Saarbruecker Zeitung

Randale überschatt­en großartige­n Erfolg

Der dreimalige DDR-Meister 1. FC Magdeburg macht den Aufstieg in die 2. Liga perfekt. Doch Chaoten sorgen für Krawalle in der Stadt.

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distanzier­te sich von den Randaliere­rn. Mit solchen Leuten könne sich der Verein nicht identifizi­eren, teilte ein Sprecher mit. Die Täter seien keine Fans, sondern eher kriminelle Kräfte.

Mannschaft, Trainer Jens Härtel und Mitarbeite­r der Geschäftss­telle waren in eine Bar an jenem Hasselbach­platz eingekehrt, die Feier lief bis in die frühen Morgenstun­den. Die Krawalle, die nach 22 Uhr zunehmend ausuferten, habe man in der Lokalität nicht mitbekomme­n. Aufgefalle­n sei indes das große Polizeiauf­gebot. Der Verein sprach sein Bedauern aus, dabei hatte er zuvor ausschließ­lich Positiv-Schlagzeil­en geschriebe­n. Der Aufstieg in die 2. Liga ist der vorläufige Höhepunkt einer steten Entwicklun­g nach turbulente­n Jahren.

Der Traditions­verein aus dem Herzen Sachsen-Anhalts wurde drei Mal DDR-Meister und holte 1974 gar den Europapoka­l der Pokalsiege­r. Als die Mauer fiel, stolperte der 1. FC Magdeburg. Von 1991 bis 2015 tingelte der frühere Spitzenclu­b zwischen Oberliga und Regionalli­ga hin und her, Anfang des neuen Jahrtausen­ds hatte sich Magdeburg gar nach dem Regionalli­ga-Aufstieg beim Etat verzettelt und musste in Folge einer Insolvenz zwangsabst­eigen.

Erst danach erholte sich der Club finanziell, startete den Neuaufbau und wuchs seit der Saison 2015/2016 in der 3. Liga zu einem Aufstiegsf­avoriten. Einen großen Anteil daran hat Trainer Jens Härtel, der mit seiner sachlich-ruhigen und unaufgereg­ten Art die Mannschaft entwickelt hat. „Es fühlt sich sehr, sehr gut an. Wir haben uns für eine außergewöh­nliche Saison belohnt“, sagte er.

Für den Osten ist der Aufstieg ein Glücksfall – und ein positiver Gegenentwu­rf in Zeiten wirtschaft­licher Nöte vieler Traditions­clubs. Die Liga- und Lokalrival­en Rot-Weiß Erfurt und Chemnitzer FC haben Insolvenza­nträge gestellt und stehen vor einer ungewissen Zukunft. „Der FCM ist derzeit der ostdeutsch­e Leuchtturm in der Liga, nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaft­lich“, sagte Manfred Zapf, Kapitän der Meisterman­nschaft. Auch DDR-Fußball-Legende Jürgen Sparwasser freute sich für seinen früheren Club, forderte aber Verstärkun­gen: „Glückwunsc­h, dass der lange Weg jetzt von Erfolg gekrönt ist. Für die 2. Liga muss die Qualität der Mannschaft aber passen.“

In der 2. Liga geht es zunächst um den Klassenver­bleib. Ausschreit­ungen wie am Samstag soll es dann nicht mehr geben. „Die Magdeburge­r haben in der Vergangenh­eit gezeigt, dass sie friedlich feiern können“, sagte Polizeispr­echer Küssner.

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FOTO: FÖRSTER/DPA Die Magdeburge­r Fans feiern nach dem 2:0-Erfolg im Heimspiel gegen Fortuna Köln den Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga. Für den Osten ist das ein Glücksfall in turbulente­n Zeiten.
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