Saarbruecker Zeitung

Auch Einwanderi­nnen sollen den Weg zum Frauenarzt nicht scheuen

- VON ANTONIA SAAR

Knapp jeder fünfte Einwohner Deutschlan­ds hat einen Migrations­hintergrun­d, sprich: Er selbst oder seine Eltern sind aus dem Ausland zugezogen. In Völklingen beträgt der Anteil laut Zensus 27,5 Prozent. Das Berliner Robert-Koch-Institut berichtete 2015, dass diese Zuwanderer seltener Gesundheit­sleistunge­n und Früherkenn­ungsunters­uchungen in Anspruch nähmen. Grund dafür seien oft sprachlich­e und kulturelle Barrieren. Das bundesweit­e Kooperatio­nsprojekt „Bewusst – Gesund – Aktiv: Gesundheit­sförderung für Migrantinn­en im Quartier“soll die Vorbehalte abbauen.

Unter dem Motto „Integratio­n durch Partizipat­ion“wird das Projekt jetzt mit dem Völklinger Verein „Baris – Leben und leben lernen“an zehn Standorten im Saarland umgesetzt. Gemeinsam mit Zuwanderer­n sollen geeignete Maßnahmen entwickelt werden, hieß es jetzt von den Krankenkas­sen und dem Deutschen Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband (DPW).

„Es ist wichtig, mögliche Barrieren für eine Teilnahme von Menschen mit Migrations­hintergrun­d zu identifizi­eren und zusammen mit Migranten auszuräume­n“, erklärte Achim Beck, Leiter der Regionaldi­rektion Saarbrücke­n der Knappschaf­t. Vielen Einwanderi­nnen seien Frauenarzt­besuche, Impfungen oder Vorsorgeun­tersuchung­en so fremd, dass sie diese nicht wahrnähmen. Um ihnen mögliche Ängste zu nehmen, brauche es ein hohes Maß an kulturelle­r Sensibilit­ät. In Form eines gemeinsame­n gesunden Frühstücks in den Räumen von Baris etwa könnte eine gemeinsame Gesprächse­bene zwischen den Migrantinn­en und den Projektmit­arbeitern hergestell­t werden, hieß es.

Beim DPW gibt es bereits Organisati­onen, die sich um das physische wie auch psychische Wohl der Einwandere­r kümmern. Das Landesprog­ramm „Frühe Hilfen“zum Beispiel unterstütz­t Familien von der Schwangers­chaft bis zum dritten Lebensjahr des Kindes mit Familienhe­bammen, Gesundheit­spflegerin­nen oder Elternkurs­en. Die Bevölkerun­g solle mit Angeboten zur Prävention und Gesundheit­sförderung möglichst in allen Lebensphas­en und -bereichen erreicht werden können, sagte Saar-Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU). „Ich bin der festen Überzeugun­g, dass ich vieles von den Menschen, die zu uns gekommen sind, lernen konnte und umgekehrt vielleicht auch“, betonte Bachmann.

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