastruk­turgesells­chaft

„Wir dürfen im Sinn der Beschäftig­ten und im Sinn der Planungssi­cherheit keine Zeit mehr verlieren.“Anke Rehlinger (SPD) Verkehrsmi­nisterin

für Autobahnen und andere Bundesfern­straßen“(IGA) – berichtet. Rehlinger sagte im Anschluss: „Endlich nennt das Bundesmini­sterium Details zu seinem Konzept. Es kommt nun aber auch darauf an, es zügig weiter zu konkretisi­eren. Wir dürfen im Sinn der Beschäftig­ten und im Sinn der Planungssi­cherheit keine Zeit mehr verlieren.“

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) des Saarlandes begrüßt die Ansiedlung einer Außenstell­e. Damit erhöhe sich die immer noch unterdurch­schnittlic­he Bundespräs­enz im Saarland, sagte Hauptgesch­äftsführer Heino Klingen. „Zudem erhalten die saarländis­chen Transport- und Bauunterne­hmen einen direkten Ansprechpa­rtner für Fragen hinsichtli­ch unserer Bundesauto­bahnen.“Der saarländis­che FDP-Vorsitzend­e Oliver Luksic, Mitglied im Verkehrsau­sschuss des Bundestage­s, fordert nun ein Konzept für den Landesbetr­ieb für Straßenbau. Mit der Einrichtun­g einer Außenstell­e in Neunkirche­n seien schnelle und wichtige Entscheidu­ngen auf Landeseben­e fällig.

„Vor allem muss sichergest­ellt werden, dass auch für den Landesstra­ßenbau Fachkräfte erhalten bleiben und unsere Landestraß­en nicht noch weiter verfallen“, sagte Luksic. Schon jetzt gebe es Personalma­ngel, weshalb für die Beschäftig­ten im Land dringend attraktive Angebote her müssten. Zudem stelle sich die Frage, ob die Bundesstra­ßen im Land nicht ebenfalls an die Bundesgese­llschaft abgegeben werden sollten.

 ?? ARCHIV-FOTO: ROLF RUPPENTHAL ?? Auch Nachtbaust­ellen gehören zum Arbeitsfel­d des Landesbetr­iebs für Straßenbau in Neunkirche­n. 2011 wurde nachts die A 620 zwischen Lisdorf und Saarlouis saniert. Künftig wird die Bundesauto­bahngesell­schaft in solchen Fällen handeln.
ARCHIV-FOTO: ROLF RUPPENTHAL Auch Nachtbaust­ellen gehören zum Arbeitsfel­d des Landesbetr­iebs für Straßenbau in Neunkirche­n. 2011 wurde nachts die A 620 zwischen Lisdorf und Saarlouis saniert. Künftig wird die Bundesauto­bahngesell­schaft in solchen Fällen handeln.

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