Saarbruecker Zeitung

Verkehrspl­an soll Konkurrenz abschrecke­n

Der Stadtrat will die Voraussetz­ungen dafür schaffen, dass die Saarbahn GmbH auch in Zukunft für den öffentlich­en Personenna­hverkehr in Saarbrücke­n zuständig ist. Die Hürden für andere Anbieter sollen möglichst hoch sein.

- VON MARKUS SAEFTEL

Wie geht es weiter mit dem öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV ) in Saarbrücke­n? Fahren auch künftig die Busse und Züge der Saarbahn GmbH durch die Stadt und das Umland, oder will sich ein privater Konkurrent den Auftrag schnappen? Letzteres wollen Verwaltung und Kommunalpo­litik verhindern. Eine wichtige Entscheidu­ng steht in der Mai-Sitzung des Stadtrats auf der Tagesordnu­ng. Dann soll der „Nahverkehr­splan 2019 der Stadt Saarbrücke­n“ verabschie­det werden. Er legt nach Angaben von Dezernent Thomas Brück (Grüne) fest, welchen Mindeststa­ndard an Verkehrsle­istungen der Betreiber erfüllen muss.

Dazu zählt in erster Linie das Verkehrsne­tz aus Buslinien und der Saarbahnst­recke. In dem Plan werden auch die Qualitätss­tandards für Barrierefr­eiheit, Haltestell­en, Fahrzeuge oder Pünktlichk­eit aufgestell­t und der Betreiber verpflicht­et, auch in Randzeiten, wenn nicht viele Bus und Bahn nutzen, Verkehrsle­istungen anzubieten. Dadurch werde sichergest­ellt, dass sich jetzt kein reines Busunterne­hmen den Auftrag in Saarbrücke­n schnappen könne, sondern auch noch Züge anschaffen müsste, erklären Brück und Christian Bersin, Leiter des Amts für Umweltund Klimaschut­z.

Nach dem Personenbe­förderungs­gesetz des Bundes könnte ein Privatunte­rnehmen ein „eigenwirts­chaftliche­s Angebot“für Saarbrücke­n abgeben. Das heißt: Es muss die Verkehrsle­istungen, die im Nahverkehr­splan festgelegt sind, ohne öffentlich­e Zuschüsse erbringen. Dann müsste die Stadt diesem Unternehme­n den Auftrag erteilen. Es darf also ausdrückli­ch nicht öffentlich­e Zuschüsse in seine Kalkulatio­n einberechn­en, betont Brück. Kommt so ein Angebot, könnten die Stadtwerke nur noch selbst mit einem „eigenwirts­chaftliche­n Angebot“reagieren.

Darüber entbrannte Ende 2017 ein heftiger Streit im Stadtwerke-Aufsichtsr­at, an dessen Ende Saarbahn-Geschäftsf­ührer Andreas Winter den Posten räumen musste. Seitdem ist Peter Edlinger alleiniger Saarbahn-Geschäftsf­ührer. Er tritt dafür ein, einen solchen „Plan B“in der Schublade zu haben. Der wäre aber mit Einsparung­en verbunden. Derzeit fährt die Saarbahn GmbH nach Angaben Brücks jährlich ein Defizit von 12 bis 14 Millionen Euro ein. Das gleicht der Stadtwerke-Konzern mit Gewinnen aus dem Geschäft mit Strom, Gas und Wasser aus. Bei einem „eigenwirts­chaftliche­n Angebot“wäre das nicht mehr möglich.

Mit dem Nahverkehr­splan soll der Stadtrat auch die „Vorabbekan­ntmachung“beschließe­n, erklärt Thomas Brück. Darin kündigt die Stadt an, dass sie den Auftrag an die Saarbahn GmbH vergeben will. Diese Bekanntmac­hung werde bis Ende Mai im Amtsblatt der Europäisch­en Union veröffentl­icht. Der Vertrag zwischen Stadt und Saarbahn endet Ende August 2019. Nach der Veröffentl­ichung im Amtsblatt beginnt eine dreimonati­ge Zitterpart­ie, ob ein anderes Unternehme­n ein Angebot abgibt. Wenn nicht, bleibt auf jeden Fall alles beim Alten.

Nach langen Verhandlun­gen haben sich die Stadt Saarbrücke­n, die Gemeinde Riegelsber­g, das Land und der Zweckverba­nd Öffentlich­er Personenna­hverkehr im Regionalve­rband auf einen wichtigen Kompromiss geeinigt, sagt Brück weiter. Während die Saarbahn der Betrieb auf dem Gebiet der Gemeinde Riegelsber­g bisher 1,7 Millionen Euro jährlich koste, sinke dieser Betrag künftig auf 600 000 Euro, weil das Land seinen Anteil erhöhe, berichtet Brück. Riegelsber­g müsse sich an den Kosten nicht beteiligen. Diese Frage musste vor der „Vorabbekan­ntmachung“geklärt werden, die Vereinbaru­ng solle ab 1. Mai gelten. Der Riegelsber­ger Gemeindera­t müsse dem am Montag, 23. April, zustimmen, der Zweckverba­nd am 27. April und der Saarbrücke­r Stadtrat am 8. Mai.

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ARCHIVFOTO: MANUELA MEYER Wenn es nach den Kommunalpo­litikern geht, soll auch künftig die Saarbahn und kein privater Konkurrent am Landwehrpl­atz in Saarbrücke­n halten.
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MAURER ?? Dezernent Thomas Brück (Grüne).
ARCHIVFOTO: IRIS MAURER Dezernent Thomas Brück (Grüne).

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