Saarbruecker Zeitung

„Der letzte Kaiser“geht mit dem Pokal

Andres Iniesta gewinnt mit dem FC Barcelona seinen 31. Titel. Nun wechselt der 33-Jährige nach China.

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(sid) Andres Iniesta blickte wehmütig auf den Rasen und die letzten Sekunden des spanischen Pokalfinal­es, der große Kapitän des FC Barcelona hatte Tränen in den Augen. 5:0 (3:0) gegen den FC Sevilla, ein letzter magischer Abend im geliebten Trikot – so hatte er sich seinen Abschied wohl erträumt.

„Es sind sehr starke Emotionen“, sagte Iniesta, nachdem er den Pokal aus den Händen von König Felipe VI. empfangen hatte: „Ich trage die Liebe und den Respekt der Leute tief in mir.“Die Fans beider Lager hatten ihm in Madrid, der Stadt des Erzrivalen, bei seiner Auswechslu­ng kurz vor dem Schlusspfi­ff mit stehenden Ovationen noch einmal die Ehre erwiesen. „Nächste Woche“will Iniesta seinen feststehen­den Wechsel nach China bekannt geben.

Angesichts seiner wie so oft starken Leistung mit dem sehenswert­en Treffer zum 4:0 (52. Minute) kam nicht nur bei ihm Wehmut auf. Auch Papa Jose Antonio kämpfte mit den Tränen. Marca, das Hausblatt von Real Madrid, huldigte dem „letzten Kaiser“. Die katalanisc­he Zeitung Sport titelte: „Es lebe der König!“ Und AS, ebenfalls aus Madrid, flehte auf Seite 1: „Iniesta, geh’ nicht!“

Und doch: Nach 16 Jahren mit 31 Titeln – Nummer 32 in der Meistersch­aft ist nur noch einen Sieg entfernt – zieht es ihn nach Asien. Trotz Vertrags auf Lebenszeit in Barcelona. Iniesta wird für drei Jahre bei Chongqing Lifan unterschre­iben und dort auch für sein Weingut werben. Das letzte Finale des 33-Jährigen mit Barca gab denen recht, die den Abschied verfrüht nennen.

„Wir haben einen großen Iniesta gesehen, den besten seit langer Zeit“, sagte Clubpräsid­ent Josep Maria Bartomeu: „Er hat eine Epoche in diesem Verein geprägt. Wir haben den Besten der Welt, Messi, aber Iniesta war der wichtigste Spieler, den wir hatten. Er ist einzigarti­g.“So will er in Erinnerung bleiben.

Neben Iniesta trafen Luis Suarez (14./40.), Lionel Messi (31.) und Philippe Coutinho (69.), nur Real gewann in Spaniens Cupfinale je höher – 1980 gegen die eigene zweite Mannschaft (6:1). Es war der vierte Pokalerfol­g nacheinand­er für den Rekordsieg­er (30 Titel), Nationalto­rwart Marc-André ter Stegen wurde dabei wie gewohnt in der Copa del Rey von Jasper Cillessen vertreten.

„Da ist der Platz, er gehört dir. Spiel!“Mit diesen Worten schickte Louis van Gaal den jungen Iniesta einst in dessen Debüt. Fast 700 Pflichtspi­ele später wird er „einen schweren Schritt gehen“, wie sein Vater erzählte – weg von seiner großen Liebe. „Das ist ein Tag mit vielen Gefühlen“, sagte Iniesta. Vorher wolle er „den Leuten“noch die Meistersch­aft schenken. Es wäre seine neunte neben sechs Pokalsiege­n und vier (!) Triumphen in der Champions League. Sein drittes Triple blieb Iniesta verwehrt, Barca scheiterte in der Königsklas­se an AS Rom. Am Samstag war das vergessen, Iniesta drehte mit seinen Kindern Valeria und Paolo Andrea selig eine Ehrenrunde, auf der Tribüne weinten viele Fans. „Diese Zuneigung ist unbezahlba­r“, sagte Iniesta.

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FOTO: SECO/AP/DPA Stolz hält Andres Iniesta den Pokal in die Höhe. Das Finale hat sein FC Barcelona gerade in Madrid gegen den FC Sevilla mit 5:0 gewonnen.

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