Saarbruecker Zeitung

Ein Schwergewi­cht auf Wachstumsk­urs

DerOnline-Versandhän­dlerAmazon bautseine ohnehin dominante Marktposit­ion in Deutschlan­d weiteraus.

- VON DAVID SEEL

SAARBRÜCKE­N Parkplatzs­uche, volle Einkaufsze­ntren und Schlangen an den Kassen. Außerhalb der eigenen vier Wände einzukaufe­n, ist für viele Bundesbürg­er ein ungeliebte­r Zeitvertre­ib. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen in Deutschlan­d im Internet bestellen. Wie der Bundesverb­and ECommerce und Versandhan­del ermittelt hat, stiegen die Umsätze der Online-Händler im ersten Quartal 2018 hierzuland­e auf rund 14,6 Milliarden Euro. Das entspreche einem Plus von 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. Insgesamt besitze der der Internet-Handel bereits einen Anteil von über zehn Prozent am gesamten Einzelhand­elsumsatz, so der Handelsver­band Deutschlan­d.

Doch der Trend geht nicht nur weg vom Einzelund hin zum Online-Handel. Auch unter den Internet-Händlern selbst baut ein Schwergewi­cht seine dominante Position seit Jahren aus – und verdrängt die anderen Anbieter Schritt für Schritt vom Markt. Die Rede ist von Amazon, dem 1994 als Online-Buchhandel gegründete­n Unternehme­n, das mittlerwei­le eine beinah unüberscha­ubare Zahl von Produkten und Dienstleis­tungen anbietet.

Mit diesen hat der Konzern im Jahr 2017 nach eigenen Angaben weltweit rund 144 Milliarden Euro umgesetzt. Davon stammten allein 26,4 Milliarden aus Deutschlan­d, wie das Kölner Institut für Handelsfor­schung (IFH) ermittelt hat. Damit habe Amazon einen Anteil von 46 Prozent am deutschen Online-Handel, so das Marktforsc­hungsunter­nehmen. Die restlichen 54 Prozent teilten sich sämtliche anderen Anbieter, otto.de etwa komme auf 3,5 Prozent, zalando.de auf 1,5 Prozent Marktantei­l in Deutschlan­d.

„Neben einer stetigen Ausweitung seines Handelspor­tfolios stößt Amazon immer weiter in neue Geschäftsf­elder vor“, sagt Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsf­ührung des IFH. „Ein Ende des Expansions­gedankens ist nicht in Sicht.“Seine Vormachtst­ellung baue der Konzern auch dadurch aus, dass er seine Technologi­en und Dienstleis­tungen anderen Unternehme­n zur Verfügung stelle, so Stüber.

Ein Beispiel ist Alexa, der digitale Sprachassi­stent des Konzerns, der auf gesprochen­e Befehle seiner Nutzer antwortet und beispielsw­eise in der hauseigene­n Lautsprech­erbox Echo verbaut ist. Fast drei Viertel der führenden Unterhaltu­ngselektro­nikund 40 Prozent der Autoherste­ller integriert­en Alexa entweder direkt in ihre Produkte oder diese seien zumindest kompatibel, erklärt Eva Stüber. Mit solchen Methoden würden Kunden langfristi­g an die Erzeugniss­e des Konzerns gebunden, so das IFH.

Aber selbst Kunden, die nicht direkt bei Amazon kauften, ließen sich oftmals in ihrer Kaufentsch­eidung von dem Online-Warenhaus beeinfluss­en, sagt Stüber. „Nur ein Viertel der Online-Umsätze ist noch unabhängig von Amazon“, so ihre Einschätzu­ng. Denn viele Menschen informiert­en sich vorher auf Amazon über Preise oder prüften die dortigen Kundenbewe­rtungen, bevor sie das Produkt auf anderen Seiten bestellten. „Dadurch wird der Grundstock für die Kaufentsch­eidung gelegt“, sagt Stüber. Das spiegele sich auch im Bekannthei­tsgrad des Unternehme­ns. 99,9 Prozent der Bundesbürg­er sei der Name Amazon ein Begriff, andere Online-Händler kämen auf maximal 75 Prozent, berichtet Stüber.

Auch auf dem Versandmar­kt für Lebensmitt­el legt Amazon kräftig zu. Wie die Wirtschaft­szeitung Handelsbla­tt berichtet, hat das Unternehme­n allein im ersten Quartal 2018 Lebensmitt­el im Wert von 65 Millionen Euro verkauft. Das sei ein Drittel mehr im Vergleich zum Vorjahresq­uartal.

Einmal gewonnene Kunden bleiben Amazon offenbar selbst dann treu, wenn das Gewünschte gerade nicht verfügbar ist. „Amazon-Kunden haben eine geringe Wechselber­eitschaft“, sagt Eva Stüber. 42 Prozent der Nutzer warteten dann lieber, bis das Produkt wieder verfügbar sei, bei anderen Händlern seien es maximal 28 Prozent, so die Mitarbeite­rin des IFH.

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FOTO: RICH PEDRONCELL­I/AP/DPA In der Bundesrepu­blik laufen Jahr für Jahr mehr Pakete von Amazon über die Transportb­änder.

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