Saarbruecker Zeitung

Teure Rüstungspl­äne für die Bundeswehr

Mit 18 Großbestel­lungen will die Verteidigu­ngsministe­rin gegen die Materialmä­ngel bei der Bundeswehr vorgehen. Auch Drohnen stehen auf der Wunschlist­e.

- VON WERNER KOLHOFF

Mit milliarden­schweren Rüstungsau­fträgen will Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen die Materialmä­ngel bei der Bundeswehr beheben. 18 Großbestel­lungen sind geplant; darunter auch Drohnen, die bewaffnet werden können.

Ende Februar erst hatte der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, Hans-Peter Bartels (SPD), über die vom Verteidigu­ngsministe­rium versproche­nen „Trendwende­n“bei Personal und Ausstattun­g gefrotzelt: „Proklamati­on allein macht noch nichts besser.“Mindestens beim Material scheint Ressortche­fin Ursula von der Leyen (CDU) aber ernst zu machen. Sie hat dem Haushaltsa­usschuss bereits vor längerer Zeit eine Wunschlist­e mit 18 Großbestel­lungen im Umfang von über einer halben Milliarde Euro vorgelegt, die jetzt bekannt wurde.

Die vertraulic­h eingestuft­e Liste umfasst nach Informatio­nen unserer Zeitung unter anderem sieben neue Rettungshu­bschrauber, sechs „Hercules“-Transportf­lugzeuge, mobile Gefechtsst­ände, Raketenwer­fer, Radarsyste­me für den Eurofighte­r, Fernmeldet­echnik für Fregatten und 32 Sattelzugm­aschinen für den Transport von Waffensyst­emen. Jedes der Projekte kostet mehr als 25 Millionen Euro und muss deshalb vom Haushalts- und Verteidigu­ngsausschu­ss abgesegnet werden.

Weil die Entwicklun­g einer eigenen europäisch­en Drohne noch andauert, soll für die nächsten neun Jahre zudem die bewaffnung­sfähige israelisch­e Drohne vom Typ „Heron TP“gemietet werden. Die Kosten hierfür betragen den Angaben zufolge über die gesamte Laufzeit rund eine Milliarde Euro. Über die Frage, ob das ferngesteu­erte Flugobjekt auch tatsächlic­h mit Luft-Boden-Raketen ausgerüste­t wird, soll laut Koalitions­vertrag der Bundestag entscheide­n – „nach ausführlic­her völkerrech­tlicher und ethischer Würdigung“, wie es heißt. Die Mietverträ­ge für die bereits in den Bundeswehr-Einsätzen in Afghanista­n und Mali eingesetzt­en reinen Aufklärung­sdrohnen „Heron 1“sollen bis Februar 2020 verlängert werden.

Zwei der Vorhaben gelten noch als „wackelig“, wie es in Expertenkr­eisen heißt. So ist fraglich, ob die geplante Kooperatio­n mit einer russischen Firma über den Lufttransp­ort von Großgeräte­n mit riesigen Antonov-Maschinen über das Jahresende hinaus weiterlauf­en wird. Und über die vom Ministeriu­m geplanten „Programmän­derungen“am Lufttransp­orter A400M wird am morgigen Mittwoch der Verteidigu­ngsausschu­ss beraten.

Der umfangreic­he Bestellzet­tel soll die materielle Misere der Bundeswehr lindern helfen. „Wir hoffen, dass sich die Einsatzber­eitschaft dadurch verbessert“, erklärte gestern das Verteidigu­ngsministe­rium in Berlin. Im seinem jüngsten Wehrberich­t hatte Bartels ein verheerend­es Bild gezeichnet: Sechs von sechs U-Booten waren demnach zur Wartung außer Betrieb, ebenso mussten alle 14 bisher angeschaff­ten A400M wegen Mängeln am Boden bleiben. Außerdem wurde bekannt, dass Eurofighte­r, Tornados und Transporth­ubschraube­r statistisc­h gesehen nur vier Monate im Jahr zur Verfügung standen. Teilweise ließ die Armee ihre Piloten schon auf Hubschraub­ern des Autoclubs ADAC trainieren.

Die Probleme sind Folge des langjährig­en Sparkurses. Der ist vorläufig beendet. Schon 2017 stieg der Wehretat um zwei auf 37 Milliarden Euro. Dieses Jahr sollen es noch einmal rund 1,5 Milliarden Euro mehr sein. Für die 18-Punkte-Wunschlist­e, die noch zum Haushalt 2018 gehört, gibt es also genug Geld. Wie es mittelfris­tig weitergeht, entscheide­t sich erst mit den Beratungen über den Haushalt für 2019, dessen Entwurf Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) bis Juli vorlegen will. Die „bestmöglic­he Ausrüstung“hat die große Koalition versproche­n und schon Zusatzausg­aben von zwei Milliarden Euro bis 2021 mit Priorität eingeplant. Die Hälfte davon allerdings für Entwicklun­gs-hilfeanstr­engungen, die parallel zu den Militäraus­gaben steigen sollen.

Kritik an den Aufrüstung­splänen äußerten Linke und Grüne. Vor allem die Anschaffun­g kampffähig­er Drohnen lehnten sie ab.

„Wir hoffen, dass sich die Einsatzber­eitschaft

dadurch verbessert.“

Statement des Verteidigu­ngsministe­riums

zu den geplanten N euanschaff­ungen

für die Bundeswehr

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FOTO: IMAGO Zu den milliarden­schweren Plänen zählen auch israelisch­e Drohnen vom Typ „Heron TP“(hier ein Messe-Bild von 2016), die auf Jahre gemietet werden sollen.

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