Saarbruecker Zeitung

Püttlinger verherrlic­ht Nazi-Verbrechen

- VON HÉLÈNE MAILLASSON

Die Wohnung eines Tatverdäch­tigen, der eine SS-Stele im Bitscher Land errichtet haben soll, wurde gestern von der Polizei durchsucht. In Frankreich wird gegen den Mann unter anderem wegen Verherrlic­hung von Kriegsverb­rechen ermittelt.

Im Januar hatte ein Gedenkstei­n zu Ehren einer SS-Panzergren­adier-Division auf einem Privatgelä­nde im Bitscher Land für große Empörung auf beiden Seiten der Grenze gesorgt. Eigentümer des Grundstück­s ist ein 34-jähriger Saarländer, der für die deutschen und französisc­hen Sicherheit­sbehörden kein Unbekannte­r ist. Er wird der rechtsextr­emen Vereinigun­g „Hammerskin­s“zugerechne­t (wir berichtete­n).

Gestern haben Ermittler des Staatsschu­tzes seine Wohnung in Püttlingen durchsucht. Grund dafür war ein Rechtshilf­egesuch des französisc­hen Untersuchu­ngsrichter­s aus Saargemünd. Dort wird gegen den Püttlinger K. wegen Verherrlic­hung von Kriegsverb­rechen und von Verbrechen gegen die Menschlich­keit ermittelt.

Bei der Durchsuchu­ng wurden mehrere Ordner sowie eine Festplatte und einen Computer beschlagna­hmt. Nun werden diese Beweismitt­el von den saarländis­chen Beamten gesichtet und ausgewerte­t. Ziel ist es herauszufi­nden, ob diese Dokumente im Zusammenha­ng mit den vorgeworfe­nen Taten stehen. Danach wird der Saarbrücke­r Generalsta­atsanwalt entscheide­n, ob und in welchem Umfang die sichergest­ellten Beweismitt­el den französisc­hen Behörden übergeben werden. Der Verdächtig­e K. war während der Durchsuchu­ng seiner Wohnung in Püttlingen anwesend. „Der Mann ist polizeilic­h bekannt und war zu diesem Zeitpunkt nicht zu einer Vernehmung bereit. Er wird sich nun mit seinem Verteidige­r beraten“, teilte Oberstaats­anwalt Christoph Rebmann gestern auf Anfrage mit.

In ganz Frankreich hatte die Errichtung der Stele mit dem gut lesbaren Motto „Drauf, dran und durch!“für Schlagzeil­en gesorgt. Dabei handelt es sich um die Devise der berüchtigt­en 17. SS-Panzergren­adier-Division. Ihre Mitglieder werden unter anderem beschuldig­t, am 25. August 1944 in der Gemeinde Maillé (nahe Tours) ein Massaker verübt zu haben, bei dem 124 Dorfbewohn­er, darunter viele Kinder, ermordet wurden.

Auch die deutschen Behörden haben das Grundstück im Bitscher Land schon länger im Visier, denn es gilt als Rückzugs- und Veranstalt­ungsort der rechtsextr­emen Szene. „Im grenznahen lothringis­chen Volmunster-Eschwiller verfügt die Gruppierun­g mit einem Wiesengelä­nde über eine weitere Immobilie, durch deren Vermietung für musikalisc­he Großereign­isse einerseits sowie die damit verbundene entgeltlic­he Übernahme von Ordnungsdi­ensten und Bewirtung bei Konzerten Einnahmen generiert werden“, heißt es im Lageberich­t 2016 des Landesamte­s für Verfassung­sschutz im Saarland. Im Juli 2016 trat zum Beispiel die Saar-Rechtsrock­band „Wolfsfront“auf dem Grundstück in Eschwiller auf. Laut Verfassung­sschutz waren „bis zu 150 Teilnehmer aus dem gesamten südwestdeu­tschen Raum darunter auch eine Vielzahl aus dem Saarland“dabei. Der Band war bereits 2013 ein Proberaum in Saarbrücke­n-Rußhütte fristlos gekündigt worden. Als Begründung wurde damals das neonazisti­sche Liedgut der Band angegeben.

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FOTO: LE RÉPUBLICAI­N LORRAIN Dieser Gedenkstei­n für eine SS-Panzerdivi­sion wurde im Bitscher Land aufgestell­t.

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