Saarbruecker Zeitung

Kriminalit­ät: Trotz sinkender Fallzahlen wächst die Angst

SPD-Sicherheit­skonferenz sollte Auswege zeigen.

- VON ANDREAS LANG Produktion dieser Seite: Alexander Mandersche­id, Frank Kohler, Marcus Kalmes

Das Fazit des Kriminolog­en Christian Pfeiffer bei der Sicherheit­skonferenz der SPD-Stadtratsf­raktion überrascht­e am Freitag die rund 100 Gäste im Rathausfes­tsaal. Er sagte: „Die Zahl der Gewalttate­n geht kontinuier­lich zurück, lediglich Cybermobbi­ng und Kriminalit­ät im Internet nehmen zu.“So weit die Statistik. Jedoch leugnet er nicht, dass das Sicherheit­sempfinden anders aussieht. Und in gewissen Bereichen habe die Zahl der Gewalttate­n tatsächlic­h zugenommen. Das lasse sich aber an entspreche­nden Fehlern festmachen. In Flüchtling­sunterkünf­ten sei es etwa vermehrt zu Auseinande­rsetzungen gekommen, wo man verfeindet­e ethnische Gruppen unter einem Dach vereint hatte.

Auch erstatten Pfeiffer zufolge Menschen heute eher Anzeige, etwa wegen Kampagnen wie „Me too“oder „Ein Nein bedeutet auch Nein.“Der Forscher nannte mit Blick auf die Bereitscha­ft, bei Konflikten zur Polizei zu gehen, weitere Phänome: „Max zeigt nicht unbedingt Moritz an. Heißt es aber Max gegen Mehmet, steigt die Prozentzah­l sofort an. Wenn es Mehmet gegen Mohammed heißt, liegt die Anzeige-Wahrschein­lichkeit bei null. Heißt es aber Mehmet gegen Igor, läuft man sofort zur Polizei.“

Weiter trage zur Angst vor Gewalttate­n bei, dass sich negative Nachrichte­n wegen der Medienviel­falt und des Internets rasant verbreiten. Fazit der anschließe­nden Diskussion: Integratio­n ist wichtigste­r Ansatzpunk­t für noch mehr Sicherheit. Beteiligt waren Oberbürger­meisterin Charlotte Britz, Udo Schneider, Leiter der Polizei in St. Johann, Stefan Pauluhn, Chef der SPD-Landtagsfr­aktion, sowie Behnaz Abdan. Sie arbeitet an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in der Forschungs­und Transferst­elle „Gesellscha­ftliche Integratio­n und Migration“.

Der Vorsitzend­e der SPD-Stadtratsf­raktion, Mirco Bertucci, bewertete die Konferenz so: „Der Vortrag von Professor Christian Pfeiffer und die Diskussion haben deutlich gemacht, dass wir dringend differenzi­erter über tatsächlic­he und gefühlte Unsicherhe­it diskutiere­n müssen. Insgesamt ist Saarbrücke­n eine sichere Stadt. Die Kriminalit­ät, insbesonde­re Gewaltdeli­kte, gehen seit vielen Jahren zurück.“Aber jede Straftat sei eine zu viel. Und gegen das Gefühl von Unsicherhe­it, von dem Bürger berichten, müsse die Politik „in unserer lebendigen, liebenswer­ten und quirligen Stadt“etwas tun. Dafür brauche die Stadt Polizeiprä­senz, insbesonde­re an den neuralgisc­hen Punkten in der Innenstadt.

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