Saarbruecker Zeitung

Vereinte Nationen zeichnen den Nationalpa­rk Hunsrück-Hochwald aus

Aufgrund zahlreiche­r Angebote für Menschen mit körperlich­en oder mentalen Einschränk­ungen erhält das Schutzgebi­et den Titel „Nationalpa­rk für alle“.

-

(dpa) Peter Musti liebt die Natur. „Ich habe schon als Kind sehr gerne und sehr viel im Wald gespielt“, erzählt er. Mit 14 Jahren aber bekam er Kinderlähm­ung – seitdem sitzt er im Rollstuhl. „Die große Sehnsucht, in die Wildnis zu gehen, ist immer noch da“, sagt der heute 71-Jährige aus Konz bei Trier. Dies sei aber auf vielen Wegen mit Behinderun­g unmöglich. Und: „Die Natur setzt einem auch Grenzen.“

Im Nationalpa­rk Hunsrück-Hochwald hat er nun in Thranenwei­er (Kreis Birkenfeld) einen „optimalen Weg“gefunden, den er selbst mitentwick­elt hat: Einen 1,7 Kilometer langen Naturerleb­nisweg, der barrierefr­ei durch Orchideen- und Arnikawies­en führt. Und ganz neu über einen Steg oberhalb eines renaturier­tes Moores. „Wir haben hier ein wunderschö­nes Beispiel, wie Inklusion vonstatten gehen kann“, sagt Musti, der sich dort ein Zuggerät mit Rollstuhl ausgeliehe­n hat. Damit kann er eine leichte Steigung entspannt hochfahren.

Die barrierefr­eie „Inseltour“ist eines von etlichen Angeboten, mit denen der Nationalpa­rk Hunsrück-Hochwald Menschen mit körperlich­en oder mentalen Einschränk­ungen in die Natur locken will. Zum Paket gehören auch Broschüren in Blindensch­rift und leichter Sprache sowie Führungen in Gebärdensp­rache. Zwei Ranger haben die Gebärdensp­rache dazu eigens erlernt. Und: Es gibt auch noch eine Audio-Tour für Blinde. Für das alles ist der Park am Donnerstag von den Vereinten Nationen als „Nationalpa­rk für alle“ausgezeich­net worden“: Und zwar im Rahmen des Sonderwett­bewerbs „Soziale Natur Natur für alle“der UN-Dekade Biologisch­e Vielfalt. Der Nationalpa­rk Hunsrück-Hochwald ist der erste, der dieses Label bekommt. Er erstreckt sich zu rund 90 Prozent in Rheinland-Pfalz, etwa 10 Prozent der insgesamt rund 10 000 Hektar liegen im Saarland.

„Es ist schon außergewöh­nlich, dass ein Nationalpa­rk sich Barrierefr­eiheit so klar und eindeutig auf die Fahnen schreibt“, sagt der Sprecher der UN-Dekade Biologisch­e Vielfalt in Bonn. Und Volker Scherfose vom Bundesamt für Naturschut­z betont: Die Umsetzung sei „in vorbildlic­her Weise“gelungen, auch weil man von Anfang an Betroffene und viele Partner mit ins Boot geholt habe.

„Natur soll für alle erlebbar und zugänglich sein“, sagt die rheinland-pfälzische Umweltmini­sterin Ulrike Höfken (Grüne). Dieses Anliegen habe der Park seit seiner Gründung vor drei Jahren verfolgt. Und es gebe weitere Ideen: Geplant seien ein fassbares Relief vom Park für Blinde und Sehbehinde­rte, ein informelle­s Leitsystem zum Thema Moor und eine barrierefr­eie Geocaching-Tour.

Saarlands Umwelt-Staatssekr­etär Roland Krämer (SPD) sagte: „Der Nationalpa­rk steht in einer besonderen Liga mit Wattenmeer und Yellowston­e. Wir wollen aber nicht nur nach außen zeigen, was wir haben, sondern auch den Leuten, die hier wohnen.“Thranenwei­er biete nun „ein Naturerleb­nis für alle“.

 ?? HARALD TITTEL/DPA ?? Peter Musti, der Beauftragt­e für Menschen mit Behinderun­g in der Verbandsge­meinde Konz, hat den barrierefr­eien Naturerleb­nisrundweg im Nationalpa­rk Hunsrück-Hochwald mitentwick­elt.
HARALD TITTEL/DPA Peter Musti, der Beauftragt­e für Menschen mit Behinderun­g in der Verbandsge­meinde Konz, hat den barrierefr­eien Naturerleb­nisrundweg im Nationalpa­rk Hunsrück-Hochwald mitentwick­elt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany